Am 27. November 1944 erlebte die Stadt Freiburg eine Nacht des Schreckens, als britische Bomber über den Himmel zogen und mehr als 11.500 Brandbomben abwarfen. Irene Müller, damals gerade 17 Jahre alt, stand im benachbarten Staufen und hörte das ominöse Brummen der Flugzeuge. „Das Geräusch höre ich heute noch“, erinnert sich die Zeitzeugin, die am nächsten Tag die Verwüstung in Freiburg mit eigenen Augen sah. „Es war furchtbar, die Straßen waren fast leer, und das kurz vor Weihnachten.“
Der Schrecken der Nacht
In nur 20 Minuten verwandelte sich Freiburg in ein Chaos aus Rauch und Ruinen. Insgesamt 292 Bomber der Royal Air Force ließen zwischen 19:58 und 20:18 Uhr über 3000 Sprengbomben auf die Stadt niederprasseln. Die Operation, als „Tigerfish“ bekannt, zielte darauf ab, den deutschen Widerstand zu brechen. Das Ergebnis war verheerend: Schätzungen zufolge verloren etwa 3000 Menschen ihr Leben, und der historische Altstadtkern wurde nahezu vollständig zerstört. Ein Wunder war, dass das Wahrzeichen der Stadt, der Freiburger Münster, fast unbeschadet blieb.
Der Luftangriff hatte katastrophale Folgen für die Bewohner. Fast jede Familie war betroffen, und viele Menschen flohen aus der Stadt, um in den umliegenden Kleinstädten Zuflucht zu suchen. Binnen weniger Monate verließen 40.000 Menschen Freiburg, und am Ende des Krieges lebten dort weniger als 60.000 Menschen inmitten der Trümmer.
Eine tragische Geschichte
Unter den Opfern war auch der Vater von Irene Müllers späterem Mann, dessen Schicksal bis heute ungeklärt bleibt. „Er wurde nie gefunden“, berichtet Müller. Ihr Schwiegervater war kurz vor dem Angriff nach Freiburg gefahren, um dort zu arbeiten. Irene Müller lernte ihn nie kennen, und die Familie hat bis heute keine Nachricht von ihm erhalten.
Ein Mythos umgibt die Nacht des Angriffs: Ein Erpel im Stadtpark soll mit lautem Geschnatter vor dem bevorstehenden Bombardement gewarnt haben. Viele Menschen erreichten rechtzeitig die Bunker, doch für andere kam jede Hilfe zu spät.