Die Stadt Filderstadt-Plattenhardt, eingebettet in den Landkreis Esslingen, wird derzeit zu einem einzigartigen Kunstort. Im Rahmen des Festivals „Jetzt!“ der Kulturregion Stuttgart können Wanderer hier im Weilerhau einen temporären Skulpturenpfad entdecken. Diese Holzskulpturen entstanden während eines Symposiums, das von Professor Georg Schumacher geleitet wurde.
Am 10. Oktober erwartet das Publikum zudem ein Konzert im Alten Rathaus von Esslingen, in dem die Werke der amerikanischen Komponistin Molly Joyce aufgeführt werden. Joyce, die ihre Behinderung als kreative Inspirationsquelle betrachtet, wurde von den künstlerischen Leitern des Festivals, Bernhard Herbordt und Melanie Mohren, eingeladen, ihre innovative Musik zu präsentieren. Im Rahmen dieses Festivals wird viel Wert auf Teilhabe gelegt, was in der Programmgestaltung sichtbar wird.
Künstlerische Teilhabe und Mobilität
Die Besonderheit von Molly Joyces Kompositionen wird an diesem Abend durch das Spiel von jungen Musikern unterstrichen, die nicht nur ihre Werke, sondern auch Stücke von renommierten Komponisten wie Philip Glass und Sarah Kirkland Snider spielen. Ein bemerkenswertes Merkmal des Festivals ist die Philosophie der Inklusion, die von den Kuratoren stark betont wird. „In der Kunst geht es um Teilhabe“, erklärt Herbordt.
Der österreichische Choreograf und Denker Michael Turinsky ergänzt die Veranstaltungen mit Workshops und Diskussionen über die Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderung. Seine Erlebnisse im öffentlichen Raum, etwa beim Einsatz eines Rollstuhls, verdeutlichen, wie viele Barrieren es in der Mobilität gibt. Turinsky schildert eindringlich, dass selbst in öffentlichen Verkehrsmitteln oft nicht für die Zugänglichkeit gesorgt ist.
Ein Highlight des Festivals ist die Zusammenarbeit der Kulturregion Stuttgart mit dem Podium-Festival. Selma Brauns, die Geschäftsführerin des Podium-Festivals, hebt hervor, wie wichtig es ist, dass hochwertige kulturelle Veranstaltungen über die Landeshauptstadt hinaus stattfinden. Besondere Projekte sollen Kunstfreunde ermutigen, auch in kleineren Städten die Vielfalt der Kultur zu erkunden.
Den Austausch zwischen Künstlern und der Region fördert auch Ina Penßler vom Kunstbüro Filderstadt. Sie engagiert sich stark, um die Verbindung zwischen Gesellschaft und Kunst zu stärken und wünscht sich von der Öffentlichkeit mehr Interaktion mit den Projekten. Der Skulpturenpfad im Weilerhau ist ein Beispiel dafür, wie man Kunst „niederschwellig“ präsentieren kann, sodass auch Spaziergänger auf die Arbeiten der Bildhauer aufmerksam werden.
Kunst auf dem Wasser
Das diesjährige Festival hat auch ein besonderes Augenmerk auf die Gewässer der Region gelegt. Mit einem schwimmenden Festivalfloß wurden verschiedene Stationen der Kulturregion angesteuert, um die Projekte und Kunstschaffenden vorzustellen und das Bewusstsein für die Flüsse zu schärfen, die oft noch ungenutzt sind.
Das Festival „Jetzt!“ endet am 12. Oktober mit einem finalen Ereignis auf dem Franck-Areal in Ludwigsburg, wo ab 13.30 Uhr ein Programm geboten wird, das die gesamte Vielfalt der Veranstaltungen zusammenführt. Für Interessierte bietet eine detaillierte Übersicht auf der Webseite der Kulturregion Stuttgart zahlreiche Informationen zu den letzten Festivaltagen und Programmpunkten, die bis zum Ende des Festivals highlighten werden.
Durch die Betonung auf künstlerische Teilhabe und Mobilität wird im Rahmen des Festivals ein wichtiger Diskurs angestoßen, der sowohl die Sicht auf behinderte Menschen als auch auf die Zugänglichkeit von Kunst im öffentlichen Raum betrifft. Das Engagement von Künstlern, wie Molly Joyce, und die Initiative von Festivalleitern wie Herbordt und Mohren setzen Maßstäbe für zukünftige kulturelle Projekte in der Region.
Weitere Informationen zum Festival und den letzten Veranstaltungstagen sind online abrufbar unter www.kulturregion-stuttgart.de.