In einer beeindruckenden Aktion haben die Mitglieder des Vereins „Barber Angels“ am Sonntag in der Bahnhofsmission von Friedrichshafen bedürftigen Menschen kostenlos die Haare geschnitten. Diese soziale Initiative ermöglichte es über zwanzig Personen, mit einer neuen Frisur und einem Lächeln nach Hause zu gehen. Die „Barber Angels“ sind ein international tätiger Verband, der im Jahr 2016 von Klaus Niedermaier in Biberach gegründet wurde und mittlerweile rund 800 professionelle Friseure in der ganzen Welt umfasst.
Die Initiative in Friedrichshafen entstand auf eine sehr persönliche Art und Weise. Ein ehrenamtlicher Helfer der Bahnhofsmission ließ sich die Haare von Oliver Rauch, einem „Barber Angel“, schneiden. Nach einem anregenden Gespräch wurde schnell beschlossen, eine gemeinsame Aktion ins Leben zu rufen.
Persönliche Geschichten hinter dem Friseurbesuch
Oliver Rauch, der seit sieben Jahren Teil der „Barber Angels“ ist, äußerte sich erfreut über die Möglichkeit, den Bedürftigen durch ihre Arbeit etwas Gutes zu tun. „Mit einem neuen Haarschnitt kann man das Selbstbewusstsein stärken“, erklärt er und erinnert sich an viele bewegende Geschichten seiner Klienten. Eine sehr besondere war die eines jungen Bäckermeisters aus England, der sich für eine Bewerbung vorbereitete und ihm sagte, dass er den Job bekommen hatte.
Zu den Menschen, die von dieser Aktion profitierten, gehörte auch die 35-jährige Manuela Neuhoff, die die Bahnhofsmission mit einem neuen Haarschnitt verließ. Sie erzählte von ihrem harten Schicksal: Nach der Verlust ihres Jobs auf Malta kehrte sie nach Deutschland zurück, ohne Geld und mit nur der Kleidung, die sie am Körper trug. Vier Monate lebte sie in einer Notunterkunft und kämpfte gegen Scham und Einsamkeit. Manuela entschloss sich, ihr Leben zu ändern, und fand in Friedrichshafen eine neue Wohnung. „Sucht Hilfe“, ermutigt sie andere und fügt hinzu, wie wichtig es ist, nicht aufzugeben.
Eine weitere Klientin, Andrea Fritzke, hatte ganz andere Kämpfe zu meistern. Acht Jahre lang litt sie an Alkoholabhängigkeit und umgab sich mit den falschen Leuten. Doch durch eine Therapie beim Blauen Kreuz in Kempten fand sie den Weg zurück ins Leben. Obwohl sie es sich nicht leisten könnte, zu einem teuren Friseur zu gehen, war sie begeistert von der Unterstützung der „Barber Angels“. Gemeinsam mit Manuela brachte sie sogar einen Blumenstrauß mit, um ihre Dankbarkeit auszudrücken.
Wichtiger Aufruf zur Unterstützung
Angelika Zanzinger von der Bahnhofsmission zeigte sich begeistert über die Aktion: „Das kostenlose Haarschnittangebot ist ein großartiger Service für die Bedürftigen und findet hier zum ersten Mal statt.“ Die strahlenden Gesichter der Gäste nach dem Friseurbesuch würden für sich sprechen, merkt sie an. Doch trotz des Erfolgs der Veranstaltung gibt es Herausforderungen zu bewältigen. Zanzinger macht deutlich, dass die Bahnhofsmission auf zusätzliche ehrenamtliche Helfer angewiesen ist, da die vorhandenen fünfzehn Mitarbeiter oft an ihre Grenzen stoßen.
Die „Barber Angels“ bieten nicht nur frische Frisuren, sondern auch Hoffnung und Unterstützung für Menschen in ernsten Lebenslagen. In einer Welt, in der so viele mit persönlichen Herausforderungen kämpfen, sind diese kleinen Gesten der Nächstenliebe von immenser Bedeutung und zeigen, wie wichtig Gemeinschaftshilfe in unserer Gesellschaft ist. Mehr Informationen über die „Barber Angels“ und ihre tollen Aktionen findet man hier.