Am Heiligabend fand in Biberach der traditionelle Weihnachtsbrauch „Christkindle ralassa“ statt, der viele Menschen auf den Biberacher Marktplatz zog. Der Brauch, der rund 200 Jahre alt ist, markiert für viele den Beginn des Heiligabends und zieht jährlich tausende Besucher an. Ab 17 Uhr verteilten Mitglieder des Gemeinderates 5.000 Lebkuchen an Kinder, während ein Blasorchester Weihnachtslieder spielte.
Die erste Vorbereitung für die Veranstaltung begann bereits am Nachmittag um 14 Uhr. Stefan Hirsch, Vorarbeiter im städtischen Baubetriebsamt, ist seit 22 Jahren an der Organisation beteiligt. Um 17 Uhr trafen sich die Mitarbeiter im Dachzimmer zur finalen Vorbereitung, ergänzt durch eine Funkverbindung zu Kollegen im Rathaus und auf dem Marktplatz. Um 17.30 Uhr erloschen die Lichter am Weihnachtsbaum, und die Musiker spielten die Biberacher Pastorale. Im Rahmen der Zeremonie wurde das Christkind, ein ca. 60 kg schweres Objekt, per Handkurbel hinabgelassen, was beim Publikum ein erfreutes „Aaah“ auslöste, als die Außenbeleuchtung eingeschaltet wurde.
Details zur Tradition
Die Christuspuppe, die während des Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ an der Fassade der historischen Gutermann'schen Häuser schwebte, ist knapp einen Meter groß und wird von beleuchteten Engeln und Sternen umrahmt. Ursprünglich wurde der Brauch im 19. Jahrhundert von einem Apotheker an der ehemaligen Kron-Apotheke ins Leben gerufen. 1904 übernahm die städtische Stiftung „Hospital zum Heiligen Geist“ die Veranstaltung und verlegte sie in den Spitalhof. Aufgrund wachsender Besucherzahlen wird das „Christkindle ralassa“ seit 1960 auf dem Biberacher Marktplatz gefeiert.
Nach dem Schwebemoment, das von lautem Glockengeläut der Stadtpfarrkirche begleitet wurde, erhellten sich die Lichter rund um den Marktplatz wieder. Die beeindruckende Beleuchtung wird über eine elektrische Schalttafel gesteuert, die für den reibungslosen Ablauf der Zeremonie sorgt. Die Baum- und Giebelbeleuchtung folgten auf Kommandos, die den Zuschauern ein weiteres begeistertes „Aaaaah“ entlockten.
Nach dem Event erhielten die beteiligten Arbeiter einen Schnaps, bevor der Abbau begann. Ziel war es, gegen 20 Uhr zu Hause zu sein, um den Heiligabend im Kreise der Familie zu feiern, wie auch berichtet wurde. Auch Horst Gutermann, der sein Haus für die Tradition zur Verfügung stellt, ist seit Jahren ein fester Bestandteil des Geschehens.
Für weitere Informationen zu dieser festlichen Tradition in Biberach, siehe schwaebische.de und swr.de.
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