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Abschied von der Kultwirtin: Schnitzel-Oma Konstanze Gerbig verstorben

Generationen von Menschen fanden im Gießener Lokal "Zum Bahndamm" ein zweites Zuhause. Die legendäre Wirtin Konstanze Gerbig, bekannt als "Schnitzel-Oma" oder "Mutter Gerbig", ist im Alter von 99 Jahren verstorben. Sie hinterlässt nicht nur einen unvergesslichen Eindruck in der Gastronomieszene, sondern auch viele Erinnerungen an ein Leben voller Gastfreundschaft und Fröhlichkeit. Als herausragende Figur im "Bahndamm" prägte Gerbig die Kneipenkultur über Jahrzehnte hinweg. Ihr unkonventioneller Stil und ihr herzlicher Umgang mit den Gästen machten sie zu einer lokalen Legende. Fast 70 Jahre lang war sie das matschige Herz der Kneipe. Mit bemerkenswerter Energie bediente sie auch bis zu ihrem 90. Lebensjahr die Gäste, stets in ihrem typischen weißen Kittel. Die Erinnerungen an ihre schlagfertigen Sprüche und die Freude, die sie beim Servieren ihrer berühmten Schnitzel ausstrahlte, werden den Stammgästen immer präsent bleiben.

Ein Leben für die Gastlichkeit

Konstanze Gerbig kam ursprünglich aus Bonn und fiel der Liebe zu Wilhelm Gerbig, einem Soldaten, zum Opfer. Im Jahr 1944 heiratete sie und zog nach Gießen. Nach schweren Zeiten, als ihr Mann vermisst gemeldet wurde und sie in Bonn Schutz suchte, fanden sie schließlich wieder zusammen und gründeten die Gaststätte "Zum Bahndamm". Die ersten Gäste waren Handwerker, die sich einfache, herzhafte Gerichte wünschten. Konstanzes liebevolle Art und direkten Umgang machten das Lokal bald zu einem beliebten Treffpunkt. Das Besondere an "Zum Bahndamm" war nicht nur das Essen, sondern auch die Atmosphäre. Gerbig pflegte einen Dialog mit all ihren Gästen, die aus verschiedenen Gesellschaftsschichten stammten. Ob Arbeiter, Angestellte oder Studierende—alle fühlten sich bei ihr willkommen. "Bei uns geht nichts ohne die Gäste", war ihr Motto, das zeigt, wie wichtig ihr die Meinungen ihrer Gäste waren. Die gastronomische Atmosphäre der 60er und 70er Jahre gefiel der Wirtin besonders gut. Diese Zeit war geprägt von einem Gefühl der Aufbruchsstimmung, das sie bis ins hohe Alter miterlebte. Trotz ihrer körperlichen Einschränkungen bewahrte sie sich ihren Humor und ihre Schalkhaftigkeit. Ein Spruch von ihr, der oft zitiert wird, lautet: "Die Arbeit hält mich jung - alt bin ich selber." Gerbig war ein Zeugnis dafür, dass Leidenschaft und Hingabe für den Beruf das Leben bereichern können. Obwohl der "Bahndamm" nach ihrem Rückzug von der aktiven Wirtinführung weiterhin betrieben wurde, sorgte sie auch als Seniorwirtin dafür, dass das Lokal ihren liebevollen Charakter bewahrte. Sie saß oft bei den Gästen, hielt gemütliche Gespräche und erklärte, dass die Kneipe nicht den Charakter eines Restaurants tragen wollte, sondern vielmehr eine "Dorfgaststätte mitten in Gießen" war. Die Hintergründe ihrer Einflussnahme auf die Gießener Gastronomieszene sind vielfältig. Durch ihre unverblümte Art schaffte sie es, Generationen zu verbinden. "Ich bin halt ein Urgestein", so bezeichnete sie sich selbst, und diese Authentizität machte sie so beliebt. Die Lösung von Konflikten oder die subtile Kritik an unhöflichen Gästen fielen in ihre sarkastische Art, was ihr den Titel "Service-Erlebnis der skurrilen Art" einbrachte, der auch in verschiedenen Internetforen diskutiert wurde. Ein Leben für die Menschen und die Gastronomie – dies war das Erbe von Konstanze Gerbig. Ihr Tod hinterlässt nicht nur eine Lücke in der Gießener Kneipenszene, sondern auch viele schöne Erinnerungen an die Zeit, die Gäste mit ihr verbrachten. Ein Bericht über ihr bemerkenswertes Leben kann auf www.giessener-allgemeine.de nachgelesen werden.


Details zur Meldung
Genauer Ort bekannt?
Riegelpfad, 35398 Gießen, Deutschland
Quelle
giessener-allgemeine.de

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