Lieferando kündigt hunderte Fahrer: Der Verzicht auf Festanstellung!

Wien, Österreich - Lieferando, der führende Essenslieferdienst in Österreich, steht vor einem tiefgreifenden Umbruch. Nach monatelangen Verhandlungen über einen Kollektivvertrag (KV) für Fahrradboten, der insgesamt 5.000 Fahrer betrifft, kündigt das Unternehmen nun die Anstellung von hunderten Fahrern und stellt auf freie Dienstverträge um. Zwischen 600 und 966 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden von dieser Umstellung betroffen sein, wie sowohl der Standard als auch die APA berichteten. Das Unternehmen plant, seine logistischen Abläufe bis Ende Juni zu überarbeiten und wird voraussichtlich bis Ende Juli die komplette Umstellung vollzogen haben.

Künftig müssen Fahrerinnen und Fahrer selbst für ihre Ausstattung sorgen, beispielsweise durch eigene Fahrräder oder E-Mopeds. Lediglich die Dienstkleidung, bestehend aus Jacke, Helm und Tasche, wird vom Unternehmen gestellt. Lieferando-Sprecherin Katrin Wala betonte, dass diese Entscheidung aus einer umfassenden Evaluierung resultiere und im Einklang mit dem Branchenstandard stehe, was auch die Kündigungen anbelangt. Von den aktuell etwa 850 aktiven Fahrern, werden schätzungsweise 600 entlassen, während für 250 weitere die befristeten Verträge auslaufen, so oe24.

Die Reaktionen und die Zukunftsperspektiven

Die Reaktionen auf diese Umstellung sind gespalten. Der Verkehrssprecher der Grünen, Lukas Hammer, sieht darin einen Rückschritt für die Arbeitnehmerrechte und kritisierte die Umstellung auf das Modell der „Freien Dienstnehmer“ scharf. Dieser Schritt würde als „Armutszeugnis“ bewertet, da er den Mitarbeitern Nachteile der Selbstständigkeit und der Plattformabhängigkeit kombiniert. Besonders besorgniserregend ist die Prognose der Gewerkschaften, die einen Anstieg von Scheinselbstständigen und freien Dienstnehmern befürchten, was die Absicherung der Beschäftigten gefährdet.

Lieferando selbst versucht, die Wogen zu glätten, indem es bekräftigt, weiterhin in den österreichischen Markt investieren zu wollen, jedoch betont, dass dies nicht im Rahmen des Kollektivvertrags geschehen könne. Die Entscheidung, sich von der angestellten Struktur zu lösen, wurde als notwendig erachtet, um wettbewerbsfähig zu bleiben, nachdem andere Konkurrenten diesen Weg nicht eingeschlagen hatten. Ob dies allerdings langfristig zu einem stabilen Arbeitsmarkt für die Fahrer führt, bleibt abzuwarten.

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Vorfall Stellenabbau
Ort Wien, Österreich
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