Im Bezirk Baden, in Leobersdorf, soll auf dem Gelände des ehemaligen KZ Hirtenberg, dem zweitgrößten Frauen-Konzentrationslager in Österreich, ein Gewerbepark entstehen. Wie noe.ORF.at berichtet, liegt bereits die Baugenehmigung vor, und der Bürgermeister Andreas Ramharter (Liste Zukunft Leobersdorf) soll durch den Verkauf des Grundstücks über eine Million Euro verdient haben. Die gesamte Fläche umfasst 81.000 Quadratmeter. Diese Pläne haben in der Bevölkerung für massive Aufregung gesorgt, da viele die moralischen Fragen rund um eine kommerzielle Nutzung des ehemaligen Konzentrationslagers in den Vordergrund rücken.
Zur Klärung dieser Fragen wurde in der letzten Gemeinderatssitzung beschlossen, eine Arbeitsgruppe zu gründen, die sich mit Gedenkmöglichkeiten auseinandersetzt. Dies geschah auf einen Appell des Mauthausen Memorials hin. Erstaunlicherweise soll die Arbeit dieser Gruppe aber erst nach den Gemeinderatswahlen im Jänner 2025 beginnen, womit die Diskussion vorerst auf die lange Bank geschoben wird, so Ramharter mit Hinweis auf die eingeschränkte Handlungsfähigkeit der Gemeinde.
Umwidmungen und finanzielle Gewinne
Wie Puls24.at berichtet, erwirtschaftete Ramharter über seine Immobilienfirma durch Umwidmungen, die in den Jahren 2023 und 2024 beschlossen wurden, zusätzliche 1,34 Millionen Euro. Diese Umwidmungen betreffen öffentliche Verkehrsflächen, die in Bauland umgewandelt wurden. Zudem kam es zu massiver Kritik vom Mauthausen Memorial, das wiederholt darauf hinwies, dass der gewerbliche Bau von einem historischen Ort nicht ohne weiteres geschehen kann, und mehrere Versuche unternahm, einen Dialog zu initiieren, der jedoch scheiterte.
Die Frage der politischen Befangenheit und des Umgangs mit historischen Stätten steht im Raum. SPÖ-Sprecherin Sabine Schatz bezeichnete die Pläne als „unerträgliche Geschichtsvergessenheit“ und forderte ein Eingreifen des Bundes, um das Gelände als Gedenkstätte langfristig zu sichern. Das Areal steht nicht unter Denkmalschutz, da die verbleibenden Strukturen nicht als ausreichend erachtet werden, um diesen Schutz zu erhalten, wie das Bundesdenkmalamt erklärte.
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