Wissenschaft

Wie Ihr Smartphone durch Datenverbrauch zum Klimakiller wird

Eine neue Studie der Technischen Universität Berlin, geleitet von Physiker Mario Birkholz, zeigt auf, dass der enorme Energieverbrauch umweltbewusster Smartphone-Nutzung in Europa jährlich etwa 60 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent verursacht, was dringende Emissionsbegrenzungen im Informations- und Kommunikationssektor erforderlich macht, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen.

In unserer zunehmend digitalisierten Welt ist es kaum vorstellbar, wie viele Daten täglich über unsere Smartphones gesammelt werden. Große Unternehmen wie Google, Meta und Apple sind omnipräsent und verfolgen unsere Aktivitäten im Netz. Das geschieht nicht nur, wenn wir unsere Geräte aktiv nutzen, sondern auch im Hintergrund, während das Smartphone scheinbar inaktiv ist. Wir senden kontinuierlich Standortdaten, kommunizieren mit WLAN-Netzen und hinterlassen digitale Spuren, die mehr Einfluss auf unsere Umwelt haben, als viele sich bewusst sind.

Eine aktuelle Studie der Technischen Universität Berlin (TU) zeigt alarmierende Ergebnisse über den Energieverbrauch durch Smartphones und deren Einfluss auf den Klimawandel. Der Physiker Mario Birkholz, der die Studie leitet, stellt fest: „Die Geräte selbst verbrauchen gar nicht so viel Strom. Wesentlich höher ist aber der Energiebedarf für die mobile Datenübertragung und für das Speichern der Daten in den weltweiten Rechenzentren.“ Die exorbitanten Datenmengen, die von unseren Smartphones gesendet werden, führen zu einer hohen Belastung für die Umwelt.

Erheblicher CO₂-Ausstoß durch Datenübertragung

Die Forschung hat ergeben, dass die Datenübertragung des Internets in Europa jährlich rund 60 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent verursacht, was sich aus dem Betrieb der notwendigen Server und Rechenzentren ergibt. Diese Technologien müssen nicht nur betrieben, sondern auch gekühlt werden, was massive Energiemengen in Anspruch nimmt. Um dies in Perspektive zu setzen: Der Energiebedarf von Smartphones weltweit beläuft sich auf etwa sieben Terawattstunden pro Jahr, was circa 4,4 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent entspricht. Zum Vergleich – das gesamte Jahr über verbraucht die Stadt Berlin etwa 12 Terawattstunden Strom.

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Die TU-Forscher ermittelten zudem, dass die Netze und Datenzentren, die für Smartphonenutzung verantwortlich sind, allein in Europa stolze 140 Terawattstunden an Energie benötigen. Dies geht einher mit einer enormen Erzeugung von Treibhausgasen. Interessanterweise lehnen 60 Prozent der befragten Europäer die Datensammlung durch Smartphones ab – eine Diskrepanz zwischen Nutzerwunsch und tatsächlichem Verhalten, die die Dimension des Problems verdeutlicht.

Die Herausforderung der digitalen Nachhaltigkeit

Mit dem Aufstieg von Technologien, die große Mengen an Daten benötigen, wie Künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge, wird auch der Energieverbrauch im Informations- und Kommunikationssektor (ICT) voraussichtlich steigen. Birkholz warnt: „Wenn wir so weiter machen, könnte der Anteil des ICT-Sektors bis zum Jahr 2030 bei acht bis zehn Prozent liegen.“ Dies gefährdet die Ziele, die im Pariser Klimaabkommen festgelegt wurden, das die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzen möchte.

Eine mögliche Lösung zur Senkung des Energieverbrauchs könnte die Verringerung des Datenabflusses und Tracking-Levels auf Smartphone-Nutzung sein. Verfügbare Alternativen, darunter alternative Betriebssysteme wie /e/OS oder Sailfish, könnten den Nutzern eine nachhaltigere Erfahrung bieten, indem sie Funktionalitäten bereithalten, die weniger datenhungrig sind. Viele Nutzer wissen jedoch nicht, dass sie durch gezielte Einstellungen an ihren Geräten erheblich zu einer Reduzierung der Datensammlung beitragen können, indem sie GPS oder WLAN ausschalten, wenn diese nicht gebraucht werden.

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Es könnte hilfreich sein, öffentliche Diskussionen zu fördern, die Nutzer über den Einfluss der digitalen Technologien auf die Umwelt aufklären. Eine stärkere Regulierung durch die Politik wäre ebenfalls notwendig, um ein besseres Verständnis und eine breitere Akzeptanz für nachhaltige digitale Praktiken zu schaffen.

Ein notwendiger Wandel im digitalen Verhalten

Der Einfluss der großen Tech-Konzerne stellt eine erhebliche Hürde für den Wandel zu nachhaltigerer Technologie dar. Da sich viele Nutzer schwer tun, ihre gewohnten Plattformen zu verlassen, bleibt es den großen Akteuren oft überlassen, wie und in welchem Maße wir digitale Dienste nutzen. Parallel dazu sollten gesellschaftlich einflussreiche Persönlichkeiten, wie Influencer, den Wechsel zu alternativen Plattformen weithin propagieren, um mehr Menschen für die Vorteile datensparender Technologien zu sensibilisieren. Der Wechsel von prominenten Nutzern zu weniger etablierten, aber datensparenden Plattformen könnte die digitale Landschaft erheblich verändern und zu einem bewussteren Umgang mit Smartphones führen.

Die Einsparungen, die durch die verantwortungsvolle Nutzung von Technologie erreicht werden können, sind beträchtlich. Ein kollektives Umdenken kann die digitale Gewohnheiten schön verändern und uns auf einem Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit leiten, der sowohl für die Benutzer als auch für unseren Planeten von Vorteil wäre.

Die derzeitige Debatte über den Energieverbrauch von Smartphones führt auch zu einer Auseinandersetzung mit den ökologischen Auswirkungen der gesamten Wertschöpfungskette in der Elektronikindustrie. Ein bedeutender Aspekt sind die sozialen und ökologischen Bedingungen, unter denen die Rohstoffe für die Herstellung von Smartphones abgebaut werden. Diese Rohstoffe, insbesondere seltene Erden, sind oft in Ländern abgebaut, in denen Arbeitsstandards und Umweltschutzrichtlinien lax sind.

Bei der Gewinnung dieser Rohstoffe kommt es häufig zu schwerwiegenden Umweltzerstörungen. Die Produktion von Smartphones ist nicht nur energieintensiv, sondern auch mit der Verschmutzung von Wasserressourcen und Verlust von Biodiversität verbunden. Dies wirft Fragen nach der Nachhaltigkeit und den moralischen Implikationen auf, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Nachfrage nach neuen Smartphones kontinuierlich steigt.

Sanfte Alternativen und Recycling-Optionen

Ein Ansatz zur Minderung der Umweltauswirkungen von Smartphones ist die verstärkte Nutzung von Recycling und Wiederverwertung. Derzeit werden nur etwa 20 Prozent der weltweit verwendeten Smartphones recycelt. Die Wiederverwendung von Rohstoffen kann den Rohstoffabbau reduzieren und somit die damit verbundenen ökologischen Schäden mindern. Initiativen wie die „Circular Electronics Initiative“ setzen sich dafür ein, Kreislaufwirtschaftsprinzipien im Bereich Elektronik zu fördern.

Darüber hinaus kommen immer mehr Unternehmen der Elektronikbranche den Forderungen nach, nachhaltigere Produkte zu entwickeln. Marken wie Fairphone bieten modular aufgebaute Geräte an, die einfacher repariert und aufgerüstet werden können, wodurch die Lebensdauer der Geräte verlängert wird und der Abfall verringert wird.

Maßnahmen zur Reduzierung des Datenverbrauchs

Zusätzlich zur Diskussion um das Recycling ist die Reduzierung des Datenverbrauchs ein zentraler Punkt in der Debatte um die Nachhaltigkeit von Smartphones. Nutzer:innen können durch verschiedene Strategien bewusster mit ihren Daten umgehen, beispielsweise durch die Deaktivierung von Standortdiensten oder das Reduzieren der Häufigkeit von Cloud-Backups. Das Nutzen offline-fähiger Anwendungen kann ebenfalls den Datenfluss verringern.

Darüber hinaus gibt es Bestrebungen, die Benutzeroberflächen von Apps zu optimieren, um weniger Daten zu übertragen, ohne die Benutzererfahrung zu beeinträchtigen. Technologische Innovationen im Bereich der Datenkompression und effizienter Algorithmen könnten hier einen erheblichen Beitrag leisten.

– NAG

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