Die Analyse von Blutwerten könnte bald eine revolutionäre Methode zur Vorhersage von chronischen Krankheiten und schließlich der Lebenserwartung darstellen. Ein Team von Forschern unter der Leitung von Austin Argentieri am Massachusetts General Hospital in Boston hat herausgefunden, dass 204 bestimmte Proteine im Blut einen genauen Blick auf die Gesundheitsrisiken eines Individuums gewähren können. Diese Entdeckung könnte als eine Art „Altersuhr“ fungieren, die vorhersagen kann, ob eine Person möglicherweise an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes oder Alzheimer leidet.
Diese bemerkenswerte Studie wurde im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht und basiert auf umfassenden Daten von 45.441 zufällig ausgewählten Personen aus der UK Biobank, einer Sammlung von biomedizinischen Proben. Der Kern des Projekts ist die Bestimmung des biologischen Alters eines Menschen, welches sich signifikant von dem tatsächlichen Alter unterscheiden kann. Dies kann dazu führen, dass jemand äußerlich gesund erscheint, aber innere Entzündungen oder andere Gesundheitsprobleme aufweist, die ihn schneller altern lassen.
Die Grundlage der neuen „Altersuhr“
Die sich aus den Studien ergebenden Proteine, darunter bekannte Komponenten wie Elastin und Kollagen, sind insbesondere für die Alterung des Bindegewebes von Bedeutung. Diese Proteine können in Zusammenhang mit Immunreaktionen sowie der Regulierung von Hormonen stehen. Die Forscher zeigten, dass diese Marker wertvolle Informationen darüber liefern können, wie schnell oder langsam der körperliche Verfallsprozess verläuft.
In einem weiteren Schritt arbeiteten die Wissenschaftler an einer kompakten Version dieser Altersuhr, die auf nur 20 Proteinen basiert und fast ebenso präzise ist. Diese vereinfachte Methode könnte in der Zukunft möglicherweise in Arztpraxen zum Einsatz kommen, sobald sie ausreichend getestet und validiert wurde.
Erschreckend ist jedoch, dass die Messung des biologischen Alters bei einigen Probanden signifikante Abweichungen zum tatsächlichen Lebensalter aufwies. Bei Personen, die an ernsthaften chronischen Krankheiten litten, zeigten die Ergebnisse, dass das biologische Alter oft weit über dem zulässigen Lebensalter lag. Krankheiten wie Parkinson, Diabetes oder Krebs können den altersbedingten Prozess erheblich beschleunigen.
Langsame Alternsprozesse als Hoffnungsträger
Ein interessanter Aspekt der Studie ist, dass etwa 10 Prozent der Teilnehmer weit weniger Anzeichen des Alterns aufwiesen, als es ihr Geburtsjahr vermuten ließ. Diese „junggebliebenen“ Senioren hatten es geschafft, weniger als ein Prozent der Demenz oder Alzheimer zu entwickeln. Die Wissenschaftler sind besonders an diesen Personen interessiert, um herauszufinden, was genau zu dieser verzögerten Alterung führt.
Abschließend bleibt zu bemerken, dass die Forscher eine klare Verbindung zwischen der Alterung des Proteinsystems im Körper und verschiedenen Gesundheitsparametern gefunden haben. Eine frühzeitige Erkennung der Risikofaktoren könnte nicht nur individuelle Behandlungsansätze ermöglichen, sondern auch dazu beitragen, potenzielle Therapien zu entwickeln, um den Alterungsprozess insgesamt zu verlangsamen.
Die steigenden Einsichten in die biologischen Alterungsprozesse könnten somit nicht nur Auswirkungen auf die Forschung haben, sondern auch auf unsere individuelle Gesundheitsversorgung und wie wir sich selbst in den kommenden Jahren um unser Wohlbefinden kümmern.
– NAG