In den sozialen Medien gibt es derzeit eine interessante Diskussion über das wahrgenommene Alter der Generation Z. Einige Nutzer, wie der TikToker Jordan, der erst 26 Jahre alt ist, berichten, dass sie oft für deutlich älter gehalten werden. Frauen und Männer seiner Generation scheinen in den Augen anderer viel älter zu wirken, was auf verschiedene gesellschaftliche und psychologische Faktoren zurückgeführt wird. Ein häufig zitiertes Beispiel stammt von einer Podcasterin, die auf die Stressbelastungen ihrer Altersgruppe hinweist und die sogenannte Generation Z als chronisch gestresst und online-süchtig beschreibt.
Jordan selbst hat bemerkt, dass seine Kunden ihn oft für über 40 halten. Er ist jedoch nicht allein mit dieser Erfahrung. Viele in der Generation Z vermuten, dass sie durch die erhöhte Stressbelastung und die omnipräsente digitale Kommunikation älter wirken. In einem Gespräch mit dem Generationenforscher Rüdiger Maas äußert sich dieser zu den Wahrnehmungen rund um das Alter dieser Generation.
Der Einfluss von Werten und Konventionalismus
Laut Maas ist es ein Fakt, dass die Generation Z oft älter wahrgenommen wird als die Millennials. „Die Gen Z war immer schon ‚älter-wirkend‘. Das ist Teil ihrer Beschreibung“, sagt Maas. Ein Grund dafür könnte ihre stärkere Verbundenheit mit den Werten ihrer Eltern sein, wodurch sie konservativer und konventioneller wirkt als ihre Vorgänger. Anstatt neue, innovative Wege zu beschreiten, tendiert die Generation Z dazu, die traditionellen Lebensweisen, wie den Erwerb von Eigenheimen, nachzueifern.
Dieser Trend wird der Wissenschaftlich als „Neo-Konventionalismus“ bezeichnet. „Die Mehrheit der Gen Z ist weniger progressiv, kreativ oder innovativ als ihre Vorgänger“, erklärt Maas. Dies zeigt sich unter anderem in sozialen Netzwerken wie TikTok, wo Trends wie die der „Trad-Wives“ populär geworden sind. Diese sind ein Beispiel für ein verstärkt traditionelles Frauenbild, das in der heutigen Zeit weniger Platz zu finden scheint.
Regelkonformität und deren Auswirkungen
Ein weiteres Merkmal, das das „mentale“ Alter der Gen Z prägt, ist ihre Neigung zur Regelkonformität. „Gen Z sind am Ende sehr regelkonform und halten sich oft steif an die Vorgaben, was sie auch älter wirken lässt“, fügt Maas hinzu. Er sieht dies als Ausdruck von Unsicherheit, nicht als Zeichen von Reife. Diese Regelkonformität zeigt sich sowohl im Berufsleben als auch in der Freizeitgestaltung. Sicherheit hat für die Gen Z höchste Priorität, und sie bevorzugt Aktivitäten, die unkompliziert und vorhersehbar sind.
Wenn sich eine Aktivität als herausfordernd erweist, wechseln viele Jugendliche schnell zu etwas anderem, das leichter zu bewältigen ist. Diese Vorliebe für das Einfache und Vorhersehbare könnte eine weitere Quelle des Stresses sein, der sie älter erscheinen lässt. In der Gesellschaft, die an ständige Produktivität und Erfolg gewöhnt ist, könnte dieser Drang, sich an sichere und bekannte Pfade zu halten, als Verlust an Experimentierfreude und Lebenslust gedeutet werden.
Insgesamt sind die Wahrnehmungen und das Zusammenspiel von Stress, Regelkonformität und familiären Werten ein interessanter Aspekt der Generation Z, der nicht nur ihre Selbstwahrnehmung beeinflusst, sondern auch das Bild, das andere von ihnen haben. Damit stellt sich die Frage, ob diese Sichtweise auf die Generation Z auch die Gesellschaft als Ganzes beeinflusst und inwiefern diese heutige Generation tatsächlich älter erscheint als ihre Vorgänger.
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