Doha, Katar – Neun Jahre nach der Einführung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) durch die UN, zu denen auch das Ende von Armut und Hunger gehört, stehen wir vor einer alarmierenden Realität: Allein im letzten Jahr waren fast 750 Millionen Menschen von Hunger betroffen – ein Anstieg um etwa 152 Millionen im Vergleich zu 2019. Diese besorgniserregenden Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit globaler Anstrengungen zur Bekämpfung hungerbedingter und armer Lebensbedingungen.
Global Alliance Against Hunger and Poverty
Im November wurde auf dem G20-Gipfel die Global Alliance Against Hunger and Poverty ins Leben gerufen, eine Initiative, die das Ziel verfolgt, Hunger und Armut bis 2030 zu beseitigen – ganz im Sinne der SDGs. Early commitments der Allianz, auch bekannt als „2030 Sprints“, umfassen die Unterstützung von 500 Millionen Menschen durch Bargeldtransferprogramme sowie die Bereitstellung nahrhafter Schulmahlzeiten für 150 Millionen Kinder.
Wichtigkeit der Bekämpfung von Hunger und Armut
Auf dem Doha Forum, einem jährlichen Treffen globaler Politikanführer, äußerte sich ein hochrangiger Vertreter des Programms, der brasilianische Minister für soziale Entwicklung und Unterstützung, Wellington Dias, zu der Dringlichkeit, Hunger und Armut anzugehen und den Status der Allianz seit ihrer Gründung.
Fragen und Antworten mit Wellington Dias
CNN: Warum war es notwendig, die Global Alliance Against Hunger and Poverty ins Leben zu rufen?
Wellington Dias: Im Jahr 2015 erzielte die Welt auf der UN-Generalversammlung einen Konsens über die Sustainable Development Goals bis 2030. Ein zentrales Element war das Engagement der globalen Gemeinschaft, Armut zu beseitigen und bis 2030 Null Hunger zu erreichen. Wir haben versagt: Armut, Elend und Hunger sind gestiegen.
Diese Themen haben tiefere Auswirkungen, als wir denken. Der Zusammenhang zwischen Migrationskrisen und Konflikten wird oft durch Armut und Hunger verstärkt. Auch die Gefahren für Demokratien stehen in engem Zusammenhang mit diesen Problemen. Die wohlhabenderen Nationen müssen den Entwicklungsländern mit einem umfassenden Paket aus erprobten Projekten helfen. Dazu gehört ein nationaler Plan, der auf Wissen und finanzieller Unterstützung basiert. Entwicklungsländer müssen eigene Pläne erstellen und umsetzen, während die entwickelten Länder Unterstützung leisten müssen. Diese Initiative wurde in Rio de Janeiro (auf dem G20-Gipfel) verabschiedet, und nun stehen wir vor der Herausforderung der Umsetzung.
Aktueller Stand der Umsetzung
CNN: Wie ist der aktuelle Stand der Umsetzung?
WD: Wir arbeiten über globale Blöcke wie die Weltbank in Washington und die UN in New York sowie mit Institutionen wie dem UNDP (Programm der Vereinten Nationen für Entwicklung) und der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN). Derzeit sind 86 Länder und 66 Organisationen Teil dieser Allianz, mit Niederlassungen in Europa (Rom in den FAO-Hauptquartieren), Südamerika (Brasilia), Afrika (Addis Abeba) und Asien (Bangkok). Der Golfraum und die Arabische Liga werden ebenfalls in Betracht gezogen.
Das Ziel ist, mit den nationalen Plänen jedes Landes zu arbeiten, die auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Dabei könnten Schwerpunktbereiche wie Einkommensübertragungen, Schulernährungsprogramme, lokale Landwirtschaft, berufliche Ausbildung und soziale Integration berücksichtigt werden. Die Länder, die in der Lage sind, ärmeren Ländern zu helfen, tun dies gemäß diesen Plänen.
Warum Hunger und Armut oft ignoriert werden
CNN: Warum glauben Sie, dass Hunger und Armut in der Vergangenheit nicht effektiv angegangen wurden?
WD: Hunger und Armut sind Themen, die oft gemieden werden — gerade von denjenigen, die direkt betroffen sind. Viele Länder, die mit Hunger und Armut kämpfen, fühlen sich unwohl dabei, darüber zu sprechen. Veranstaltungen wie das Doha Forum sind besonders wertvoll, um dieses Thema anzugehen. Wir brauchen offenere Debatten und den Austausch von Erfahrungen zwischen Ländern wie Kolumbien, Brasilien und Mali, unterstützt von UN-Organisationen wie dem Welternährungsprogramm.
Hunger ist eine Verantwortung aller Nationen und Bürger. In der Vergangenheit war Hunger eng mit Lebensmittelknappheit verbunden. Heute, im 21. Jahrhundert, produziert die Welt mehr als genug Nahrungsmittel für alle. Das bedeutet, wenn Länder zusammenarbeiten, Lebensmittelverschwendung bekämpfen und sich mit der Global Alliance Against Hunger and Poverty engagieren, können wir bis 2030 eine bessere Welt schaffen.