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Siegfried Unseld: Der Suhrkamp-Verleger und sein dunkles Geheimnis

Der Suhrkamp Verlag, eine der bedeutendsten Institutionen der deutschen Literatur, sieht sich mit einer brisanten Enthüllung konfrontiert. Der ehemalige Verleger Siegfried Unseld, der von 1959 bis 2002 die Geschicke des Verlags leitete, war Mitglied der NSDAP. Diese Informationen stammen aus den Recherchen des Historikers Thomas Gruber, der die Mitgliedskarte von Unseld im deutschen Bundesarchiv entdeckte. Dies berichtet vienna.at.

Unseld trat der NSDAP im Jahr 1942, im Alter von 17 Jahren, bei und beantragte sein Parteibuch am 8. Juni 1942, kurz bevor er als Soldat an die Front ging. Es ist bemerkenswert, dass sein Vater bereits seit 1933 Mitglied der NSDAP war und in die SA eintrat. Auch Unselds Mutter war in der NS-Frauenschaft aktiv. Historiker Gruber hält es für unwahrscheinlich, dass Unselds Mitgliedschaft ohne sein Wissen zustande kam, da die Parteibürokratie zu diesem Zeitpunkt voll funktionsfähig war.

Öffentliches Schweigen und historische Einordnung

Die Frage nach Unselds Motivation zur Mitgliedschaft bleibt unbeantwortet. In der Vergangenheit wurden oft prominente Intellektuelle von solchen Mitgliedschaften durch das Argument der Unwissenheit entlastet. Gruber widerspricht diesem Ansatz und bezeichnet die Überführung von Jugendlichen aus der HJ in die NSDAP als eine individuelle Entscheidung und nicht als einen kollektiven Akt.

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Das öffentliche Schweigen Unselds zu seiner NSDAP-Mitgliedschaft wird in der Berichterstattung besonders kritisch betrachtet. Die Zeitung Die Zeit argumentiert, dass dieses Schweigen als irreführend angesehen werden kann. Im Gegensatz dazu sind in der Literaturgeschichte viele andere Nachkriegsintellektuelle, wie Walter Jens und Martin Walser, mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert worden.

Literarisches Erbe und das Nachkriegsdeutschland

Siegfried Unseld wird als eine prägende Figur der deutschen Gegenwartsliteratur angesehen. Unter seiner Leitung veröffentlichte der Suhrkamp Verlag Werke von bedeutenden Autoren wie Bertolt Brecht, Hermann Hesse, Theodor W. Adorno und Ingeborg Bachmann. Diese Autoren trugen zu einem politisch geläuterten, antifaschistischen Deutschland bei, was die Ironie der Situation verstärkt.

Die Enthüllungen über Unselds Mitgliedschaft werfen ein Schatten auf sein Erbe und die Rolle des Suhrkamp Verlags in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Die FAZ hebt hervor, dass trotz der Mitgliedschaft keine unmittelbaren Verbrechen, die mit Unseld in Verbindung standen, bekannt sind. Dennoch wird die Verstrickung in das NS-System und der intellektuelle Versuch der Wiedergutmachung in der deutschen Gesellschaft nach 1945 thematisiert.

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Vienna, Österreich
Beste Referenz
vienna.at
Weitere Quellen
berliner-zeitung.de

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