
Eine aktuelle Untersuchung der Max-Planck-Institute für Psycholinguistik und empirische Ästhetik wirft neues Licht auf die unglaublich komplexe Beziehung zwischen Genetik und Musikgenuss. Die Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde, zielt darauf ab zu klären, warum manche Menschen Musik intensiver genießen als andere. Mit einer Datenbasis von über 9.000 Zwillingspaaren und der Zusammenarbeit mit dem Karolinska-Institut in Schweden, bietet die Forschung tiefere Einblicke in die biologischen Grundlagen des Musikempfindens.
Die Ergebnisse zeigen, dass mehr als die Hälfte, konkret 54 Prozent, der Unterschiede im Musikgenuss genetisch bedingt sind. Dies bedeutet, dass die Freude an Musik nicht nur auf erlernten Fähigkeiten oder persönlichen Vorlieben beruht, sondern auch durch spezifische genetische Faktoren beeinflusst wird. Wie die Studienautoren anmerken, spielen sowohl angeborene als auch umweltbedingte Elemente eine Rolle in der Art und Weise, wie Menschen musikalische Klänge wahrnehmen.
Einblicke in die Forschung
Die Forschungsarbeiten umreißen auch konkret, dass verschiedene Facetten des Musikgenusses, wie die Emotionen, das Mitmusizieren oder das Tanzen im Takt, durch unterschiedliche Gene beeinflusst werden. So wird deutlich, dass die Vorliebe für Musik und die Fähigkeit, musikalische Strukturen zu erkennen, nicht nur eine Frage des persönlichen Geschmacks ist, sondern genetische Wurzeln hat. Diese Erkenntnisse sind nicht nur für die Musikwissenschaften von Bedeutung, sondern eröffnen auch neue Perspektiven für die Kognitionswissenschaften.
Zusätzlich wird in der Studie ein innovatives Verfahren zur Berechnung eines „Polygenic Score“ für das Rhythmusgefühl (PGSrhythm) beschrieben. Dieser Score kann die allgemeine Musikalität vorhersagen und steht im Zusammenhang mit anderen musikalischen Fähigkeiten. Forscher*innen konnten feststellen, dass genetische Varianten, die das Rhythmusgefühl betreffen, auch die Fähigkeit, Melodien und Tonhöhen zu unterscheiden, beeinflussen. Dies geht so weit, dass der PGSrhythm sogar die Neigung vorhersagt, Musik zu genießen und sich mit ihr aktiv auseinanderzusetzen.
Zusätzliche Erkenntnisse und Ausblick
Die Studie bezieht neben Zwillingspaaren auch andere Aspekte der frühkindlichen Erfahrung mit ein. Diese Zusammenhänge deuten darauf hin, dass genetische Anlagen und Umweltfaktoren in einer dynamischen Wechselbeziehung stehen. Neben den erzielten Fortschritten in der Grundlagenforschung wurde auch ein nationales Zwillingsregister namens „Gertrud“ ins Leben gerufen, welches weitere Forschungen zur Interaktion von genetischen und umweltlichen Einflüssen ermöglichen soll.
Zusammenfassend zeigt diese umfangreiche Untersuchung, dass der Genuss von Musik eine vielschichtige Thematik mit tiefen biologischen Wurzeln ist. Ob durch genetische Veranlagungen oder durch äußere Einflüsse – die Wissenschaft bringt uns näher an das Verständnis, wie wir Musik empfinden und erleben.
Für weitere Informationen können interessierte Zwillingspaare sich zur Teilnahme an zukunftsweisenden Studien unter www.gertrud.info registrieren.
Erfahren Sie mehr über die Studie und ihre Ergebnisse bei Vienna.at, die von den Max-Planck-Instituten durchgeführt wurde, und vertiefen Sie Ihr Wissen über die Verbindung zwischen Genetik und musikalischem Erleben auf Aesthetics MPG sowie Aesthetics MPG Kognitive Neuropsychologie.
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