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In einem besorgniserregenden Kommentar hat der deutsche Jesuitenpater Klaus Mertes auf die Kluft zwischen Kirchenmitgliedschaft und tatsächlichem Glauben hingewiesen. Während viele formal Mitglieder der Kirche sind, gibt es auch eine wachsende Zahl an kirchen- und religionsfernen Menschen, wie Mertes im "Standard" erklärte. Die Missbrauchskrise habe viele engagierte Katholiken dazu bewogen, aus der Kirche auszutreten, um ihren Glauben zu retten. Diese Menschen werden jedoch als Konfessionslose gezählt, obwohl sie oft weiterhin eine starke Sehnsucht nach Gemeinschaft und Glauben verspüren. Mertes betont, dass es wichtig ist, nicht vorschnell zu urteilen, dass säkularisierte Menschen sich ihren Glauben nur "selbst basteln".
Wichtige Fragen zur Religion verlieren an Bedeutung
In derselben Reflexion führte Mertes an, dass das christliche Erbe nicht nur für Kirchenmitglieder, sondern für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung ist. Ein Beispiel, das er ansprach, war ein Gespräch zwischen einem Kind und seinem Vater in einer Kirche, bei dem der Sohn fragte: "Papa, wer ist der Mann da am Kreuz?" Die Antwort des Vaters lautete: "Das weiß ich leider auch nicht." Diese Gespräche sind symptomatisch für einen breiteren Verlust von religiösem Wissen und Verständnis in der westlichen Gesellschaft, was sowohl für gläubige als auch für nicht-religiöse Menschen von Bedeutung ist. Mertes warnt, dass ohne das Wissen um solche grundlegenden Fragen auch der Zugang zu wichtigen kulturellen und literarischen Traditionen verloren gehe, die eng mit dem Christentum verbunden sind, wie er in der katholischen Kulturzeitschrift "Stimmen der Zeit" erläuterte.
Die Abwendung von Religion ist nicht nur eine Angelegenheit der Gläubigen; Mertes stellt fest, dass auch unter den säkularen Teilen der Gesellschaft die Erwartungen an kirchliche Institutionen steigen. Die Auseinandersetzung mit religiösen Themen und das Erbe, das diese mit sich bringen, wird zunehmend als verloren wahrgenommen. In Anbetracht dieser Entwicklungen bleibt die Frage, wie die westlichen Gesellschaften mit dieser Abkehr umgehen und ob der Verlust von religiösem Wissen wieder aufzufangen ist, von großer Relevanz. Mertes lässt keinen Zweifel daran, dass der Diskurs über die Rolle des Christentums weiterhin ein zentrales Thema in unserer Gesellschaft bleiben wird, wie er auch in seinem Artikel betont.
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