In einem Artikel von www.ots.at zu sehen, wird berichtet, dass das Gewerbe und Handwerk in Österreich mit einem schwierigen Umfeld konfrontiert ist, aber eine verbesserte Stimmung zeigt. Laut einer aktuellen Befragung, die von KMU Forschung Austria im Auftrag der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) durchgeführt wurde, geben 70,9 Prozent der Betriebe an, dass die Belastungen durch Bürokratie in den letzten drei Jahren zugenommen haben. Lediglich 0,4 Prozent der Betriebe spüren eine Entlastung, während für 28,7 Prozent alles unverändert geblieben ist.
Die Kosten durch bürokratische Auflagen sind beträchtlich. Das Gewerbe und Handwerk müssen jedes Jahr rund 70 Millionen Arbeitsstunden aufwenden, was 4,3 Milliarden Euro pro Jahr entspricht. Dies macht 6,6 Prozent der gesamten Personalkapazität aus oder 42.190 Vollzeit-Arbeitsstellen.
Die Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der WKÖ fordert einen „Bürokratie-Stopp“ und betont, dass überbordende Bürokratie den Fachkräftemangel verschärft, die Inflation anheizt, Investitionen hemmt und Innovationen behindert. Die Betriebe könnten um 430 Millionen Euro Kosten pro Jahr entlastet werden und 4.200 Vollzeitkräfte für produktive Tätigkeiten freisetzen, wenn der Mehr-Aufwand um nur 10 Prozent reduziert würde.
Im ersten Quartal 2024 erlitt das Gewerbe und Handwerk einen nominalen Umsatzrückgang von 3,6 Prozent. Unter Einrechnung der gestiegenen Preise ergibt sich ein realer (mengenmäßiger) Rückgang von 8,1 Prozent. Besonders stark betroffen waren Branchen, die stark von der Baukonjunktur abhängig sind, wie der Holzbau oder die Metalltechnik. Hingegen verzeichneten konsumnahe Branchen wie Mode und Bekleidungstechnik oder das Lebensmittelgewerbe ein Plus.
Die Auftragsbestände in nahezu allen investitionsgüternahen Branchen sind auch im zweiten Quartal 2024 gesunken. Besonders betroffen waren die Hafner, Platten- und Fliesenleger (-19 Prozent), Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker (-16 Prozent) sowie Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker (-13 Prozent). Nur Dachdecker, Glaser und Spengler konnten geringfügige Zuwächse verzeichnen.
Bei den konsumnahen Betrieben halten sich die Betriebe mit Umsatzsteigerungen (21 Prozent) und Umsatzrückgängen (22 Prozent) im zweiten Quartal fast die Waage. Positiven Umsatzzuwachs verzeichneten Branchen wie Mode und Bekleidungstechnik, Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure sowie das Lebensmittelgewerbe. Hingegen gab es einen Überhang an Betrieben mit Umsatzverlusten bei Personaldienstleistern und Sicherheitsgewerbe, Berufsfotografen und Mechatronikern.
Die Erwartungen im Gewerbe und Handwerk haben sich aufgehellt, wobei konsumnahe Branchen optimistischer sind als investitionsgüternahen Betriebe. Der Saldo der Betriebe, die Umsatzsteigerungen erwarten, liegt bei den konsumnahen Branchen bei einem Prozentpunkt und bei den investitionsgüternahen Betrieben bei -15 Prozentpunkten.
Die Betriebe setzen große Erwartungen in den Handwerkerbonus, der rückwirkend für Arbeitsleistungen ab dem 1. März 2024 beantragt werden kann. Ab dem 15. Juli 2024 können die Anträge gestellt werden. Laut einer Umfrage betrachten 74 Prozent der Österreicher:innen den Handwerkerbonus als attraktives Angebot. 37 Prozent wollen ihn sicher nutzen und weitere 27 Prozent erwägen dies noch.
Eine positive Nachricht für das Gewerbe und Handwerk ist auch die Tatsache, dass 14 weitere Gewerbe den Meistertitel als Namensbestandteil führen dürfen. Dies wurde durch eine Gewerberechtsnovelle ermöglicht, die vor der Sommerpause im Parlament beschlossen wurde. Der eintragungsfähige Meistertitel betrifft Gewerbe wie Elektrotechnik, Gas- und Sanitärtechnik, Kontaktlinsenoptik, Kosmetik/Schönheitspflege, Fußpflege, Massage, Bestattung, Vulkaniseur:in, Waffengewerbe/Büchsenmacher:in, Sprengungsunternehmen sowie Baumeister:in, Brunnenmeister:in, Steinmetzmeister:in und Holzbau-Meister:in.
Insgesamt zeigt sich also, dass das Gewerbe und Handwerk in Österreich zwar immer noch mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat, aber eine verbesserte Stimmung und positive Erwartungen für die Zukunft aufweist.
Für weitere Informationen können Präsentationen zur Konjunkturbeobachtung und Umfragen zur Bürokratie-Belastung sowie der Infofolder „Bürokratie-Stopp“ der Bundessparte Gewerbe und Handwerk heruntergeladen werden.