In einer bedeutenden Anerkennung für die Wirtschaftswissenschaften wird der diesjährige Wirtschaftsnobelpreis an die drei Forscher Daron Acemoğlu, Simon Johnson und James A. Robinson vergeben. Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm gab bekannt, dass die Auszeichnung aufgrund ihrer herausragenden Arbeit zur „Entstehung von Institutionen und ihren Auswirkungen auf den Wohlstand“ von Staaten erfolgt. Der Preis, mit einer Summe von nahezu einer Million Euro dotiert, gilt als die wichtigste Auszeichnung in der Welt der Wirtschaft.
Die Entscheidung der Akademie basiert auf den Erkenntnissen der Preisträger über die Unterschiede im Wohlstand zwischen verschiedenen Ländern. Insbesondere haben die Forscher den Einfluss von Institutionen in Gesellschaften, die früher kolonialisiert wurden, untersucht. Ihre Analysen zeigen, dass Länder mit schwachem Rechtsstaat und ausbeuterischen Institutionen kaum Wachstum oder positive Veränderungen verzeichnen können. Dies verdeutlicht die zentrale Aussage ihrer Arbeit über den Zusammenhang zwischen Institutionen und wirtschaftlichem Fortschritt.
Die Hintergründe der Auszeichnung
Acemoğlu und Johnson sind beide am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge tätig, während Robinson an der University of Chicago forscht. Diese akademischen Verbindungen bilden einen Teil des Kontextes, warum ihre Arbeiten besonders geschätzt werden. Die Akademie hob hervor, dass ihre Forschung dazu beigetragen hat, das Verständnis für wirtschaftliche und gesellschaftliche Unterschiede weltweit zu vertiefen. Insbesondere die Rolle der Institutionen in der Geschichte und deren Einfluss auf gegenwärtige wirtschaftliche Realitäten stehen im Fokus ihrer Erhebungen.
Vor der Preisvergabe wurde Acemoğlu oft als Favorit gehandelt. Dies zeigt, dass ihre Forschungsansätze und -ergebnisse in den wirtschaftswissenschaftlichen Kreisen bereits weitreichend diskutiert werden. Die Auszeichnung ist nicht nur eine Anerkennung ihrer Arbeit, sondern auch ein weiteres Zeichen für die Dominanz amerikanischer Wissenschaftler in diesem Bereich. Der Wirtschaftsnobelpreis ist in der Vergangenheit häufig an Forscher vergeben worden, die aus den USA stammen oder an US-Universitäten tätig sind.
Im Vergleich zu anderen Nobelauszeichnungen stellt der Wirtschaftsnobelpreis eine Besonderheit dar. Während die traditionellen Nobelpreise, die auf das Testament von Alfred Nobel zurückgehen, seit 1901 verliehen werden, wird dieser Preis seit Ende der 1960er Jahre von der schwedischen Zentralbank gestiftet. Seine offizielle Bezeichnung verdeutlicht diese Abgrenzung: „Preis der Schwedischen Nationalbank in Wirtschaftswissenschaft in Erinnerung an Alfred Nobel.“ Wie bei den anderen Nobelpreisen erfolgt die feierliche Überreichung am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel.
Es ist auch erwähnenswert, dass es bis dato nur einen deutschen Preisträger gab: Reinhard Selten, der vor 30 Jahren für seine bahnbrechenden Beiträge zur nicht kooperativen Spieltheorie ausgezeichnet wurde. Diese historische Perspektive macht deutlich, wie selten deutsche Forscher in diesem elitären Kreis vertreten sind.
Im Jahr 2022 wurde die US-Ökonomin Claudia Goldin ausgezeichnet, was eine besondere Ehrung darstellt, nicht nur weil sie erst die dritte Frau war, die diese Auszeichnung erhielt, sondern auch weil sie den Preis allein zugesprochen bekam. Wie die Akademie betont, sind die Arbeiten von Acemoğlu, Johnson und Robinson nicht nur akademisch von Bedeutung, sondern haben auch das Potenzial, weitreichende sozial- und wirtschaftspolitische Diskussionen zu beeinflussen.
Die Bedeutung der Forschungsarbeiten von Acemoğlu, Johnson und Robinson geht über die akademische Welt hinaus. In Zeiten, in denen die globalen ökonomischen Unterschiede und die Auswirkungen von Institutionen auf den Wohlstand ein zentrales Thema in der politischen und gesellschaftlichen Debatte sind, wird die Auszeichnung als ein wertvolles Signal verstanden. Ihre Analysen könnten als Grundlage für zukünftige politische Entscheidungen und Strategien dienen, die darauf abzielen, Institutionen in Ländern mit schwachen wirtschaftlichen Strukturen zu stärken und somit den Wohlstand zu fördern.
Für weiterführende Informationen über die Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises und die Arbeiten der Preisträger, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.sueddeutsche.de.
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