Die Wirtschaftslage in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim ist weiterhin angespannt. Eine aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) zeigt, dass auch im dritten Quartal 2024 die Krise anhält. Der Konjunkturklimaindex ist um zehn Punkte auf 73 gefallen, was deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 101 Punkten liegt. Dies lässt darauf schließen, dass die Region in einer ernsthaften Rezession steckt, ein Zustand, der seit Ende 2021 anhält.
IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf äußert sich besorgt über die verschlechterte Geschäftslage. So berichten 23 Prozent der Unternehmen von einer ungünstigen Entwicklung, was einen Anstieg um sechs Prozentpunkte im Vergleich zum vorherigen Quartal darstellt. Die Erwartungen der Betriebe für die nahe Zukunft sind ebenfalls pessimistisch: 31 Prozent rechnen mit einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation.
Besorgniserregende Situation in der Industrie
Besonders stark hat die Industrie unter der Krise zu leiden. Laut IHK-Analyse bewerten über die Hälfte der Industrieunternehmen ihre Lage als schlecht, was einen historischen Negativrekord darstellt. Diese besorgniserregende Einschätzung ist um 20 Prozentpunkte im Vergleich zum vorherigen Quartal gestiegen. Die schwache Nachfrage, sowohl national als auch international, hat nicht nur die Exportaussichten, sondern auch die Investitionsbereitschaft der Firmen beeinträchtigt. Aktuell ist sie auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Corona-Pandemie.
Im Einzelhandel zeigen sich ebenfalls negative Entwicklungen. Trotz höherer Einkommen hat sich der private Konsum nicht verbessert. Die Kunden bauen ihre Lagerbestände ab, anstatt neue Bestellungen zu tätigen, was die Großhändler zusätzlich belastet. 32 Prozent der Handelsunternehmen bewerten die gegenwärtige Lage als problematisch; 57 Prozent erwarten eine Verschlechterung.
Die Situation im Dienstleistungssektor ist im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen nicht ganz so kritisch. 14 Prozent der Firmen berichten jedoch auch hier von einer schlechten Lage. Der Verkehrssektor ist besonders betroffen und leidet unter den wirtschaftlichen widrigen Umständen.
Die IHK weist zudem auf die negativen Auswirkungen der schwachen Wirtschaft auf die Finanzlage der Betriebe hin. Der Anteil der Unternehmen, die von einem Rückgang ihres Eigenkapitals berichten, ist auf 21 Prozent gestiegen. Steigende Forderungsausfälle und Liquiditätsengpässe sind ebenfalls häufig anzutreffen. Eine leichte Entlastung könnte jedoch durch die zwar gelockerte, aber zuvor restriktive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank entstehen.
Dringender Handlungsbedarf in der Politik
Graf fordert die Politik auf, entschieder zu handeln, um die anhaltenden Probleme anzugehen. „Die Situation ist alarmierend, da die deutsche Wirtschaft seit fünf Jahren stagnierte“, merkt er an. Er betont, dass es dringend erforderlich sei, die Wirtschaftspolitik in den Fokus zu rücken, um den Unternehmen eine spürbare Entlastung zu verschaffen und Investitionen zu fördern.
Beispiele aus dem Ausland, wie den USA oder Spanien, verdeutlichen, dass eine effektivere Wirtschaftspolitik das Wachstum ankurbeln kann. Um eine positive Wende herbeizuführen, müsse der Abbau von Bürokratie, steuerliche Entlastungen sowie die Sicherung des Arbeitskräfteangebots und kostengünstige Energie im Vordergrund stehen. Graf hebt hervor, dass die Wachstumsinitiative der Bundesregierung ein Anfang, aber nicht ausreichend sei.
Für eine detaillierte Betrachtung der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen in der Region empfiehlt sich ein Blick auf die Ergebnisse der IHK-Umfrage. Weitere Informationen sind hier zu finden.