Die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Wirtschaftserholung wird immer offensichtlicher. Angela Pfister, die Leiterin des Volkswirtschaftlichen Referats im ÖGB, unterstreicht, dass ohne gezielte Impulse die Wirtschaft sich nur langsam von den aktuellen Einbrüchen erholen kann. Die neueste Konjunkturprognose von Wifo und IHS zeigt, dass insbesondere die Bauwirtschaft, die Industrie und der Konsum dringend Unterstützung benötigen. „Dabei geht es nicht um ein klassisches Konjunkturpaket mit Steuersenkungen“, erklärt Pfister, sondern um Maßnahmen wie die Wiedereinführung der Zweckbindung der Wohnbauförderbeiträge, um eine nachhaltige und leistbare Wohnsituation zu fördern. Eine Stabilisierung der Baukonjunktur würde zudem positive Effekte auf die Industrie haben, insbesondere durch wettbewerbsfähige Energiepreise, wie auch Deloitte berichtet.
Industrie investiert ins Ausland
Unterdessen zeichnen sich innerhalb der Industrien größere Investitionsverschiebungen ab. Das Verarbeitende Gewerbe plant, seine Präsenz in Nordamerika signifikant auszubauen. Aktuell fließen 20 Prozent der Investitionen in diesen Markt, in fünf Jahren sollen es bereits ein Drittel sein. Besonders die Automobil- und Maschinenbauindustrie sieht hier große Chancen. Im Gegensatz dazu verringert sich die Investitionsneigung in China, was besonders die Chemie- und Maschinenbaubranche betrifft. Stattdessen werden Afrika, Indien und Südostasien zunehmend als neue Investitionsziele in den Fokus gerückt. Diese Umorientierung wird als Reaktion auf die aktuellen geopolitischen Spannungen gedeutet und soll den Zugang zu neuen Märkten und kostengünstigeren Produktionsbedingungen verbessern.
Pfister betont, dass die Vorschläge des ÖGB, darunter ein 10-Punkte-Programm für die Industriepolitik und öffentliche Investitionen in Infrastruktur, entscheidend sind, um die Wirtschaft aus der Krise zu führen. „Es ist wichtig, dass diese Maßnahmen nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ausgetragen werden", ergänzt sie. Die Herausforderung bleibt, die Budgetkonsolidierung so zu gestalten, dass sie nicht das Wachstum gefährdet, wie auch die Analysen von Deloitte nahelegen.
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