Eine besorgniserregende Lage zeichnet sich für die Wirtschaft im Märkischen Kreis ab. Insbesondere die verarbeitende Industrie sieht sich gegenwärtig schwierigen Herausforderungen gegenüber, die sich in stagnierenden Wachstumszahlen und rückläufigen Exporten manifestieren. Die Ermangelung einer stabilen wirtschaftlichen Grundlage führt dazu, dass die Unterkunft für viele Unternehmen zunehmend unsicher wird.
Im Raum Altena melden die zuständigen Arbeitsagenturen einen drastischen Anstieg an Kurzarbeit. Im Juli 2023 waren es lediglich 32 Unternehmen, die diese Maßnahme ergriffen hatten, doch im gleichen Monat 2024 stieg diese Zahl auf 74 – mehr als doppelt so viele. Die Unternehmen, die bereits in der Vergangenheit Kurzarbeit angewandt hatten, setzen diese Praxis fort, um den wirtschaftlichen Druck abzumildern. Arbeitsagentur-Sprecherin Kira Muth veranschaulicht die Situation: „Ein weiter steigender Trend ist definitiv zu sehen.“ Besonders belastend ist jedoch der Umstand, dass Ungelernte Schwierigkeiten haben, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, während Unternehmen weiterhin Fachkräfte einstellen, um den notwendigen Personalbedarf zu decken.
Die Probleme der Industrie
Die Lage der Unternehmen im Märkischen Kreis ist angespannt, insbesondere im Hinblick auf die Automotive-Industrie, die stark von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflusst wird. Julian Pflichthöfer von der SIHK bestätigt, dass die Stimmung in der Branche „sehr trübe“ sei, was auch auf die aktuellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt zurückzuführen ist. Der Frust über eine fehlende klare politische Vorgabe verstärkt sich: „Die Unternehmer sind frustriert über die Bürokratie und die ausbleibenden Signale der Politik, die dringend benötigt werden, um das wirtschaftliche Klima zu verbessern“, so Pflichthöfer.
Die Problematik zeigt sich auch in den Worten von Özgür Gökce, Geschäftsführer des Märkischen Arbeitgeberverbandes. Viele Mitgliedsbetriebe haben bereits die maximal möglichen zwölf Monate Kurzarbeit ausgeschöpft und stehen vor der Frage, wie es weitergeht. Ohne Erweiterungsmöglichkeiten droht demnach Arbeitsplatzabbau.
Ein Lichtblick in der Dunkelheit
Trotz dieser düsteren Prognosen gibt es Unternehmen, die sich stabil zeigen. Ralf Ossenberg-Engels von der Ossenberg-Engels GmbH berichtet, dass sein Unternehmen nicht unter Kurzarbeit leidet und gute langfristige Aufträge hat. „Wir sind zufrieden – wir machen keine Kurzarbeit“, erklärt er. Doch auch dieser Unternehmer spürt die Risiken und die Zurückhaltung im Markt. Ähnliche Töne kommen von Julius Klinke, dessen Präzisionsdreherei zwar ebenfalls unter Druck steht, aber noch gute Geschäfte macht.
Die Vereinigte Sparkasse im Kreis hat ebenfalls Einblick in die wirtschaftliche Lage und meldet eine anhaltende Wachstumsschwäche. Besonders belastet sind die Branchen, die von Energiepreisen und Rohstoffengpässen abhängen. Das Bauwesen und die verarbeitende Industrie stehen dabei besonders im Fokus. Tomislav Majic von der Sparkasse stellt fest, dass Investitionen in unsicheren Zeiten oft auf Eis gelegt werden. Unternehmen, die finanziell stabil sind oder in zukunftsträchtigen Branchen arbeiten, investieren allerdings weiterhin.
Zusammengefasst zeigt sich, dass die wirtschaftliche Lage im Märkischen Kreis zunehmend angespannt ist. Die Notwendigkeit stabiler wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen wird von den Unternehmern und den Vertretern verschiedener Verbände eindringlich gefordert. Es gilt, gezielte Förderprogramme und Strategien zur Fachkräftesicherung zu entwickeln, um die heimische Wirtschaft auf einen soliden Kurs zu bringen.
Die aktuelle Entwicklung in der Exportwirtschaft, mit einem Rückgang der Ausfuhren im zweiten Quartal, verstärkt diese Sorgen. Der Vorsitzende der Vereinigten Sparkasse, Kai Hagen, weist darauf hin, dass Unternehmer oft angesichts schwieriger Bedingungen in ihrer Entscheidung über Investitionen zögern. Um eine Stabilität in der Wirtschaft zu erreichen, fordern Experten der Sparkasse strukturelle Reformen vom Staat.