In der Region Ulm zeigt sich ein besorgniserregender Trend: Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Ulm bestätigt, dass die wirtschaftliche Lage ernst ist. Nach Jahren des Aufschwungs vermeldet die IHK erstmals seit der Corona-Krise, dass mehr Betriebe als gut dastehen, und dies spricht für eine allgemeine Schwäche der Wirtschaftsleistung. Der Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat am Mittwoch in Berlin eine Prognose vorgestellt, die einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent in diesem Jahr voraussagt, was auf ein mögliches zweites Rezessionsjahr hindeutet.
Gerade kleine Unternehmen leiden unter dem Druck sinkender Umsätze. Hendrik Mächler, der Inhaber des Geschenkeshops "Gutes von hier" in der Ulmer Innenstadt, berichtet von einer Umsatzminderung von 4,5 Prozent im stationären Geschäft. Da sich in der Branche der Geschenkeeinkauf in der Regel für Dritte erübrigt, sieht er seine Kunden dennoch von der Sparsamkeit betroffen: "Die Menschen sparen als erstes an sich selbst", erklärt Mächler.
Stoßen Handel und Industrie an Grenzen?
Der Unmut der Händler ist nachvollziehbar. Rund 85 Prozent seiner Verkäufe entfallen auf Geschenke, und das macht ihn optimistisch im Vergleich zu anderen Einzelhändlern. Viele seiner Kollegen verzeichnen drastische Rückgänge, und der Druck auf den Einzelhandel ist deutlich spürbar. Das Firmenkundengeschäft läuft zwar für Mächler besser als im Vorjahr, dennoch zeigt die allgemeine Stimmung im Einzelhandel nach Angaben der IHK Ulm nach unten.
Die Erfahrungen von Julian Utz, einem Vertreter der metallverarbeitenden Industrie, sind ähnlich. Er spricht von einem Umsatzrückgang von einem Prozent im Vergleich zum letzten Jahr. Probleme wie die steigenden Materialkosten und die anhaltende Zinswende setzen der Branche zu. IHK-Präsident Jan Stefan Roell erwähnt die negative Entwicklung der Inlandsnachfrage, die zur Minderung des Exports beiträgt. Sein Unternehmen musste zudem hohe Investitionen in die Umsetzung der neuen Nachhaltigkeitsberichterstattung stemmen, was zusätzliche Belastungen schafft.
Schwierige Zeiten für die Unternehmen in Ulm
Die IHK Ulm weist darauf hin, dass von den befragten Unternehmen in diesem Herbst 50 Prozent über Umsatzeinbußen klagen. Dies sind alarmierende Zahlen, die darauf hinweisen, dass sich die wirtschaftliche Lage weiter verschärfen könnte. Viele Betriebe rechnen mit einer zusätzlichen Verschlechterung der Situation. Besonders auffällig ist, dass 36 Prozent der Unternehmen sogar planen, ihre Belegschaft zu reduzieren. Diese Neuigkeit steht im Kontrast zu den Bemühungen der Unternehmen, in den letzten Jahren alle verfügbaren Mitarbeiter zu halten.
Die IHK nennt den Fachkräftemangel als eine der größten Herausforderungen. Bis zum Jahr 2035 könnten in der Region Ulm etwa 23.600 Fachkräfte fehlen, was dem Wirtschaftswachstum im Weg steht. "Für die Wirtschaft ist Unsicherheit das Schlimmste", erklärt Roell und fügt hinzu, dass ein Fünftel der Unternehmen Investitionen ins Ausland vorziehen, was weitere negative Impulse für die heimische Wirtschaft bringt.
Die Regierung hat ihre Konjunkturprognosen drastisch nach unten korrigiert und sieht auch für die kommenden Monate keine Besserung vor. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung könnte sich als tiefgreifende Herausforderung entpuppen, die sowohl den Handel als auch die Industrie stark belasten wird. Die IHK Ulm mahnt zur schnellen Lösung der bestehenden Probleme, um eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in der Region zu gewährleisten.
Für weitere Informationen zu den aktuellen Entwicklungen in der Ulmer Wirtschaft kann man die umfassende Berichterstattung auf www.swr.de einsehen.
Details zur Meldung