Die Zukunft des Captagon-Handels in Syrien: Ein gefährliches Erbe?
Ein dramatischer Umbruch in Syrien! Nach dem Sturz von Bashar al-Assad durch die oppositionelle Allianz unter der Führung von Hayat Tahrir al-Sham (HTS) stehen die gigantischen Lagerbestände und geheimen Produktionsstätten des illegalen Drogenhandels im Rampenlicht. Captagon, die hochgradig süchtig machende Pille, die in den wohlhabenden Golfstaaten wie Saudi-Arabien boomt, könnte nun in eine neue Ära eintreten.
Die al-Assad-Regierung wurde über Jahre hinweg als Hauptverantwortliche für den Captagon-Handel beschuldigt, der die syrische Wirtschaft stützte und das Land zu einem sogenannten „Narco-Staat“ machte. Die Profite aus diesem Geschäft waren für die Regierung überlebenswichtig, während das Land unter Sanktionen und Krieg litt. Doch jetzt, wo die Herrschaft al-Assads zu Ende ist, stellt sich die Frage: Was passiert mit dem Captagon-Geschäft?
Ein neuer Kurs unter HTS
HTS und die neue syrische Verwaltung, angeführt von Ahmed al-Sharaa, auch bekannt als Abu Mohammed al-Julani, zeigen deutlich, dass sie mit dem Drogenhandel brechen wollen. Caroline Rose, Expertin für den Drogenhandel in Syrien, erklärt: „HTS und Julani haben bisher versucht, sich von diesem neuen Übergangsregime und dem Captagon-Handel zu distanzieren.“ Dies zeigt sich in zahlreichen Razzien gegen regimeverbundene Einrichtungen, während Julani die illegale Geschichte der Captagon-Produktion des Regimes anprangert.
Die Strategie könnte darauf abzielen, die industrielle Produktion zu unterdrücken und die Syrer dazu zu ermutigen, sich an der legalen Wirtschaft zu beteiligen. Doch wird das ausreichen, um den florierenden Drogenhandel zu stoppen? Die Nachfrage nach Captagon ist ungebrochen, und die Drogenhändler werden sich neue Wege suchen.
Die dunkle Geschichte von Captagon
Captagon, ursprünglich in den 1960er Jahren von der deutschen Pharmafirma Degussa entwickelt, wurde als Medikament gegen Narkolepsie und ADHS eingesetzt. Doch die UN schränkten den Vertrieb 1986 ein, da die unerwünschten Nebenwirkungen und das Suchtpotenzial zu groß waren. Dennoch wurde Captagon in der arabischen Welt schnell zu einer beliebten Freizeitdroge, die ein Gefühl von Euphorie und Wachsamkeit vermittelt.
In Syrien, wo einst eine florierende Pharmaindustrie existierte, entwickelte sich das Land zum größten Produzenten von Captagon weltweit. Der Bürgerkrieg, der 2011 begann, führte dazu, dass bewaffnete Gruppen zunächst die Drogenproduktion übernahmen, bevor die Regierung mit Unterstützung ihrer Verbündeten die Kontrolle über die Schmuggelrouten und Produktionsstätten zurückerlangte. Im Jahr 2021 wurden die Werte der beschlagnahmten Sendungen auf unglaubliche 5,7 Milliarden Dollar geschätzt – ein Vielfaches der legalen Exporte Syriens.
Die Verbindungen zwischen dem Regime und dem Drogenhandel sind tief. Maher al-Assad, der Bruder von Bashar, gilt als Schlüsselfigur, die von der Sicherung der Lieferungen über Latakia profitierte. Gangführer und Geschäftsleute erhielten ebenfalls die Erlaubnis, ihre Schmuggeloperationen im Austausch für Loyalität zu betreiben.
Doch wird der Sturz al-Assads die Captagon-Produktion wirklich zum Stillstand bringen? Experten sind skeptisch. Der Drogenhandel wird sich wahrscheinlich nur verlagern, wie das „Balloneffekt“-Phänomen zeigt: Wo ein Markt unterdrückt wird, taucht er an anderer Stelle wieder auf.
Die Zukunft des Captagon-Handels könnte in Ländern wie Irak, Türkei, Libanon und sogar in der EU liegen. Bereits jetzt sind geheime Produktionsstätten in Sudan und Deutschland entdeckt worden. Die Nachfrage könnte auch durch Methamphetamin gedeckt werden, das bereits in großen Mengen aus Iran und Afghanistan kommt.
Die Geschichte von Captagon ist noch lange nicht zu Ende. Die Schatten der Vergangenheit werden weiterhin über Syrien und darüber hinaus schweben, während die Drogenhändler nach neuen Wegen suchen, um ihre Geschäfte zu betreiben.
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