Köln/Rostock (dpa) – Frisch von einer neuen Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) kommt eine aufschlussreiche Statistik über den Zugang zu Spielplätzen für Kinder in Deutschland. Eine durchschnittliche Gehzeit von 25 Minuten scheint vielen jungen Familien als Herausforderung, um Spielgeräte wie Schaukeln und Rutschen zu erreichen. Diese Abstandsproblematik zieht sich durch das ganze Land und offenbart, wo die nächsten Spielplatz-Oasen liegen.
Für die Kinder in Mecklenburg-Vorpommern ist der Weg besonders lang, und zwar satte 68 Minuten, was als der bundesweit längste Durchschnittswert gilt. Im krassen Gegensatz dazu steht Berlin, wo man nur acht Minuten für den Weg zurücklegen muss, um den nächsten Spielplatz zu erreichen. Diese Zahlen zeigen ein stark ausgeprägtes Ungleichgewicht zwischen städtischen und ländlichen Gebieten, vor allem in den östlichen Bundesländern, wo die Entfernungen oft drastisch sind.
Die Rolle der Spielplätze als soziale Treffpunkte
Der familienpolitische Experte Wido Geis-Thöne sieht in Spielplätzen nicht nur simple Freizeitmöglichkeiten, sondern auch wichtige soziale Anlaufstellen für Familien. Gerade in ländlichen Regionen, wo Häufigkeit und Zugang zu Spielgeräten im eigenen Garten keine Seltenheit sind, bleibt der regelmäßige Zugang zu einem Spielplatz unerlässlich für die sozialen Kontakte der Kinder. Rostock scheint hier ein positives Beispiel zu bieten, mit einem durchschnittlichen Weg von nur sechs Minuten zu einem Spielplatz, was als bundesweit niedrigster Wert vermeldet wird. Im Vergleich dazu müssen die kleinen Abenteurer im Landkreis Vorpommern-Greifswald jedoch unglaubliche 79 Minuten für denselben Spaß aufbringen.
Diese Distanzproblematik ist nicht nur für Eltern von Bedeutung, sondern zeigt auch einen besorgniserregenden Trend: In ländlichen Gebieten haben viele Kinder möglicherweise nicht die Möglichkeit, sich mit Gleichaltrigen zu treffen und zu spielen, was langfristig ihre sozialen Fähigkeiten beeinträchtigen könnte. Die Analyse berücksichtigt dabei ausschließlich gebührenfreie öffentliche Spielplätze und lässt private Spielplätze außen vor, die häufig in der Nähe von größeren Wohnkomplexen zu finden sind.
Ein weiteres bemerkenswertes Detail der Studie ist das Verhältnis zwischen der Anzahl der Kinder unter zehn Jahren und dem jeweiligen Spielplatz. Im Bundesdurchschnitt teilen sich 60 Kinder einen Platz, wobei dieser Wert in Hessen auf bis zu 74 ansteigt. Mecklenburg-Vorpommern hebt sich hingegen positiv ab, wo nur 45 Kinder auf einen Spielplatz kommen. Der Landkreis Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen hat mit nur 23 Kindern pro Spielplatz die günstigsten Verhältnisse, während Oberhausen in Nordrhein-Westfalen mit einem erschreckenden Wert von 143 Kindern pro Spielplatz führt und somit als ungünstigster Standort gilt.
Die Ergebnisse der Studie werfen ein Licht auf die unbequemen Wege, die viele Jungen und Mädchen für das Spielen zurücklegen müssen. Besonders in Zeiten, in denen die Bedeutung von Spielplätzen für das soziale und körperliche Wohlbefinden der Kinder immer stärker ins Gewicht fällt, stellen solch hohe Entfernungen ein Problem dar. Spielplätze sind nicht nur Orte des Spielens, sondern auch des Lernens und der Interaktion. Somit ist es wichtig, den Zugang in allen Regionen zu verbessern, um eine gleichmäßige Verteilung der Spielmöglichkeiten zu gewährleisten und den Kindern ein unbeschwertes Aufwachsen zu ermöglichen.
– NAG