Die Preise für Orangensaft setzen ihren Aufwärtstrend fort, was auf die weltweit schrumpfenden Bestände an Orangen zurückzuführen ist. Dieser Umstand hat zu einer alarmierenden Lage geführt, die von einem Vertreter des Fruchtsaft-Industrieverbandes als „Orangensaft-Krise“ bezeichnet wird. Das Hauptproblem liegt in der besorgniserregend geringen Ernte in Brasilien, dem primären Anbieter von Saftorangen für die EU, wo extreme Wetterbedingungen und die gefürchtete Zitrusbaumkrankheit Citrus Greening zu den niedrigsten Ernteerträgen seit drei Jahrzehnten geführt haben.
Die bedeutenden Ernteausfälle in Brasilien, das etwa 80 Prozent der weltweiten Saftorangenproduktion verantwortet, stellen die Hersteller vor große Herausforderungen. So erklärt ein Sprecher von Eckes-Granini, einem der größten Safthersteller Europas, der Marken wie „Granini“ und „Hohes C“ vertreibt, dass nicht nur die Ernte, sondern auch die Lagerbestände stark reduziert sind. Diese Situation führt dazu, dass viele Hersteller auf günstigere Vorräte aus den Vorjahren nicht zurückgreifen können. „Das Angebot kann kurzfristig nicht angepasst werden, da die Erhöhung durch neue Bäume mehrere Jahre dauert“, so der Sprecher.
Preisanpassungen in der Saftindustrie
Die Nachfrage nach Orangensaft bleibt stabil hoch, während die Preise für Orangensaftkonzentrat in den letzten fünf Jahren um beeindruckende 300 Prozent gestiegen sind. „Wir sehen uns gezwungen, die Abgabepreise anzupassen“, bestätigt der Unternehmenssprecher und deutet an, dass die Hersteller nicht umhin kommen, die Preise zu erhöhen, um die gestiegenen Rohstoffkosten abzudecken.
Ein Beispiel für diese Reaktion ist Valensina, die bekannt gegeben hat, die Flaschen ihrer Orangensäfte zu verkleinern. Die beliebte „Orange“ und „Milde Orange“ werden ab Dezember 2024 nicht mehr in 1-Liter-, sondern in 0,7-Liter-Flaschen verkauft. Dies geschieht, obwohl die Preise gleich bleiben, sodass der Stückpreis de facto steigt. „Wir müssen auf die kritische Situation auf dem Saftmarkt reagieren“, erläutert Olaf Jark, der Marketingchef von Valensina. Die neuen Flaschen werden schlanker und mit einem deutlich sichtbaren Etikett versehen, das die reduzierte Füllmenge anzeigt, um den Kunden die Preisanpassung transparent zu vermitteln.
Zur Unterstützung preissensibler Kunden wird Valensina zudem einen Orangennektar in einer 1-Liter-Flasche anbieten. Dieser wird weniger Fruchtsaft enthalten, dafür jedoch einen höheren Anteil von Zuckerzusätzen aufweisen – eine Maßnahme, die die Kosten senken soll. Darüber hinaus plant das Unternehmen Anpassungen der Rezepturen aufgrund der Rohstoffknappheit.
Citrus Greening: Eine ernsthafte Bedrohung
Ein zentraler Akteur in der aktuellen Krise ist die Zitrusbaumkrankheit Citrus Greening, die sich als ernsthafte Bedrohung für Orangenplantagen erwiesen hat. Diese Krankheit, ausgelöst durch ein bösartiges Bakterium, hat bereits zwischen 40 und 80 Prozent der Orangenbäume im brasilianischen Citrusgürtel befallen. Auch Florida sieht sich mutmaßlich ähnlichen Herausforderungen gegenüber, da auch hier viele Bäume betroffen sind.
Um diesem Problem zu begegnen, forschen US-Wissenschaftler an einer innovativen Lösung, die darin besteht, Orangenbäume mit spezifischen Genen auszustatten. Diese Gene, die teilweise aus Spinat gewonnen werden, könnten das Wachstum des Erregers eindämmen und somit die bedrohten Plantagen stärken.
Die Lage auf dem Orangensaftmarkt bleibt angespannt, und die Reaktionen der Hersteller könnten auch in Zukunft weitere Preisanpassungen nach sich ziehen, die auf die stagnierende Produktion und die wachsende Nachfrage zurückzuführen sind. Die kommenden Monate werden zeigen, wie nachhaltig diese Entwicklungen sein werden und welche Strategien die Unternehmen ergreifen, um den Herausforderungen der Branche zu begegnen.
Interessierte finden mehr Details und eine umfassende Übersicht über die aktuelle Situation auf www.stuttgarter-zeitung.de.