Der Start ins Winterhalbjahr bringt für die oberfränkische Wirtschaft besorgniserregende Nachrichten. Laut der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken Bayreuth zeigt die Konjunktur eine deutliche Abkühlung. Michael Waasner, Präsident der IHK, hebt hervor, dass Faktoren wie steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie hohe Arbeitskosten Deutschland im internationalen Vergleich zunehmend benachteiligen. Besondere Sorge bereitet ihm, dass Investitionen in die Zukunft häufig ins Ausland abwandern, was die Wirtschaft Oberfrankens zusätzlich schwächt.
Diese Trends belasten die regionale Wirtschaft und stehen dem erhofften Aufschwung im Wege. Eine jüngste Konjunkturumfrage der IHK zeigt, dass nur noch 28 Prozent der befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage positiv wahrnehmen. Dem gegenüber stehen 24 Prozent, die eine negative Einschätzung abgeben. Mit einem positiven Saldo von lediglich +4 bleibt die Bewertung gegenüber der Frühjahrsbefragung unverändert.
Unterschiedliche Bereiche stark betroffen
In der Beurteilung der wirtschaftlichen Lage gibt es innerhalb der verschiedenen Branchen signifikante Unterschiede. Während die Dienstleistungsbranche, das Baugewerbe und der Einzelhandel eine positive Bewertung ihrer Situation abgeben, herrschen in der Industrie und im Großhandel überwiegend negative Töne. Wolfram Brehm, Hauptgeschäftsführer der IHK, weist darauf hin, dass sich die einzelnen Wirtschaftssektoren immer stärker auseinanderentwickeln, wobei die Industrie als bedeutendster Arbeitgeber in Oberfranken laut Brehm auf der Verliererseite steht.
Diese negative Entwicklung in der Industrie wirkt sich auch auf die Dienstleister aus, die direkt oder indirekt von diesem Sektor abhängig sind. Hier droht ebenfalls eine Verschlechterung, die die anfänglich zufriedenstellende Geschäftslage beeinträchtigen könnte. Ein weiteres Indiz für die angespannte Lage ist die Auftragslage, die insbesondere im Großhandel und in der Industrie kritischer eingeschätzt wird. Über die Hälfte der befragten Unternehmen berichtet, dass sie einen Rückgang im Auftragsvolumen – sowohl inländisch als auch international – festgestellt haben. Diese negative Einschätzung erstreckt sich mittlerweile auf alle Weltregionen.
Zukünftige Geschäftserwartungen
Die Zukunftserwartungen der Unternehmen in Oberfranken sind ebenfalls besorgt. 28 Prozent der Befragten rechnen in den nächsten zwölf Monaten mit einem Abwärtstrend, während nur 16 Prozent Positives erwarten. Dies bedeutet einen signifikanten Rückgang des Saldos um acht Punkte im Vergleich zur letzten IHK-Konjunkturumfrage im Frühsommer. Besonders pessimistisch sind die Prognosen im Großhandel, Baugewerbe und Tourismus. Im Bau- und Tourismussektor spielen zudem saisonale Effekte eine entscheidende Rolle, wobei der Rückgang gemäß IHK stärker ausfällt als in den Vorjahren. Allein im Dienstleistungssektor hält sich das Verhältnis zwischen negativen und positiven Antworten die Waage.
Diese Entwicklungen werfen ein nachdenkliches Licht auf die zukünftige wirtschaftliche Lage in der Region. Die IHK für Oberfranken Bayreuth beschreibt die Situation als angespannt und fordert gezielte Maßnahmen, um die regionale Wirtschaft zu stärken und die Abwanderung von Investitionen ins Ausland zu stoppen. In diesem Kontext werden die nächsten Monate entscheidend sein, um die Weichen für eine positive Wende zu stellen.