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Berlin – Laut den Exit-Polls wird die center-rechte Christlich Demokratische Union (CDU) nach den vorgezogenen Wahlen wieder an die Macht zurückkehren. Die rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) avanciert zur zweitstärksten Partei. Diese Wahlen wurden maßgeblich von Sorgen über Immigration, der Wirtschaft und der Rückkehr von Donald Trump bestimmt.
CDU feiert Wahlsieg
Die Parteizentrale der CDU war am Sonntagabend von Jubel und Applaus erfüllt, als die Ergebnisse der Exit-Polls bekannt gegeben wurden. Es wurde deutlich, dass die CDU als größte Fraktion aus den Wahlen hervorgehen würde. Vor dem Gebäude hatten sich kleinere Gruppen von Protestierenden versammelt, die gegen die strenge Einwanderungspolitik von Parteichef Friedrich Merz demonstrierten.
Friedrich Merz erklärt Sieg
Merz erklärte bei der Veranstaltung in zentralen Berlin seinen Sieg und rief seinen Anhängern zu: „Lasst uns die Partei ins Rollen bringen“, was einen schnellen Start zu Koalitionsverhandlungen signalisierte.
Wahlergebnisse im Detail
Wenn die Exit-Polls Bestand haben, wird die CDU mit 28,8 % der Stimmen aus den Wahlen hervor gehen. Das bedeutet, dass Merz – ein traditioneller Konservativer ohne vorherige Regierungserfahrung – neuer Kanzler von Deutschland, der größten Volkswirtschaft Europas, wird. Die AfD folgt mit einem nie dagewesenen Ergebnis von 20,2 % und hat damit einen bedeutenden Sprung gemacht, nachdem die Partei einst am Rand des politischen Spektrums stand und offiziell als extremistisch eingestuft wurde.
AfD fühlt sich gestärkt
Die Stimmung bei der Wahlveranstaltung der AfD war euphorisch, als bekannt wurde, dass die Partei ihre Unterstützung fast verdoppelt hat. Die Co-Vorsitzende der Partei, Alice Weidel, trat auf die Bühne und erklärte den jubelnden Massen, die AfD sei „nie stärker“ gewesen. Die SPD unter Kanzler Olaf Scholz wurde voraussichtlich Dritte mit 16,2 % – ein dramatischer Rückschlag im Vergleich zu den 25,7 %, die die Partei bei den Wahlen 2021 erhalten hatte.
Ergebnisse der kleineren Parteien
Besonders bemerkenswert in den Exit-Polls war der Erfolg der sozialistischen Partei Die Linke, die mit 8,5 % klar über der 5 %-Hürde liegt, die für den Eintritt ins Parlament erforderlich ist. Die „Ampel“-Koalition, die von Scholz geleitet wird, erwies sich als unglückliche Allianz dreier ideologisch unterschiedlicher Parteien und deren Zusammenbruch führte zu den vorgezogenen Wahlen, was in Deutschland, einem Land mit einer langen Geschichte stabiler politischer Systeme, relativ selten ist.
Wahlen und ihre Folgen
Fast 60 Millionen Deutsche waren laut dem Statistischen Bundesamt am Sonntag wahlberechtigt. Die vorläufigen Ergebnisse am Sonntagabend schließen einen ereignisreichen Wahlkampf ab, der außergewöhnliches Interesse von US-Behörden auf sich zog und erneut eine Debatte über die Einwanderungspolitik Deutschlands entfachte. Trump sorgte für Aufregung in Europa, als er Freiluftfriedensgespräche mit Russland zur Ukraine initiierte, ohne Vertreter aus Kiew oder andere europäische Führungspersönlichkeiten einzubeziehen.
Die Herausforderung für Friedrich Merz
Deutschland hat sich nach der Nazi-Ära als Teil der von den USA geführten NATO-Sicherheitsallianz wiederaufgebaut und sein späterer Wohlstand wurde durch billige russische Energie und Handel mit China gefördert. Doch was einst sicher schien, ist mittlerweile instabil geworden, und falls Merz, der versprochen hat, nach rechts zu tendieren und Führungsstärke in Europa zu demonstrieren, Kanzler wird, steht ihm eine enorme Aufgabe bevor.
Politische Spannungen und Angriffe
Zwei jüngst tödliche Angriffe, einer in Magdeburg vor Weihnachten und ein weiterer in München in der vergangenen Woche – beide von Migranten mit unterschiedlichen Motiven ausgeführt – schürten die Spaltungen vor den Wahlen am Sonntag. Die AfD, die beschuldigt wird, Migranten als Sündenböcke zu nutzen, profitierte von diesen Angriffen zu ihrem eigenen politischen Vorteil und hat sogar einen Aufruf zur sogenannten „Remigration“ gefordert – die Massenabschiebung von Migranten, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus in Deutschland.
Koalitionsgespräche und Ausblick
Sowohl CDU als auch SPD intensivierten ihre Bekenntnisse zu irregularer Migration und dem Schutz der inneren Sicherheit im Zuge der jüngsten Angriffe, was bedeutet, dass die AfD nicht an der Regierung beteiligt wird, auch wenn sie nicht im Amt ist, hat sie bereits die Debatte maßgeblich mitgeprägt. Unter Deutschlands politischem System ist es schwierig, genügend Stimmen für die alleinige Regierungsführung zu erhalten, und es bleibt abzuwarten, welche Form die Koalitionsgespräche annehmen werden.
Einige Aspekte sind jedoch bereits klar: Die anderen Hauptparteien haben deutlich gemacht, dass die AfD nicht Teil jeglicher Verhandlungen sein wird, was bedeutet, dass sie vorerst von Macht ausgeschlossen bleibt. Es ist wahrscheinlich, dass Merz die Sozialdemokraten – die andere wichtige Mitte-Links-Partei in Deutschland – zur Gründung einer Regierung auffordern wird. Ein weiterer potenzieller Koalitionspartner sind die Grünen, die bereits in Scholz' sogenannter „Ampel“-Koalitionsregierung gedient haben.
Es bleibt unklar, ob Merz ein oder zwei Partner benötigt, um eine Mehrheit zu bilden. Dreiparteien-Koalitionen sind in Deutschland selten. Insgesamt könnte es Wochen dauern, um eine neue Regierung zu bilden, was für Berlin in einer Zeit weitreichender Unsicherheiten mehr politische Lähmung bedeutet.
Berichtet von CNNs Frederik Pleitgen und Nadine Schmidt.
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