Im idyllischen Bodenseekreis, einer der wohlhabendsten Regionen Baden-Württembergs, gibt es einen schockierenden Missstand: Frauen verdienen hier im Durchschnitt unglaubliche 38,2 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen! Kein anderer Ort in Deutschland zeigt eine so dramatische Lücke zwischen den Geschlechtern. Trotz der florierenden Industrie und des Tourismus, die die Region prägen, spüren nicht alle Beschäftigten den Wohlstand gleichermaßen.
Fachleute wie Professorin Elke Wolf von der Hochschule München bestätigen, dass der Gender Pay Gap, also der Unterschied zwischen den Gehältern von Frauen und Männern, nicht auf eine Ursache zurückzuführen ist. Laut einer aktuellen Studie, die 1,8 Millionen Erwerbstätige untersucht, spielen wirtschaftliche Strukturen und die Verteilung der Geschlechter in verschiedenen Branchen eine entscheidende Rolle. Während hoch bezahlte Stellen in der starken Industrie häufig von Männern besetzt sind, sammeln Frauen oft in schlechter honorierten Bereichen wie der Gastronomie ihre Erfahrungen.
Der dramatische Branchenvergleich
Im Hotelbereich, wo über 70 Prozent der Mitarbeiter Frauen sind, bleibt das Gehalt hingegen mit etwa 2.354 Euro pro Monat weit hinter dem Einkommen von Metallfacharbeitern zurück, die im Durchschnitt 3.638 Euro erhalten. In renommierten Firmen wie ZF und Rolls Royce beträgt der Frauenanteil erschreckende 15,5 und 20 Prozent. Die ungleiche Verteilung in den Branchen führt zu einem alarmierenden unbereinigten Gender Pay Gap von 38,2 Prozent auch hier im Bodenseekreis.
Doch das ist nicht nur ein lokales Problem: Auch im Kreis Tuttlingen liegt der Gender Pay Gap, sowohl unbereinigt mit 32,2 Prozent als auch bereinigt bei 25,8 Prozent, über dem Durchschnitt. Wissenschaftlerinnen wie Sophie Moser wissen: Dort, wo Tarifverträge fehlen, wachsen die Chancen auf Gehaltsdiskriminierung dramatisch. Die alarmierende Statik verdeutlicht, dass in Gebieten ohne starke gewerkschaftliche Vertretung Frauen tendenziell schlechter bezahlt werden. Wenn Frauen sich nicht trauen, ihre Gehaltsforderungen laut und klar zu äußern, bleibt das Ungleichgewicht bestehen. (Foto: OH)