Kreis Holzminden. Im Landkreis Holzminden wird das Thema Klimaschutz großgeschrieben, doch jüngste Berichte zeigen, dass die angestrebten Ziele zur Reduzierung des Endenergieverbrauchs nicht erreicht wurden. Laut der kürzlich aktualisierten Energie- und Treibhausgasbilanz 2021 bleibt der Endenergieverbrauch bei 3.103 Gigawattstunden (GWh), was dem Stand von 2018 entspricht. Jutta Klüber-Süßle, die Leiterin der Wirtschaftsförderung im Landkreis, bezeichnet diese stagnierenden Werte dennoch als Erfolg – zumindest vor dem Hintergrund eines spürbaren Wirtschaftswachstums. Sie warnt jedoch, dass der Handlungsdruck deutlich sichtbar ist und die Anstrengungen in Sachen Klimaschutz unvermindert fortgesetzt werden müssen.
Größter Verbrauchssektor ist die Industrie, die für mehr als die Hälfte des Gesamtverbrauchs verantwortlich ist. Der enorme Anteil von 50 Prozent entfällt auf die glasproduzierende Industrie, deren Standorte in Holzminden, Delligsen und Boffzen liegen. Diese Branche trägt dazu bei, dass der Energieverbrauch im Kreis Holzminden etwa 90 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt. Dies verdeutlicht die Herausforderung, vor der die Region steht, insbesondere im Hinblick auf die angestrebte Dekarbonisierung der Industrie. Die Target GmbH, die die Energie- und Treibhausgasbilanz erstellt hat, betont die Notwendigkeit, langfristig erneuerbare Energien für die lokale Wirtschaft sicherzustellen.
Verbrauch in Privathaushalten über dem Durchschnitt
Der Sektor der privaten Haushalte folgt als zweitgrößter Verbrauchsbereich, mit einem Anteil von rund 21 Prozent am Gesamtverbrauch, was etwa 644 GWh entspricht. Dies wird unter anderem auf die hohe Anzahl von Einfamilienhäusern und den derzeitigen Sanierungsstand der Gebäude zurückgeführt. Die Wärmeversorgung basiert zum größten Teil auf fossilen Brennstoffen, was den Energieverbrauch in der Region über den Bundesdurchschnitt ansteigen lässt – ein besonderes Augenmerk für die Klimaschutzmaßnahmen im Landkreis.
Auch im Verkehrssektor ist eine Erhöhung des Endenergieverbrauchs zu verzeichnen. Im Jahr 2021 lag dieser bei 597 GWh, was 19 Prozent des Gesamtverbrauchs ausmacht. Hierbei fiel auf, dass trotz sinkender Bevölkerungszahlen die Zahl der zugelassenen Pkw um etwa acht Prozent gestiegen ist. Der Individualverkehr macht dabei 68 Prozent des gesamten Verkehrs aus, während der Güterverkehr auf der Straße 28 Prozent ausmacht.
Eine Analyse der Target GmbH schlägt vor, die Energiesituation im Verkehrsbereich durch eine Förderung des öffentlichen Nahverkehrs sowie den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge zu verbessern. Diese Maßnahmen könnten die Energieeffizienz im Landkreis Holzminden erhöhen.
Vorbildfunktion der Kreisverwaltung
Auffällig ist auch der Blick auf die Kreisverwaltung, die 2021 lediglich 16 GWh verzeichnete, was weniger als ein Prozent des Gesamtverbrauchs im Landkreis darstellt. Dennoch wird die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand in der Analyse hervorgehoben. Über 87 Prozent des Energieverbrauchs in öffentlichen Gebäuden entfallen auf Strom und Wärme. Die Organisation plant, die eigenen Liegenschaften bis 2040 klimaneutral zu gestalten und ein Klimaschutzkonzept bis Ende 2025 zu entwickeln.
Im Hinblick auf die Nutzung erneuerbarer Energien zeigt die Bilanz Nachholbedarf. Fossile Brennstoffe dominieren nach wie vor, während der Ausbau erneuerbarer Energien in allen Bereichen vorangetrieben werden muss. Dies ist besonders kritisch, da der Stromverbrauch durch die Elektrifizierung zur Bereitstellung von Wärme und Verkehr weiter ansteigen dürfte.
Im Jahr 2021 betrug der Stromverbrauch im Kreis Holzminden etwa 471 GWh, wobei nur 20 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammten. Dies ist zwar steigerungsfähig, aber der Bundesschnitt liegt hier mit 41 Prozent deutlich höher. Im Wärmebereich wurden 85 Prozent der Versorgung durch fossile Brennstoffe gedeckt, was den Handlungsbedarf für zukünftige Energiekonzepte zusätzlich verdeutlicht.
Für weitere Informationen zu den Entwicklungen im Landkreis Holzminden bezüglich Energieverbrauch und Klimaschutz können Leser die umfangreiche Berichterstattung auf www.tah.de einsehen.
