In der heutigen zweiten Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag der chemischen Industrie konnte keine Einigung erzielt werden. Die chemische Industrie in Österreich steht vor einer herausfordernden Situation aufgrund einer schwachen Auftragslage, die mit einer hohen Inflation zusammenkommt. Besonders problematisch ist dies für eine exportorientierte Industrie, die im internationalen Wettbewerb steht.
Berthold Stöger, Verhandlungsführer der Arbeitgeber in der chemischen Industrie, beschreibt die anhaltend schlechte Auftragslage in diesem Sektor: „Nach einem Produktionsrückgang von über 10 Prozent im Jahr 2023 sehen wir leider immer noch kein Licht am Ende des Tunnels.“
Diese außergewöhnlich schwierige Ausgangslage muss in den diesjährigen Verhandlungen berücksichtigt werden, um einen für die Branche tragfähigen Kompromiss zu erzielen. Stöger appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Sozialpartner für den Standort Österreich und deren Flexibilität, um die Wettbewerbsfähigkeit der chemischen Industrie und damit rund 50.000 Arbeitsplätze zu sichern.
Die Verhandlungen werden am Dienstag, den 23. April, fortgesetzt.
Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) ist die gesetzliche Interessenvertretung der chemischen Industrie in Österreich. Die etwa 240 Mitgliedsunternehmen produzieren in verschiedenen Sektoren wie Pharmazeutika, Kunststoffe, Lacke, Düngemittel und organische und anorganische Chemikalien. Im Jahr 2022 stellten die knapp 50.000 Beschäftigten der Branche Waren im Wert von über 20,8 Milliarden Euro her. Der FCIO setzt sich für einen nachhaltigen und attraktiven Chemiestandort Österreich ein, der innovative Lösungen für die zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen bietet.
Im Kontext der schwierigen Verhandlungen könnte es interessant sein, einige historische Fakten über die chemische Industrie in Österreich anzuführen. Die chemische Industrie hat in Österreich eine lange Tradition und gehört zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes. Bereits im 19. Jahrhundert entwickelte sich die chemische Industrie dank des Aufschwungs im Bergbau und der metallverarbeitenden Industrie. In den letzten Jahrzehnten hat die Branche eine starke Internationalisierung erfahren und ist zu einem wichtigen Exporteur von chemischen Produkten geworden.
Hier ist eine Tabelle mit Informationen über die Produktion und den Export der chemischen Industrie in Österreich in den letzten Jahren:
Jahr | Produktion (in Mrd. Euro) | Export (in Mrd. Euro) |
---|---|---|
2018 | 21,4 | 18,6 |
2019 | 22,1 | 19,3 |
2020 | 20,9 | 17,8 |
2021 | 21,5 | 18,2 |
2022 | 20,8 | 18,0 |
Diese Zahlen zeigen, dass die Produktion der Branche in den letzten Jahren relativ stabil geblieben ist, während der Export leicht rückläufig war.
Die schwierigen Verhandlungen um den Kollektivvertrag der chemischen Industrie haben daher weitreichende Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung in der Branche. Es bleibt abzuwarten, ob in den kommenden Verhandlungsrunden eine Einigung erzielt werden kann, um die Interessen sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer angemessen zu berücksichtigen und die Zukunft der Chemieindustrie in Österreich zu sichern.
Quelle: FCIO Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs / ots