Kaffee ist nicht nur ein beliebtes Getränk in Deutschland, sondern auch ein bedeutendes wirtschaftliches Gut. Während die Deutschen täglich im Durchschnitt 3,4 Tassen Kaffee konsumieren, sind die Hintergründe der Kaffeepreise und ihre Entwicklung zunehmend besorgniserregend. Eine aktuelle Befragung des Kaffeerösters Tchibo, des Verlags Brand Eins und des Datenportals Statista unter 1500 Kaffeetrinkern verdeutlicht, dass die Wetterbedingungen und der Klimawandel schwerwiegende Auswirkungen auf die Kaffeelieferungen haben.
Die globale Nachfrage nach Kaffee steigt weiter an, während die Möglichkeit, Kaffee preiswert zu beziehen, sinkt. Die Erträge könnten bis 2050 um die Hälfte sinken, warnen Experten vom World Coffee Research. Das bedeutet, dass die Kaffeepreise in den kommenden Jahren voraussichtlich drastisch steigen werden. Ein zentraler Faktor sind die Anbauregionen, die sich entlang des Äquators konzentrieren und nur begrenzt ausgeweitet werden können.
Einfluss des Klimawandels
Die Anbauländer, die für 80 Prozent des globalen Kaffeehandels verantwortlich sind, sind auch die am stärksten betroffen von den durch den Klimawandel verursachten Wetterveränderungen. Stärkere Trockenheit und ungenügende Regenmengen führen zu geringeren Erträgen. Der letztjährige Rückgang in zehn der 21 bedeutendsten Anbauländer zeigt bereits diese besorgniserregende Tendenz. Ein Blick auf die Prognosen legt nahe, dass dies kein temporäres Phänomen ist und sich auf lange Sicht negativ auswirken wird.
Gerade in einem wichtigen Anbauland wie Brasilien führt eine drohende Frostperiode an den Rohstoffmärkten zu sofortigen Preisanstiegen. Dies macht eine Preisstabilität in naher Zukunft nahezu unmöglich. Die Kaffeepreise an den Börsen reagieren empfindlich auf jegliche Veränderungen in den Anbauregionen, was sich letztlich auch auf die Preise im Einzelhandel niederschlägt.
Um auf die Herausforderungen des Klimawandels zu reagieren, sind Forschungseinrichtungen wie World Coffee Research aktiv an der Entwicklung neuer Kaffeepflanzen beteiligt. Der Prozess umfasst die Zucht von Hybridpflanzen, die gegen steigende Temperaturwerte resistent sein sollen. Dies ist eine aufwändige und langwierige Aufgabe, die bis zu 20 Jahre dauern kann, bevor die neuen Sorten marktreif sind. Experten wie Thomas Eckel, Eigentümer der Murnauer Kaffeerösterei, haben große Hoffnungen in diese neuen Züchtungen gesetzt, wissen aber auch, dass es Zeit braucht, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Die Trinkgewohnheiten der Deutschen zeigen indes, dass weiterhin ein großer Bedarf an hochwertigem Kaffee besteht. Ob aus der Filtermaschine oder als Barista-Getränk im Café – die Konsumenten mögen es abwechslungsreich. 31 Prozent der Kaffeetrinker verwenden fettarme Milch, während nur 9 Prozent auf pflanzliche Alternativen wie Hafermilch zurückgreifen. Dieser Trend wird die Industrie in den kommenden Jahren weiterhin anspornen, auf neue Entwicklungen im Kaffeebereich zu reagieren. Doch diese Entwicklungen könnten sich erheblich verteuern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kaffeepreise durch eine Kombination aus Klimawandel und steigender Nachfrage unter Druck geraten. Die bereits sichtbaren Preisanstiege an den Rohstoffmärkten sind Vorboten einer möglicherweise ungewissen Zukunft für Kaffeetrinker. Um auf die Herausforderungen zu reagieren, müssen Verbraucher und Produzenten einen gemeinsamen Weg finden, um den beliebten Anbau neu zu beleben.
Für weitere Informationen zu den Entwicklungen auf dem Kaffeemarkt, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.welt.de.
Birger Nicolai