In der deutschen Wirtschaft schlägt eine weitere Insolvenz hohe Wellen: Die ISHPaper GmbH, ein traditionsreicher Papierhersteller mit einer 200-jährigen Geschichte, hat am 4. September Insolvenz anmelden müssen. Diese Nachricht traf die Belegschaft der Spezialpapierfabrik Ober-Schmitten GmbH in Nidda, Hessen, wie ein Schock. Über 200 Mitarbeiter stehen nun vor ungewissen Zeiten, nachdem das Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit geraten ist.
Die Meldung von der Pleite kommt weder überraschend noch unerwartet. Nachdem die IS Holding vor einem Jahr die Traditionsfirma von dem amerikanischen Konzern Glatfelter übernahm, war Optimismus geprägt von großem Elan. Zu einem symbolischen Preis von einem Euro wurde die Übernahme vollzogen, nachdem Glatfelter die Maschinen stilllegte und den Standort dichtmachte. Damals äußerte Ilkem Sahin, der Chef der IS Holding, große Zuversicht: „Ich habe keinen Zweifel, dass der Erfolg kommt.“ Aber selbst nach dem Kauf von neuer Technologie und Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro scheint der Traum eines Neuanfangs jäh zu enden.
Wirtschaftlicher Rückschlag für Nidda und die Belegschaft
Mit einem tiefen Gefühl der Enttäuschung reagierten nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch der Niddaer Bürgermeister Thorsten Eberhard. „Ich bin mega-enttäuscht, sprachlos und kann das Ganze noch nicht einordnen“, äußerte er sein Unverständnis bezüglich der plötzlichen Insolvenz. Für viele Angestellte, die erst vor kurzem wieder Hoffnung schöpfen konnten, ist die Nachricht besonders hart. Werkleiter Hagen Knodt, der sich zur Zeit auf Urlaub in Griechenland befand, beschreibt den Schockzustand: „Das ist ein Schock, es zieht mir die Schuhe aus.“ Die überraschende Wende lässt viele Mitarbeiter mit einem unguten Gefühl zurück.
Das Unternehmen ist bekannt für seine hochwertigen Spezialpapiere, darunter Transparentpapier, das sowohl im Inland als auch international, beispielsweise nach Indien und China, verkauft wird. Vor der Insolvenz hatte das Unternehmen auch Pläne zur Erweiterung seines Portfolios und Produktion angekündigt. Die Gründe für die Insolvenz sind vielfältig; es wird jedoch angedeutet, dass die ausbleibenden Gehälter und die unklare finanzielle Lage zur aktuellen Situation geführt haben.
Das zuständige Amtsgericht in Friedberg hat Dr. Jan Markus Plathner von der Kanzlei Brinkmann & Partner zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Plathner, der in der Branche kein Unbekannter ist, wird nun die Situation sondieren und möglicherweise die Bedingungen für einen Verkauf oder eine Restrukturierung prüfen. Dabei ist wichtig, dass die Mitarbeiter vorerst Insolvenzgeld erhalten werden, um die ausstehenden Löhne zu sichern.
Die IS-Holding und die Herausforderungen
Die IS-Holding, unter der das insolvente Unternehmen operierte, steht momentan ebenfalls unter Druck. Nicht nur die Papierfabrik, sondern auch andere Tochtergesellschaften, wie der Autozulieferer BBS, haben Insolvenzverfahren eingeleitet. Diese negative Entwicklung wirft Fragen zur Stabilität der gesamten Holding und deren Investitionsstrategien auf. Die IS-Holding ist ein breit aufgestellter Mischkonzern, zu dem auch Snackprodukte sowie Gastronomiebetriebe gehören.
Die Vorzeichen für die ISHPaper GmbH standen längst nicht auf Erfolg. Experten und Beobachter der Branche warnten bereits von einer stagnierenden Nachfrage sowie steigenden Produktionskosten. Die Insolvenz des Traditionsunternehmens ist ein weiteres Beispiel für die Herausforderungen, mit denen viele deutsche Unternehmen in der aktuellen Marktlage konfrontiert sind. Ein wirtschaftlicher Rückschlag, der nicht nur in Nidda zu spüren ist, sondern auch eine Entwicklung darstellt, die über den Papiersektor hinausgeht. Die kommenden Tage werden entscheidend dafür sein, wie sich die Situation weiterentwickelt und welche Möglichkeiten für die betroffenen Mitarbeiter bestehen.
– NAG