Wirtschaft

„Indien als Russlands neue Handelsbasis: Ölgeschäfte übertreffen China“

Indien hat sich seit 2022 zu Russlands bedeutendstem Handelspartner entwickelt und könnte China als Hauptimporteuer russischen Öls verdrängen, während die westlichen Sanktionen gegen Russland die bilateralen Handelsbeziehungen weiter stärken und neue wirtschaftliche Chancen für beide Länder eröffnen.

Die Handelsbeziehungen zwischen Indien und Russland haben in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Transformation durchlaufen, und es scheint, als würde Indien zunehmend die Rolle eines wichtigen Handelspartners für Russland einnehmen, während China möglicherweise an Einfluss verliert. Diese Entwicklung hat weitreichende Implikationen und stellt einen bemerkenswerten Wandel in der internationalen Wirtschaft dar.

Das Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) hat festgestellt, dass Indien in den letzten zwei Jahrzehnten 65 Prozent seiner Waffenkäufe aus Russland bezogen hat. Diese enge Verbindung, die durch militärische und wirtschaftliche Kooperationen gekennzeichnet ist, wird nun von westlichen Sanktionen begleitet, die Russland seit dem Beginn seines Konflikts mit der Ukraine erhebliche Schwierigkeiten bereiten. Durch den Verlust des Zugangs zum SWIFT-Bankensystem sieht sich Russland gezwungen, seine wirtschaftlichen Beziehungen neu auszurichten, was Indien in den Fokus rückt.

Indien und Russland: Ein stark wachsendes Partnerschaftsverhältnis

Der Bankensektor zeigt bereits deutliche Veränderungen. Die russische Sberbank hat begonnen, Rupien-Konten für russische Kunden zu eröffnen, um den bilateralen Handel zu erleichtern. Anatoly Popov, Mitglied des Vorstands der Sberbank, bestätigt, dass der Handel mit Indien relativ problemlos verläuft, während andere Handelsbeziehungen durch technische Schwierigkeiten und Sanktionen belastet sind. Diese neu entstandene Beziehung deutet darauf hin, dass Indien mehr und mehr als wirtschaftliche Rettungsleine Russlands fungiert.

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Ein konkretes Beispiel hierfür ist der Ölhandel. Im Juli übertraf Indien China als größten Importeur von russischem Öl; Indiens Importe stiegen auf täglich 2,07 Millionen Barrel, während China nur 1,76 Millionen Barrel täglich einführte. Diese Zunahme des Ölhandels zeigt, dass Indien nicht nur als Hauptabnehmer auftritt, sondern auch aktiv von den Preisabschlägen profitiert, die Russland aufgrund seiner Isolation vom westlichen Markt anbieten kann. Han Qu, ein Analyst, hebt hervor, dass Indien im Juni einen bedeutenden Anstieg in seinen Exporten nach Russland verzeichnete, insbesondere bei verarbeiteten Mineralien und Medikamenten.

Indians neuwertige strategische Überlegungen

Indien verfolgt eine doppelte Strategie in Bezug auf seine Beziehungen zu Russland. Während das Land bemüht ist, die bestehenden Verbindungen zu vertiefen, sind es die geopolitischen Überlegungen, die Indien dazu bringen, abgewogen auf neue Handelsmöglichkeiten zuzugehen. Es ist wichtig zu beachten, dass Indien, im Gegensatz zu westlichen Ländern, die Sanktionen gegen Russland nicht unterstützt und nicht öffentlich den russischen Vorgehen verurteilt hat. Dies könnte Indien in eine vorteilhafte Position bringen, während es gleichzeitig seine langfristigen Ziele verfolgt.

Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel ist die Zusammenarbeit im Bereich der Energie. Der indische Außenminister betonte bereits im Mai, dass der Aufstieg Indiens als handelnder Partner Russlands keine kurzfristige Erscheinung ist. Es gibt zwar eine klare Tendenz, sich auf bestehende Verträge zu konzentrieren – wie zuletzt beim Kundankulam-Atomkraftwerk – jedoch zeigt die Analyse des United States Institute of Peace, dass Indien auch neue Möglichkeiten in Bereichen wie Automobilindustrie und erneuerbare Energien ins Auge fasst.

Indien bleibt vorsichtig in seiner Annäherung an Russland. Das Land hat sich nicht nur von der westlichen Welt abgewandt, sondern verfolgt auch strategische Kooperationen mit Ländern wie den USA im Verteidigungssektor sowie mit europäischen Nationen im Halbleiterbereich. Indiens Premierminister Narendra Modi hat betont, dass eine diplomatische Lösung für den Ukraine-Konflikt Priorität hat, was zeigt, dass Indien eine wohlüberlegte Balance zwischen unterschiedlichen internationalen Beziehungen anstrebt.

Abschließend ist zu sagen, dass die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Indien und Russland aufgrund der geopolitischen Verschiebungen, gerade in Anbetracht der westlichen Sanktionen gegen Russland, einen neuen Höhepunkt erreichen. Während Indien sich als verstärkter Partner etabliert, bleibt die Frage, wie lange Russland diese Dynamik aufrechterhalten kann, und ob sich im angestrebten Ölhandel mit Indien noch weitere Veränderungen anbahnen werden. Sollte der westliche Druck auf Russland zunehmen, könnte das zu einer Neubewertung von Allianzen und Handelsbeziehungen führen, die nicht nur Russland, sondern auch Indien beeinflussen könnte.

– NAG

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