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Gamescom 2023: Deutsche Gaming-Industrie fordert politische Unterstützung

Auf der Gamescom in Köln warnt die Spieleindustrie, dass Deutschland als Standort für Gaming-Unternehmen unattraktiv wird, während sie auf dringend benötigte politische Unterstützung von „Games-Minister“ Robert Habeck wartet, da lukrative Geschäfte zunehmend ins Ausland abwandern und die Branche mit einem Umsatzrückgang von sechs Prozent kämpft.

In der Welt der Videospiele spielt Deutschland eine bedeutende Rolle, jedoch bleibt der nationale Markt hinter den Erwartungen zurück, was die heimischen Entwickler betrifft. Auf der diesjährigen Gamescom in Köln wird der Frust der Branche über die politische Unterstützung immer deutlicher. Besonders Robert Habeck, der Bundeswirtschaftsminister und so genannte „Games-Minister“, sieht sich heftiger Kritik ausgesetzt.

Bei der Eröffnung der Computerspielemesse brach Habeck das Eis mit einem ehrlichen Geständnis: „Ich bin kein Spieler.“ Dennoch ist er die politische Schaltstelle für die Spieleindustrie in Deutschland und hat die Verantwortung für die Gaming-Branche mit dem Wechsel zur Ampel-Koalition im Jahr 2021 übernommen. Seither gibt es im Ministerium ein eigenes Referat für dieses Thema, obwohl die Entwicklungen in der Branche drängend erscheinen.

Wirtschaftliche Herausforderungen der Branche

Der Game-Verband meldet alarmierende Statistiken: Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete die Branche ein Umsatzminus von sechs Prozent. Felix Falk, Geschäftsführer des Verbandes, merkt kritisch an, dass Deutschland im internationalen Wettbewerb stark abgerufen hat. In anderen Ländern wie Kanada, Südkorea und Großbritannien können Entwickler erheblich günstiger produzieren – die Preisersparnis liegt bei bis zu 30 Prozent. Dies führt dazu, dass große Entwicklerstudios Deutschland meiden und die Geschäftsgewinne an etwa 950 heimische Anbieter vorbeigehen.

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Die Zahlen sind bedenklich: Lediglich fünf Prozent des gesamten Spiel-Umsatzes verbleiben in Deutschland, während 95 Prozent der Ausgaben der deutschen Spieler ins Ausland fließen. Angesichts der Tatsache, dass der deutsche Games-Markt der größte in Europa ist, gibt es einen klaren Handlungsbedarf. Falk betont, die Voraussetzungen für ein starkes Gaming-Ökosystem sind gegeben, doch die Realität sieht anders aus. Die insgesamt 48 Länderpavillons auf der Gamescom belegen, dass die Konkurrenz um Investitionen und Talente wächst.

Die kulturelle Dimension des Gamings

Das Thema Gaming hat nicht nur wirtschaftliche Implikationen, sondern beeinflusst auch kulturelle Bereiche. Computerspiele erzählen Geschichten, die oft aus Ländern wie den USA oder China stammen, und lassen wenig Raum für die deutsche Perspektive. Dies ist ein Verlust, denn mit der Spieleindustrie kommt eine Expertise in Technologien wie Künstlicher Intelligenz und Virtual Reality, die entwickelt und gefördert werden könnte.

Trotz warmer Worte von Habeck über die Wichtigkeit einer starken Spieleindustrie bleibt die praktische Unterstützung aus. Verbandsvertreter Falk mahnt an, dass die Politik seit Jahren erklärt, man wolle Deutschland als Games-Standort stärken, aber konkrete Taten fehlen. Ein überraschender Schritt war die Einführung eines Förderprogramms im Jahr 2020 mit einem Budget von 50 Millionen Euro, das zunächst eine Welle an Neugründungen auslöste. Allerdings folgten seither mehrere Förderstopps, der letzte zieht sich seit Mai 2023 und bringt Unsicherheiten für die Branche.

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Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Gründungen in der Spieleindustrie um zwei Drittel eingebrochen sind. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, muss die Bundesregierung international konkurrenzfähige Rahmenbedingungen schaffen. Konkret plant Habeck nun ein „Tax Credit System“, das Firmen steuerliche Vorteile auf Investitionskosten bieten soll. Dazu müssen die Bundesländer zustimmen, was jedoch als sehr wahrscheinlich gilt, da die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen bereit ist, eine gemeinsame Lösung zu finden.

Die Skepsis in der Branche bleibt jedoch groß. Entwickler wie Martin Thiele-Schwez von Playing History warnen davor, dass viele kleine Studios stärkere Hilfen benötigen, um nachhaltig agieren zu können. Ein Beispiel ist Rockfish Games aus Hamburg, das dank Fördergeldern den Erfolg seines Spiels „Everspace 2“ ausbauen konnte. Mit dem neuen Zusatzmaterial, das Mitte September erscheint, hofft die Branche auf eine Belebung der Verkäufe, nachdem das erste Halbjahr von einem bislang unübersehbaren Rückgang geprägt war.

Die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen sind komplex und verlangen nach schnellem Handeln, um den Anschluss an internationale Wettbewerber nicht endgültig zu verlieren.

– NAG

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