In den Vorstandsetagen der 40 größten Unternehmen, die im Deutschen Aktienindex Dax gelistet sind, ist aktuell jedes vierte Mitglied eine Frau. Diese Zahl mag auf den ersten Blick positiv erscheinen, dennoch bleibt Deutschland laut einer neuen Studie der Allbright Stiftung im internationalen Vergleich zurück. Mit lediglich 24,7 Prozent Frauenanteil in den Vorständen der Dax-Konzerne zum 1. September liegt Deutschland hinter Ländern wie Großbritannien (32,1 Prozent), den USA (30,1 Prozent) und vielen anderen.
Der IC-Das ist nicht nur die Spitze des Dax, sondern auch der Wasserstand zur Unterrepräsentation der Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Während nur 18,2 Prozent der polnischen Vorstandsmitglieder Frauen sind, hat Deutschland immerhin einen höheren Frauenanteil als unser Nachbarland. Auch in den Aufsichtsräten sieht die Lage ein wenig besser aus: Hier sind vier von zehn Mitgliedern weiblich.
Stagnation im Aufstieg der Frauen
Bei der Betrachtung aller 160 Unternehmen, die im Dax, MDax und SDax gelistet sind, zeigt sich zwar ein Anstieg des Anteils der Frauen auf Vorstandsposten um 2,3 Prozentpunkte auf nun 19,7 Prozent, dieser Fortschritt ist jedoch im Vergleich zur letzten Erhebung von 3,2 Prozentpunkten enttäuschend. In den Kontrollgremien der Dax-Unternehmen beträgt der Frauenanteil inzwischen 37 Prozent. Im Hinblick auf die obersten Führungspositionen hat sich jedoch nicht viel geändert. Laut der Studie konnten zum Stichtag lediglich zehn Aufsichtsratsvorsitzende und sieben Vorstandsvorsitzende verpflichtend ernannt werden, was im Vergleich zum Vorjahr unverändert blieb.
„In Deutschland haben wir viel Zeit mit der Diskussion über Quoten verloren“, erklärten die Geschäftsführer der Allbright Stiftung, Wiebke Ankersen und Christian Berg. Um im internationalen Wettbewerb aufzuschließen, müssen die Unternehmen jedoch weitreichendere Maßnahmen ergreifen.
Ziele setzen und Strukturen hinterfragen
Laut Ankersen sollten Unternehmen konkrete interne Ziele zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen formulieren und gleichzeitig prüfen, welche internen Strukturen möglicherweise hinderlich sind. Ein weiteres Problem könnten unbewusste Vorurteile bei der Auswahl von Führungskräften darstellen. Besonders verblüffend ist die Situation angesichts der Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Absolventinnen in Betriebswirtschaftslehre weiblich sind – ein Umstand, der schon seit längerer Zeit besteht.
Ein positives Zeichen sehen die Verantwortlichen darin, dass immer mehr Frauen in Finanzvorstandsposten berufen werden. Diese Position gilt oft als Sprungbrett für den Vorstandsvorsitz. Ein aktuelles Beispiel ist Bettina Orlopp, die kürzlich zur Vorstandsvorsitzenden der Commerzbank ernannt wurde.
Die Allbright Stiftung, die eine politisch unabhängige und gemeinnützige Einrichtung mit Standorten in Stockholm und Berlin ist, setzt sich nach eigener Aussage für mehr Frauen und Diversität in Führungspositionen der Wirtschaft ein. Das aktuelle Studienergebnis zeigt jedoch, dass der Weg zu einer fairen repräsentativen Verteilung noch weit ist. Die Studie beleuchtet also nicht nur die Lücken, sondern auch die theoretischen Grundlagen, die es ermöglichen könnten, den Anteil weiblicher Führungskräfte in der deutschen Wirtschaft zu erhöhen.
Um wirklich einen Unterschied zu machen, bedarf es nicht nur an Zahlen, sondern auch an einer Veränderung des Bewusstseins in den Unternehmensstrukturen sowie einer aktiven Förderung von Talenten. Eine vertiefte Analyse und mehr Informationen finden sich hier auf www.nordbayern.de.
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