Die Europäische Zentralbank (EZB) hat beschlossen, die Zinssätze im Euroraum zu senken, um auf die rückläufige Inflation zu reagieren. Der wichtigste Einlagenzins, den Banken für überschüssiges Geld erhalten, wird um 0,25 Prozentpunkte auf nun 3,5 Prozent gesenkt. Dies ist ein weiterer Schritt in der Zinswende, die im Juni begonnen wurde. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte, dass die jüngsten Inflationsdaten weitgehend dem erwarteten Verlauf entsprechen. Dennoch ließ sie offen, ob es in den kommenden Monaten zu weiteren Zinsschritten kommen würde.
Ein großer Vorteil dieser Zinssenkung liegt darin, dass Kredite für Unternehmen und Privatpersonen günstiger werden. Dies soll mehr Investitionen und Konsum ankurbeln, was durch die niedrigeren Zinsen erleichtert wird. Für Sparer bedeutet dies leider oft fallende Zinsen und geringere Renditen, etwa bei Lebensversicherungen und Sparbüchern. Bereits heute reagieren viele Banken und senken die Festgeldzinsen.
Wirtschaftliche Ausblicke
Im Kontext der Eurozone fällt die Inflation langsam wieder, laut den jüngsten Zahlen liegt sie bei 2,2 Prozent im August, der niedrigste Stand seit dem Sommer 2021. Vor einem Jahr betrug sie noch über zehn Prozent aufgrund der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs. Die EZB rechnet zudem für 2024 mit einem durchschnittlichen Inflationswert von 2,5 Prozent, der sich in den folgenden Jahren wieder in Richtung des angestrebten Ziels von zwei Prozent bewegen soll.
Doch die Lage ist nicht nur durch sinkende Preise charakterisiert. Die wirtschaftliche Aktivität in der Eurozone bleibt schwach, mit einem Wachstum von nur 0,8 Prozent im Jahr 2024. Dies ist eine Abwärtskorrektur gegenüber der vorhergesagten 0,9 Prozent. Daher ist es entscheidend, wie sich die Inflation in den kommenden Monaten entwickelt und ob die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sich verbessern.
Risikofaktoren der Geldpolitik
Die EZB hat kürzlich einen neuen Rahmen für ihre Geldpolitik vorgestellt, bei dem der Abstand zwischen den Einlagenzinsen und dem Hauptrefinanzierungssatz minimiert wird. Zukünftig soll dieser Abstand nur noch 0,15 Prozentpunkte betragen. Diese Anpassung zielt darauf ab, Schwankungen bei den Kurzfristzinsen zu reduzieren und mehr Stabilität für die Banken zu gewährleisten. Trotzdem bleibt abzuwarten, ob und wie sich diese Änderungen auf die Marktbedingungen für Privatkunden auswirken werden.
Es gibt jedoch Berechnungen über die Kerninflation, die ohne die volatilen Preise für Energie und Lebensmittel gerechnet wird. Diese liegt weiterhin bei 2,9 Prozent und könnte erst 2026 auf die angestrebten 2,0 Prozent sinken. Dies zeigt, dass noch immer Unsicherheiten bestehen. Experten warnen vor einer zu schnellen Lockerung der Geldpolitik, was darauf hinweist, dass die EZB vorsichtig agieren muss.
Die Reaktionen auf die Zinssenkungen könnten sich divers entwickeln. Während Schuldner von den niedrigeren Zinsen profitieren und leichter zu Geld kommen, bleibt die Baufinanzierung ein potenzielles Problem. Die Bauzinsen hängen enger mit der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen zusammen, und es wird erwartet, dass sie vorerst stabil bleiben, unabhängig von der Politik der EZB.
Sparer bleiben von den negativen Effekten der Zinssenkungen betroffen. Viele Banken passen ihre Angebote an und die durchschnittlichen Festgeldzinsen sind auf den niedrigsten Stand seit Mai 2023 gefallen, mit einem Durchschnittswert von 2,68 Prozent. Dies ist besonders problematisch, da die Teuerungsrate in Deutschland noch bei 1,9 Prozent liegt, was bedeutet, dass die reale Rendite für Sparer weiterhin unter Druck steht.
Insgesamt steht die EZB vor der Herausforderung, zwischen der Unterstützung der Wirtschaft durch Zinssenkungen und der notwendigen Kontrolle der Inflation zu balancieren. Die kommenden Maßnahmen werden entscheiden, wie stark die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone ausfällt und welchen Einfluss dies letztlich auf die Gesamtwirtschaft hat. Für detailliertere Informationen über die neusten Entwicklungen der EZB und ihre wirtschaftspolitischen Entscheidungen, sind weiterführende Artikel hier zu finden.