Die deutschen Wirtschaftsverbände sind in heller Aufregung über die neuen Klimaziele, die von der EU-Kommission für das Jahr 2040 vorgeschlagen wurden. Die Bedenken sind groß: Die Planung, bis zu 4500 Milliarden Euro hierfür auszugeben, sieht man als nicht nur „voreilig“, sondern auch als „riskant“ an. Diese Einschätzungen entstehen vor dem Hintergrund einer ohnehin angespannten wirtschaftlichen Situation in Deutschland, die von Kurzarbeit, Stellenabbau und Werkschließungen geprägt ist.
Die Critique richtet sich unter anderem gegen die Annahmen, auf denen die Klimaziele basieren. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat zusammen mit dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) eine Studie veröffentlicht, die die hohen Vorgaben als unrealistisch brandmarkt. Die Studie hebt hervor, dass die Erreichung dieser Ziele stark von der Verfügbarkeit neuer Technologien, Fachkräften und ausreichenden Investitionen abhängt. Fehlen diese Faktoren, könnte dies zu einer noch höheren Belastung für Unternehmen sowie zu weiteren politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen führen.
Wirtschaftliche Unsicherheit durch neue EU-Vorgaben
Die Sorgen der Unternehmen sind nicht unbegründet. Achim Dercks, Hauptgeschäftsführer der DIHK, betont, dass die deutsche Wirtschaft bereits viel für den Klimaschutz getan hat. Trotz der Fortschritte hat die hohe Abhängigkeit von steigenden Kosten für Strom und Gas bei vielen Betrieben ein eindeutiges Warnsignal ausgelöst. Die Energiewende kostet nicht nur Geld, sondern erfordert auch tiefgreifende Umstrukturierungen, die vor allem die energieintensive Industrie betreffen.
Die Kostenschätzungen sind alarmierend: Insgesamt könnten die Maßnahmen zur Energiewende bis zu 4500 Milliarden Euro in Anspruch nehmen. Laut Experten müsse Deutschland bis 2040 90 Prozent der Treibhausgase im Vergleich zu 1990 senken. Dies würde einen weitreichenden Umbau des Energiesystems bedeuten: 81 Prozent erneuerbare Energien, 75 Prozent Elektrifizierung des Verkehrs und eine Halbierung des Energieverbrauchs in Gebäuden sind gefordert. Solche Einschnitte sind bedeutende Herausforderungen für die Industrie, die mit steigenden Preisen konfrontiert wird.
Die realitätsferne Vision der EU
Die Vorgaben der EU, die eine Reduktion der Netto-Treibhausgasemissionen um 90 Prozent bis 2040 vorsehen, könnten nicht nur die deutsche Wirtschaft überfordern, sondern auch Europa insgesamt. Die Verdichtung der bestehenden Vorgaben wird von vielen als nicht nachhaltig angesehen, da die aktuellen Angebote der EU-Kommission auf einer unrealistischen Einschätzung der Machbarkeit basieren. Das 2030-Ziel zur Reduktion der CO2-Emissionen um 55 Prozent wird voraussichtlich nicht erreicht, was auch die Mehrjahresplanung für 2040 in Frage stellt.
Eine Möglichkeit, die Verunsicherung zu beseitigen, besteht darin, die Crescendo der Klimaziele realistisch zu prüfen. In den Augen von Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des VKU, hat Deutschland bereits überproportional zu den CO2-Minderungszielen beigetragen. Ein neues Ziel von minus 90 Prozent bis 2040 wird von ihm als übertrieben und für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft riskant eingeschätzt.
Mehr Informationen zu den detaillierten Ergebnissen und Analysen der Studie finden sich in einem umfassenden Bericht auf www.merkur.de.