Die digitale Abhängigkeit deutscher Unternehmen von ausländischen IT-Lieferanten, insbesondere aus den USA, bleibt alarmierend hoch. Laut einer aktuellen Studie des Leibniz-Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fühlen sich über 80 Prozent der befragten Firmen aus der Informationswirtschaft und dem verarbeitenden Gewerbe bei entscheidenden digitalen Technologien stark auf nicht-europäische Anbieter angewiesen. Diese Abhängigkeit ist besonders ausgeprägt im Bereich Software und Anwendungen.
Insgesamt wurden 1200 Unternehmen der Informationswirtschaft sowie des verarbeitenden Gewerbes, darunter namhafte Branchen wie Chemie, Pharma und Maschinenbau, befragt. Die Ergebnisse offenbaren, dass 78 Prozent der Informationswirtschaft und 68 Prozent der verarbeitenden Unternehmen digitale Souveränität als entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands betrachten. Allerdings sehen nur 55 Prozent der befragten Firmen in der Informationswirtschaft und 41 Prozent im verarbeitenden Gewerbe digitale Souveränität als wichtig für ihren eigenen Geschäftserfolg an. Ein zentrales Anliegen bleibt die Kontrolle über die eigenen Daten.
Alarmsignale der Abhängigkeit
Die Abhängigkeit von ausländischer Technologie zeigt sich besonders stark in der Softwareentwicklung, wo 36 Prozent der Informationswirtschaft und 28 Prozent des verarbeitenden Gewerbes auf externe Anbieter angewiesen sind. Auch bei innovativen Technologien wie generativer KI geben 30 Prozent der Firmen in der Informationswirtschaft und 20 Prozent im verarbeitenden Gewerbe eine ähnliche Abhängigkeit zu. Eine beunruhigende Entwicklung, denn fast drei Viertel der Befragten führen den Mangel an europäischen Alternativen als Hauptgrund für diese Unsicherheit an. Zudem betonen viele Unternehmen die technische Überlegenheit ihrer amerikanischen Konkurrenten.
Während Unternehmen im Jahr 2021 hinreichend Möglichkeiten sahen, zeigt eine aktuelle Umfrage, dass Lock-in-Effekte zugenommen haben. Diese technischen Hürden machen einen Anbieterwechsel immens schwer. In der Informationswirtschaft berichten nun 58 Prozent der Firmen über solche Lock-in-Effekte, ein dramatischer Anstieg im Vergleich zu vor drei Jahren. Auch im verarbeitenden Gewerbe hat sich dieser Anteil um 19 Prozentpunkte auf 51 Prozent erhöht.