Die deutsche Batterieforschung steht vor einem tiefgreifenden Wandel, der potenziell weitreichende Auswirkungen auf die Branche haben könnte. Kai-Christian Möller von der Batterie-Allianz der Fraunhofer Institute betont, dass die Entwicklungen in diesem Bereich in den letzten 15 Jahren zwar beeindruckend waren, doch nun eine gefährliche Wende droht. Von der Energiegewinnung bis hin zur Entwicklung langlebiger Elektroautobatterien wird der Sektor immer wichtiger. Doch die Rahmenbedingungen ändern sich schlagartig, was Sorgenfalten bei vielen Experten auslöst.
Eine alarmierende Ankündigung kam diese Woche vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): Ab nächstem Jahr werden keine neuen Projekte mehr in der Batterieforschung gefördert. Dies wurde von dem FDP-geführten Ministerium gegenüber mehreren Medien, wie www.zdf.de, bestätigt und könnte die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gefährden.
Ein Rückschlag für die Industrie
Bisher floss etwa ein Drittel der öffentlichen Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Deutschland in die Batterietechnologie. Über 150 Millionen Euro jährlich unterstützen den Aufbau von Einrichtungen an Universitäten und Instituten. Möller warnt: „Die Arbeitsgruppen werden ausbluten.“ Ohne nachhaltige Finanzierung könnten die zahlreichen laufenden Forschungsprojekte einstellen, was einen herben Rückschritt für die Innovationskraft der Branche bedeutet.
Diese Situation zieht nicht nur die Aufmerksamkeit von Wissenschaftlern auf sich. Auch die Industrievertreter sind in Alarmbereitschaft. Hildegard Müller, die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), bezeichnet die Entscheidung als „Widerspruch zwischen den gesetzten Zielen und der tatsächlichen Politik.“ Die Automobilindustrie ist auf neueste Technologien angewiesen, um im globalen Markt nicht den Anschluss zu verlieren.
Die Sorge ist groß, dass die deutsche Branche international ins Hintertreffen gerät. Stefan Bratzel, Automobilexperte vom Center for Automotive Management, hebt hervor: „Die Batterie stellt rund 40 Prozent der Wertschöpfung eines Elektrofahrzeugs dar und ist innovationspolitisch enorm wichtig.“ Ein Rückgang der staatlichen Unterstützung würde als negatives Signal gewertet, das die zukünftige Entwicklung der Branche erheblich gefährden könnte.
Globale Herausforderungen für die Forschung
Im weltweiten Wettbewerb, besonders gegenüber China, sieht Bratzel deutliche Herausforderungen für deutsche Unternehmen. Er unterstreicht, dass Deutschland mindestens so innovativ sein müsse, wie teuer seine Produkte sind, da eine Absenkung der Preise im Vergleich zur Konkurrenz unrealistisch scheint. Chinesische Unternehmen haben in puncto Produktionskapazität und Innovationskraft erheblich aufgeholt.
Die neu aufflammenden Diskussionen über alternative Antriebe, wie Wasserstoff und E-Fuels, werden von Experten wie Bratzel als rückwärtsgewandt angesehen. Er kritisiert, dass sich Deutschland mehr auf die Batterie-Technologie fokussieren sollte, da diese mittlerweile als unverzichtbar gilt. In China ist die Elektromobilität bereits extrem erfolgreich und hat dort das Rennen um die Zukunftstechnologie gewonnen – ein Rennen, in dem sich das BMBF nun selbst bremsen könnte.
Somit stellt sich die Frage, wie Deutschland, das einst in der Batterieforschung eine führende Rolle spielte, die bestehende Infrastruktur und das Know-how ohne staatliche Unterstützung aufrechterhalten kann. Möller fasst es treffend zusammen: „Wenn die Projekte in den nächsten Jahren auslaufen, gibt es oft nichts mehr, woran man anknüpfen kann.“ Ein Verlust, den die Hartnäckigkeit der bisherigen Fortschritte nicht einfach ausgleichen kann.
Die Zeit drängt und es bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen dieser Förderstopp für Deutschlands Platz in der internationalen Batterieforschung haben wird. Ohne sofortige Maßnahmen könnte die Nation in einem Bereich, der entscheidend für zukünftige Technologien ist, endgültig den Kontakt zur internationalen Konkurrenz verlieren.