Die wirtschaftliche Situation in China wird zunehmend besorgniserregend, insbesondere für die junge Bevölkerung. Fast jeder fünfte junge Mensch in China hat keinen Job, was auf eine tiefgreifende Krise hindeutet, die auch Auswirkungen auf andere Länder, einschließlich Deutschland, haben könnte.
Ein Beispiel für die prekäre Lage zeigt sich an einer Jobmesse in Peking, wo in diesem Jahr fast zwölf Millionen Universitätsabsolventen auf der Suche nach Beschäftigung sind. Bei einer Arbeitslosenquote von 21,3 Prozent unter den 16- bis 24-Jährigen im Juni 2023, ist dies ein trauriger Rekord, der nur die städtischen Regionen berücksichtigt. Auf dem Land könnte die Rate sogar doppelt so hoch sein.
Der Weg in die Migration
Diese besorgniserregenden Zahlen treiben viele junge Chinesen in die Emigration. Ein drastisches Beispiel ist die Zahl der Einwanderer aus China, die im Jahr 2023 an der Südgrenze der USA aufgegriffen wurde – knapp 37.000, was fast zehnmal so viel ist wie im Vorjahr. Diese Menschen fliehen in vielen Fällen vor der Hoffnungslosigkeit und der gebrochenen wirtschaftlichen Versprechen in ihrer Heimat.
Maximilian Butek von der Deutschen Handelskammer in Shanghai erklärt, dass vor allem wirtschaftliche Faktoren die jungen Menschen dazu bringen, nach Möglichkeiten im Ausland zu suchen. „Sie sehen keine Zukunft mehr in der Volksrepublik“, sagt er und verweist auf die erschreckenden Statistiken zur Jugendarbeitslosigkeit.
Um die kausalen Faktoren zu erläutern, führen viele Experten die stagnierende Wirtschaft Chinas an. Zum Beispiel lag das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal 2024 nur bei 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, ein Betrag, der nicht ausreicht, um Millionen weiterer Menschen aus der Armut zu holen. Die Zeit der zweistelligen Wachstumsraten in den Neunzigern scheint der Vergangenheit anzugehören.
Wirtschaftliche Herausforderungen und Verbraucherschutz
Ein erhebliches Problem besteht in der Unsicherheit, die sich auf den Konsum auswirkt. Wer keinen Job hat, kauft weniger. Besonders betroffen sind hiervon junge Menschen, die häufig als treibende Kraft im Konsum fungieren. Diese beiden Aspekte verstärken sich gegenseitig: Eine hohe Jugendarbeitslosigkeit führt zu einem Rückgang der Ausgaben, was wiederum die Wirtschaft belastet.
Experten warnen auch davor, dass China seine Probleme exportieren könnte – insbesondere nach Afrika, wo ein aufstrebendes Infrastrukturprogramm Chinas bereits zu einem massiven Einsatz chinesischer Arbeitskräfte führt. Dieser wirtschaftliche Einfluss könnte sich weiter verstärken und somit die lokalen Märkte der spezifischen afrikanischen Länder negativ beeinflussen.
Die chinesische Regierung hat die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit zur Priorität erklärt. Doch skeptische Stimmen, wie die von Butek, argumentieren, dass kurzfristige Maßnahmen nicht ausreichen werden, insbesondere wenn es um die Modernisierung von Industrien geht, die womöglich zu massiven Arbeitsplatzverlagerungen führen werden.
Die Verlangsamung des Konsums zeigt sich auch in den Handelszahlen. Während die chinesischen Exporte im August um 8,7 Prozent stiegen, wuchsen die Importe nur um 0,5 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass die Nachfrage nach ausländischen Waren nachlässt, was auch auf Deutschland zurückschlägt.
Im Jahr 2023 sanken die chinesischen Importe aus Deutschland um fast zehn Prozent, und erste Daten deuten darauf hin, dass sich dieser Rückgang in diesem Jahr sogar verstärken könnte. Für die Experten ist das ein Zeichen dafür, dass die wirtschaftliche Verflechtung zwischen Deutschland und China in einem kritischen Moment steckt.
In Anbetracht dieser Herausforderungen bleibt abzuwarten, wie die Situation sich entwickeln wird und welche Maßnahmen seitens der Regierung und der internationalen Gemeinschaft ergriffen werden, um die wirtschaftlichen Probleme, insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit, zu bekämpfen. Die Entwicklungen sowohl in China als auch in Deutschland sind in den kommenden Monaten besonders aufmerksam zu beobachten.