In Deutschland sind die Preise für Butter in den letzten Monaten steil angestiegen, was auf verschiedene Faktoren zurückzuführen ist. Trotz sinkender Inflationsraten und stabilisierender Lebensmittelpreise bleibt der Butterpreis ein bemerkenswerter Ausreißer. Aktuell liegt der Preis für Handelsmarkenbutter bei 2,09 Euro für 250 Gramm, ein erheblicher Anstieg im Vergleich zu August 2023, als er noch bei 1,39 Euro lag.
Hans-Jürgen Seufferlein, Geschäftsführer des Verbandes der Milcherzeuger Bayerns, prognostiziert, dass wir zum Jahresende neue Rekordpreise erwarten müssen. Er verweist auf die Entwicklung an den Agrarproduktebörsen, insbesondere auf den EEX European Butter Index, der sich von 4.450 Euro im September 2023 auf aktuell 8.150 Euro je Tonne fast verdoppelt hat. Diese Preiserhöhungen sind ein entscheidendes Zeichen für die instabile Marktstruktur in der Milchwirtschaft.
Rückgang der Milchviehbetriebe
Eine der Hauptursachen für den Preisanstieg ist der Rückgang der Milchviehbetriebe, insbesondere in Ostdeutschland. In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der Milchviehbetriebe in Sachsen-Anhalt mehr als halbiert, von 560 auf nur noch 270. Dies ist zum Teil auf niedrige Milchpreise und den Mangel an Arbeitskräften zurückzuführen. Während in anderen Bundesländern wie Bayern die Betriebe stabil bleiben, sehen sich viele kleine Betriebe auch dort vor Herausforderungen gestellt.
Der Milchindustrieverband hat bereits festgestellt, dass die Zahl der Milchkühe in Deutschland insgesamt zurückgeht. „Wir beobachten einen signifikanten Rückgang der Milchviehbestände“, erklärt Roderik Wickert vom Verband.
Die Preiserhöhungen für Butter sind also nicht nur eine Frage des aktuellen Marktes, sondern auch das Resultat einer langfristigen Entwicklung in der Landwirtschaft, die durch Betriebsaufgaben und rückläufige Bestände gekennzeichnet ist. Diese Situation wird zusätzlich durch steigende Betriebskosten und technologische Anpassungen kompliziert, die viele Bauern zur Investition in Melkroboter zwingt, um den Mangel an Arbeitskräften auszugleichen.
Preisverhandlungen und Verbraucherreaktionen
Ein weiterer Faktor, der zu den steigenden Preisen beiträgt, sind die monatlichen Preisverhandlungen zwischen Handel und Molkereien. Seufferlein betont: „Marktveränderungen werden sehr schnell eingepreist.“ Dies steht im Kontrast zu den im Voraus festgelegten Preisen für Milch, die nur alle sechs Monate verhandelt werden. Aktuell beträgt der Einstiegspreis für H-Milch 1,05 Euro pro Liter.
Die steigenden Preise erfreuen zwar einige Landwirte, die nun höhere Erzeugerpreise erzielen können, trotzdem könnte es eine „Schmerzgrenze“ bei den Verbrauchern geben. Viele Kunden könnten bei außergewöhnlich hohen Butterpreisen zu Alternativen wie Margarine greifen. Gleichzeitig zeigt sich im Markt ein sich veränderndes Konsumverhalten: Jüngere Generationen neigen dazu, zunehmend pflanzliche Milchersatzprodukte zu kaufen, während der Konsum von Käse steigt.
Die Herausforderungen, vor denen die Landwirtschaft steht, sind vielschichtig. Der Ukraine-Krieg hat 2022 zu einem Preisanstieg geführt, der die Erzeugerpreise für Milch kurzfristig auf bis zu 60 Cent pro Liter nach oben schießen ließ. Doch nach kurzer Zeit sank dieser Preis wieder. Momentan liegt der Auszahlungspreis in großen Milchbetrieben wie der Agrargenossenschaft Querfurt bei ungefähr 50 Cent pro Liter, was den Landwirten hilft, auskömmlich zu wirtschaften.
Die Landwirtschaft in Deutschland ist in einem ständigen Wandel begriffen. Während einige Betriebe von den aktuellen Preisen profitieren, sieht Kamprad von der Agrargenossenschaft Querfurt die Zukunft als ungewiss. „Es ist schwierig, geeignete Mitarbeiter zu finden, und viele Höfe stehen vor der Entscheidung, ob sie die Produktion fortsetzen oder einstellen“, berichtet er.