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Berlin sucht Nachfolger: 8.600 Betriebe stehen vor dem Aus!

Die Herausforderungen für Unternehmen in Berlin sind zahlreich, besonders wenn es um die Frage der Nachfolge geht. Dies wurde deutlich bei der offiziellen Eröffnung der Nachfolgezentrale in der Berliner Bürgschaftsbank in Charlottenburg am Mittwoch. Hier wird ein digitales Portal angeboten, das Unternehmer mit potenziellen Nachfolger:innen vernetzen soll. Trotz einer Registrierung von rund 300 Interessierten sowie einigen durchgeführten Gesprächen haben bislang keine verbindlichen Verträge zustande gekommen.

Die Nachfolgezentrale ist ein gemeinsames Projekt der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Handwerkskammer (HWK), das mit einer Förderung von 600.000 Euro durch die Senatswirtschaftsverwaltung unterstützt wird. Diese Initiative ist notwendig, da die Berliner Wirtschaft vor großen Herausforderungen steht; in 180.000 Berliner Betrieben sind viele Unternehmer über 55 Jahre alt. Über 8.600 Betriebe benötigen innerhalb der nächsten zwei Jahre dringend eine Nachfolgelösung, wie Unternehmensnachfolge-Referent Christian Schuchardt betont.

Demografischer Wandel und Nachfolgemangel

Die Prognosen sind alarmierend: Wenn es nicht gelingt, rechtzeitig Nachfolger zu finden, drohen Schließungen und der Verlust von Arbeitsplätzen und traditionsreicher Unternehmen. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) wies auf die Bedeutung des Erhalts von Infrastruktur hin und betonte die Notwendigkeit, die Nachfolgezentrale ins Leben zu rufen.

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Die Diskrepanz zwischen den registrierten Nachfolgesuchenden und den Unternehmern, die ihre Betriebe abgeben wollen, ist auffällig. Während mehr als zwei Drittel der Anmeldungen von Jungunternehmern stammen, die eine Nachfolge antreten möchten, stellt das Finden geeigneter Nachfolger laut Umfrage die größte Herausforderung dar – sogar vor finanziellen Überlegungen.

Qualität der Interessenten

Trotz der Herausforderungen zeigt sich Direktor Thomas Gütschow optimistisch in Bezug auf die Qualität der Interessenten, die oft einen starken Hintergrund und ein valides Motivationsschreiben vorweisen müssen. Bei bereits 30 identifizierten potenziellen „Matches“ kam es zu ersten Gesprächen. Dies zeigt, dass die Suche nach geeigneten Nachfolgepartnern nicht nur ein Zahlenproblem ist, sondern auch von zahlreichen qualitativen Faktoren abhängt.

Besorgniserregend ist die Tatsache, dass viele der zur Nachfolge geeigneten Betriebe nur in kleinerem Rahmen agieren. Über 50 Prozent der Unternehmen, die an der Nachfolgezentrale interessiert sind, beschäftigen weniger als zehn Mitarbeiter. Dies wirft Fragen hinsichtlich der langfristigen Tragfähigkeit der Unternehmen auf, und es bleibt unklar, ob sie den Herausforderungen der Branche standhalten können.

Die Abstimmung zwischen den alten und neuen Unternehmern ist entscheidend. Vielfach haben die abgebenden Unternehmer den Wunsch geäußert, auch weiterhin beratend zur Seite zu stehen. Dies kann jedoch für die Nachfolger eine zusätzliche Hürde darstellen, da klare Absprachen hinsichtlich der Rollenverteilung getroffen werden müssen. Die Nachfolgezentrale muss hier als Mediator agieren und klare Spielregeln definieren.

Ein weiterer Aspekt ist der Umgang mit der Belegschaft, die oft besorgt über die bevorstehenden Veränderungen ist. Ein unsicheres Arbeitsumfeld könnte auch den Wert des Unternehmens gefährden, was dazu führt, dass viele Unternehmer lieber mit ihren Plänen hinter dem Berg halten.

Trotz allem bleibt die Nachfolgezentrale zuversichtlich, dass bereits in diesem Jahr erfolgreiche Nachfolgeregelungen zustande kommen könnten. Es gilt, Vertrauen zu schaffen – ein Grundsatz, der sowohl in der Unternehmensnachfolge als auch in der privaten Lebensführung eine zentrale Rolle spielt, wie Jürgen Wittke von der HWK Berlin feststellt.

Für alle, die an einer solchen Nachfolge interessiert sind, bietet das kostenfreie Beratungsangebot der Nachfolgezentrale, Handwerkskammern und der Bürgschaftsbank wertvolle Hilfestellung. Die Erhaltung von Arbeitsplätzen, Tradition und unternehmerischem Wissen ist schließlich von zentraler Bedeutung für die Zukunft Berlins.

In den kommenden Monaten wird es notwendig sein zu beobachten, ob weitere Fortschritte erzielt werden können. Die erste Hürde besteht darin, das richtige „Match“ zu finden, um so vielen Berliner Betrieben wie möglich eine zukunftsfähige Nachfolge zu ermöglichen. Für detailliertere Informationen zu diesem Thema, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.tagesspiegel.de.

Quelle/Referenz
tagesspiegel.de

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