Inmitten eines dramatischen Wandels bei Volkswagen (VW) stehen die Arbeitnehmer und ihre Vertreter vor einer entscheidenden Auseinandersetzung. Die Unternehmensleitung hat angekündigt, über die Schließung von Werken nachzudenken und die bis 2029 geltende Beschäftigungsgarantie zu beenden. Für die , die Gewerkschaft, die über zwei Millionen Mitglieder vertritt, ist dies jedoch ein ganz klares Nein. Gewerkschafts-Chefin Christiane Benner hat bereits mehr Geld in der bevorstehenden gefordert.
Am ersten Tag nach diesen alarmierenden Nachrichten fanden sich Tausende von VW-Beschäftigten zu einer Betriebsversammlung im Hauptwerk in Wolfsburg ein. Die Stimmung war angespannt, und die Gewerkschaftsführerin betonte die Unnachgiebigkeit der IG Metall hinsichtlich der Werksschließungen und Kündigungen. Benner kritisierte die Sparmaßnahmen, die während der Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie ans Licht kamen, und machte deutlich, dass die Hauptursache für die Krise bei VW nicht allein im bevorstehenden Verbot von Verbrennungsmotoren oder der sinkenden Nachfrage liege.
Perspektiven für die Tarifrunde
Während die Herausforderungen für die Autobauer unübersehbar sind, zeigte sich Benner bei einer Pressekonferenz optimistisch. Sie initiierte die Tarifrunde mit dem Ziel einer Lohnerhöhung von sieben Prozent sowie einer Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 170 Euro. Es ist eine klare Botschaft: Die IG Metall hat die Belange ihrer Mitglieder im Visier, besonders in Anbetracht der gestiegenen Lebenshaltungskosten.
Benner, die bereits seit einem Jahr das Zepter bei IG Metall in der Hand hält, steht nun vor ihrer ersten großen Herausforderung. Innerhalb der Automobilbranche sind die Löhne und Arbeitsbedingungen traditionell attraktiv, und die Mitglieder erwarten, dass diese Standards auch in der aktuellen Situation gewahrt bleiben. „Wir brauchen mehr Geld“, so die klare Aussage von Benner, die die bestehenden Unsicherheiten in der Gesellschaft und der Branche als Begründung für ihre Forderungen anführt.
Gemeinsam mit Thorsten Gröger, dem Bezirksleiter von IG Metall für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, stellte sie klar, dass die Arbeitgeber keine unnötigen Verzögerungen in den Verhandlungen akzeptieren dürfen. Gröger warnte, dass ab dem Ende der Friedenspflicht am 28. Oktober Warnstreiks nicht ausgeschlossen werden. Es ist ein klarer Appell an das Management, Verantwortung zu übernehmen und nicht nur an kurzfristige Lösungen zu denken.
Herausforderungen und Forderungen
Aber nicht nur die Gewerkschaft hat klare Vorstellungen, auch die Betriebsratschefin Daniela Cavallo ist fest entschlossen, die Interessen der Mitarbeiter zu vertreten. Bei der Betriebsversammlung ließ sie keinen Zweifel daran, dass Schließungen und Entlassungen in ihrer Amtszeit nicht in Frage kommen. Sie und Benner glauben, dass die Probleme bei VW nicht in den äußeren Umständen, sondern in internen Managementfehlern liegen, die über Jahre hinweg weggeschaut wurden.
Besonders bitter sind die massiven Investitionen in die falschen Projekte – ein Beispiel ist die Beteiligung an dem amerikanischen Elektroautohersteller Rivian, die einen Deal von fünf Milliarden Euro umfasste. Dieses Geld könnte besser genutzt werden, um die eigene Produktionsqualität und -vielfalt zu verbessern, meinen die Gewerkschafter.
Die Diskussion über ein mögliches Umdenken in der Struktur der Arbeit bei VW wächst, insbesondere in Anbetracht der Vorschläge zur Einführung einer Vier-Tage-Woche. Dies könnte nicht nur zum Erhalt der Beschäftigung beitragen, sondern auch den Druck auf die Belegschaft mindern. Solch innovative Ansätze wurden in der Vergangenheit schon einmal umgesetzt, jedoch ohne Lohnausgleich, was die Diskussion um die Frage der Angemessenheit und Fairness der Arbeitsbedingungen neu entfacht.
Ein weiterer Punkt, den viele in der Branche als kritisch ansehen, ist der Rückgang der Nachfrage nach Volkswagen-Fahrzeugen. Die Bedeutung dieser Herausforderung wird von den Gewerkschaftsvertretern nicht ausreichend thematisiert, da der Fokus stark auf den internen Problemen und den bevorstehenden Verhandlungen liegt. Dies könnte darauf hindeuten, dass die IG Metall Priorität auf die dringenden internen Bedürfnisse legt, bevor sie sich den externen Herausforderungen mit der gleichen Entschlossenheit stellt.
Im Hintergrund stehen auch politische Fragen, die das Geschehen bei VW beeinflussen. Benner fordert eine schnellere Genehmigung von Projekten und insbesondere größere Investitionen von staatlicher Seite in die Industrie, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Autobauer zu sichern. „Wir müssen die Mobilitätswende massiv beschleunigen“, so Benner, und macht damit die Dringlichkeit deutlich, die Herausforderungen nicht nur im Unternehmenskontext zu betrachten, sondern auch in einem größeren politischen Rahmen.
– NAG