Valencia, Spanien – Die Fotos zeigen glückliche Momente: ein Vater mit seinen zwei Kindern im Urlaub, fröhliche Haustiere mit wedelnden Schwänzen und Teenager-Töchter, die für Selfies posieren. Doch hinter diesen Bilden verbirgt sich eine eindringliche Realität. DANA Desaparecidos ist eine Social-Media-Initiative, die sich der Suche nach den Vermissten nach den verheerenden Überschwemmungen im Osten Spaniens widmet. Mindestens 217 Menschen sind bestätigt tot, und die Zahl könnte weiter steigen.
Die Dringlichkeit der Suche
In einem erstaunlichen Rettungsakt wurde eine Frau am Samstag lebend gefunden, nachdem sie drei Tage lang in ihrem Auto eingeschlossen war. Dennoch schwinden die Hoffnungen für diejenigen, die weiterhin vermisst werden. Offizielle Zahlen zur Anzahl der Vermissten wurden von der Regierung bislang nicht veröffentlicht; jedoch haben Social-Media-Kanäle wie DANA Desaparecidos dutzende Berichte von verzweifelten Familien erhalten, die nach ihren Angehörigen suchen. Viele Gemeinden sind seit Tagen von der Kommunikation abgeschnitten.
Die Rolle von sozialen Medien
Die Hotline der Regierung zur Meldung vermisster Personen nach den Überschwemmungen ist völlig überlastet. Daher haben sich die Familien und Freunde der Vermissten an soziale Medien gewandt, um Informationen zu verbreiten. Auf DANA Desaparecidos beschreibt jedes Foto eine Person, die derzeit vermisst wird, und enthält Details zu ihrem letzten bekannten Aufenthaltsort. Gleichfalls werden Fotos von vermissten Haustieren veröffentlicht, deren Besitzer verzweifelt nach ihren tierischen Begleitern suchen.
Erfolgsgeschichten und Hilfanfragen
Ein Bild zeigt eine Frau, die sich mit einer Freundin verlinkt hat. Der Untertitel lautet: „Ihr Name ist Mila. Sie hat gestern um 19:00 Uhr Picanya verlassen, um nach Silla zu gelangen. Sie ist nie angekommen.“ Alba Lozano Asencio hat den Account zusammen mit ihrem Freund Luciano Esguerra erstellt. Bisher konnten etwa 30 Personen und zahlreiche Haustiere gefunden werden. Beiträge, die als „Localizado“ – also „gefunden“ – gekennzeichnet sind, informieren die Nutzer, wenn jemand gefunden wurde, oft nur, weil er von der Kommunikation abgeschnitten war. Nun erhalten die Organisatoren auch Anfragen zur Hilfe bei der Flutbewältigung.
Frustration und Wut in der Gemeinschaft
Die langsame und unkoordinierte Reaktion auf die Krise hat viele Bewohner Valencias verärgert und frustriert. König Felipe und Königin Letizia von Spanien wurden während eines Besuchs am Sonntag in dem stark betroffenen Gebiet Paiporta von wütenden Bewohnern beschimpft. Besonders Letizia schien von den Rufen „Mörder“ erschüttert, während Schlamm auf das königliche Paar geworfen wurde. Auch Ministerpräsident Pedro Sanchez war anwesend, wurde jedoch schnell von den Sicherheitskräften weggebracht.
Ungenügende Hilfe und Einsatz von Freiwilligen
Die spanische Regierung kündigte am Montag an, 2.500 weitere Soldaten in die östliche Region zu entsenden, als Reaktion auf den Unmut der Anwohner. Am Wochenende wurden bereits 5.000 Soldaten geschickt, um Lebensmittel zu verteilen, bei der Aufräumaktion zu helfen und die Geschäfte vor Plünderungen zu schützen, so die Meldung von Reuters unter Berufung auf Verteidigungsministerin Margarita Robles.
Währenddessen setzen tausende Freiwillige ihren Weg in die betroffenen Gebiete fort, viele wandern lange Strecken durch den Schlamm, um ihren Nachbarn zu helfen. Pedro de Juan, 18 Jahre alt, hatte solche Szenen bisher nur im Kino gesehen, erschien jedoch mit einem Besen und einem Eimer, um zu helfen. „Es ist erstaunlich, wie die Regierung sagt, es sei nicht unsere Schuld. Es ist die Schuld anderer. Aber jetzt müssen wir die Hände zusammenschlagen und uns gegenseitig helfen“, sagte er gegenüber CNN. „Das Militär und die Polizei helfen, aber nicht so viel, wie wir gehofft hatten und sie sind Tage zu spät.“
Wetterwarnungen und ihre Folgen
„Frustrierend ist das Wort“, sagte Francisco Bosque, ein weiterer Freiwilliger, der Freunden in überfluteten Gebieten helfen möchte. „Man fühlt sich völlig machtlos. Alles, was man tun kann, ist hierher zu kommen und zu helfen.“ Das Wettersystem, das die Überschwemmungen auslöste, wirkt sich weiterhin auf die Region aus, und einige Einsatzbusse der Freiwilligen wurden aus Vorsichtsgründen umgedreht.
Spaniens AEMET-Dienst hat eine rote Warnung für den Raum Barcelona aufgrund starker Regenfälle bis zum Montagnachmittag herausgegeben, jedoch ist diese Warnung inzwischen abgelaufen. Der Stadtrat von Barcelona gab ebenfalls eine Hochwasserwarnung auf seiner Website heraus und forderte die Menschen auf, vorsichtig zu sein und Gebiete zu meiden, in denen Überschwemmungen auftreten könnten. Der Flughafenbetreiber AENA berichtete, dass 70 Flüge vom Flughafen Barcelona El Prat abgesagt oder stark verspätet sind, während 18 andere aufgrund des Sturms umgeleitet wurden. Auch Zug- und U-Bahn-Verbindungen zum Flughafen sind betroffen.
Videos in sozialen Medien zeigten, wie ein Gebäude des Flughafens teilweise überflutet war, das Wasser durch Teile des Daches strömte und einige Passagiere durch knöcheltiefes Wasser wateten. AEMET hat außerdem eine neue gelbe und orange Warnung für die Gebiete Castellon, Valencia und Alicante herausgegeben, in der davor gewarnt wird, dass plötzliche, heftige Regenfälle weitere Überschwemmungen in bereits verwüsteten Gebieten verursachen könnten.
Berichte von CNNs Lauren Kent, Stephanie Halasz und Lauren Said-Moorhouse trugen zur Berichterstattung bei.
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