Seit dem Angriff von Hamas am 7. Oktober hat die Offensive Israels auf Gaza laut palästinensischen Behörden mehr als 40.000 Menschenleben gefordert. Diese Situation hat internationales Unverständnis ausgelöst. Doch nur 60 Meilen entfernt kommt es zu einer weiteren erheblichen Eskalation der Gewalt im Westjordanland, wo seit Beginn des Krieges mehr als 600 Palästinenser durch israelische Truppen getötet wurden.
Expansion der israelischen Offensive im Westjordanland
Am Mittwoch gaben die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) bekannt, dass sie eine ihrer bisher umfassendsten Offensive im besetzten Westjordanland eingeleitet haben. Dies beinhaltete Razzien und Luftangriffe in dicht besiedelten Wohngebieten in Jenin und Tulkarem, bei denen bislang mindestens 15 Menschen ums Leben kamen.
Steigende Gewalt durch Siedler
Die Angriffe finden vor dem Hintergrund eines Anstiegs der Gewaltakte israelischer Siedler im gesamten Westjordanland und im besetzten Ostjerusalem statt. Einige Siedler führen weiterhin eine Kampagne gegen palästinensische Zivilisten und die Infrastruktur.
Internationale Reaktionen und Aufrufe zur Deeskalation
Israel argumentiert, dass die militärische Operation im Westjordanland notwendig sei, um weitere Terroranschläge auf sein Territorium zu stoppen. Palästinensische Führer hingegen warnen, dass diese Gewalt nur zu „direkten und gefährlichen Ergebnissen“ führen wird. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, forderte Israel auf, seine Operation sofort einzustellen, da es sich um eine „äußerst besorgniserregende“ Entwicklung handele.
Geografische und politische Einordnung des Westjordanlandes
Das Westjordanland liegt zwischen Israel und Jordanien und beheimatet 3,3 Millionen Palästinenser, die unter israelischer Militärbesatzung leben, sowie Hunderttausende jüdische Israelis, die dort vor 57 Jahren angesiedelt wurden. Israel begann seine Besetzung nach dem Sechstagekrieg 1967 und argumentiert, dass jüdische Menschen ein biblisches und traditionelles Recht auf das Land haben.
Das Siedlerproblem und dessen Auswirkungen
Im Westjordanland leben mehr als 700.000 Siedler, deren Anwesenheit unter internationalem Recht als illegal gilt. Sie sind über 146 Siedlungen verteilt. Diese Siedlungen werden größtenteils von der Regierung genehmigt, aber es gibt auch nicht genehmigte Siedlungen, bekannt als Außenposten, die von ideologisch motivierten israelischen Zivilisten gegründet wurden.
Zunahme von Gewalt und Proteste im Westjordanland
Die Spannungen im Westjordanland sind in den letzten Jahren gestiegen. Seit dem 7. Oktober haben 652 Palästinenser, darunter 150 Kinder, das Leben verloren, und über 5.400 Menschen wurden verletzt. Die Gewalt hat insbesondere Kinder stark betroffen, wobei die Zahl der getöteten palästinensischen Kinder in einem Jahr nahezu dreimal gestiegen ist.
Forderungen nach Deeskalation und internationale Reaktionen
Insgesamt wurden seit dem 7. Oktober mindestens 1.270 Angriffe von Siedlern auf Palästinenser verzeichnet. Die USA, Israels engster militärischer und diplomatischer Verbündeter, haben in diesem Jahr eine Reihe von Sanktionen gegen israelische Siedler verhängt, die wegen Gewalt im Westjordanland beschuldigt werden.
Die Ziele der aktuellen militärischen Offensive
Die IDF hat eine große Antiterroresoperation in den Gebieten Jenin und Tulkarem gestartet, wo über „150 Schuss- und Sprengstoffangriffe“ im letzten Jahr stattfanden. Israel behauptet, dass die nördliche Westbank, einschließlich Jenin und Tulkarem, einen Anstieg palästinensischer militärischer Gruppen verzeichnet, die angeblich durch einen iranischen Plan zur Waffenverteilung unterstützt werden.