Israels Beziehungen zu Europa belastet durch Gaza- und Libanon-Konflikte
Israel sieht sich derzeit heftiger Kritik von europäischen Staatsführern gegenüber, die versuchen, den jüdischen Staat davon abzuhalten, seine militärischen Operationen im Gazastreifen und im Süden Libanons fortzusetzen. Diese europäische Besorgnis zeigt sich in Forderungen nach einem vollständigen Stopp der Waffenverkäufe an Israel und Überlegungen zu Sanktionen gegen rechtsextreme israelische Minister. Zudem finden Diskussionen innerhalb der EU über die Überprüfung des Assoziierungsabkommens Israels mit der EU statt. Die europäischen Führer versuchen, ihren Einfluss geltend zu machen, um Ministerpräsident Benjamin Netanyahu dazu zu bewegen, Verhandlungen über Waffenstillstände aufzunehmen.
Militärische Angriffe auf UN-Friedenssicherungstruppen
Ein zusätzlicher Anstoß für diese Bemühungen ist die Tatsache, dass israelische Militärschläge mittlerweile UN-Friedenssicherungsposten im Süden Libanons treffen, in denen europäische Truppen stationiert sind. Laut Hugh Lovatt, einem Politikexperten des European Council on Foreign Relations in Berlin, sind die Beziehungen Israels zur EU derzeit einem beispiellosen Druck ausgesetzt.
Frustration über die US-Diplomatie
Die Position der EU unterscheidet sich stark von der zuvor als unerschütterliche Unterstützung für Israel beschriebenen Haltung der europäischen Staaten, insbesondere nach den Angriffen von Hamas am 7. Oktober 2022, bei denen mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet wurden und über 250 Personen als Geiseln genommen wurden. Doch als die israelischen Vergeltungsmaßnahmen gegen Hamas in einen, von Kritikern als „für immer Krieg“ bezeichneten, Konflikt umschlugen, bei dem laut dem Gesundheitsministerium in Gaza mehr als 42.000 Menschen starben, suchten europäische Länder eine Distanzierung vom jüdischen Staat.
Kritik aus den USA
Die zunehmende europäische Kritik kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Vereinigten Staaten offenbar entweder nicht in der Lage oder nicht bereit sind, erheblichen Druck auf Israel auszuüben, nur wenige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen im November. Lovatt zufolge gibt es viel Frustration in den westeuropäischen Hauptstädten über das diplomatische Management der USA im vergangenen Jahr, insbesondere darüber, dass einige EU-Staaten der Meinung sind, die USA hätten mehr unternommen, um die israelischen Maßnahmen zu entschärfen.
Humanitäre Lage in Gaza
Letztes Wochenende sandte die Biden-Administration einen Brief an die israelische Regierung, in dem sie forderte, dass diese innerhalb der nächsten 30 Tage Maßnahmen zur Verbesserung der humanitären Lage in Gaza ergreift, andernfalls könnte sie gegen US-Gesetze verstoßen, die ausländische Militärhilfe regeln. In einer indirekten Kritik erklärte der Chef der europäischen Diplomatie, Josep Borrell, dass in dieser Zeit zu viele Menschen sterben könnten.
Verhältnis zu UN-Truppen
Die Beziehungen zu UN-Truppen wurden besonders angespannt durch die israelischen Angriffe auf UNIFIL-Missionen in Südlbanon, die dort seit 1978 stationiert sind. Der UN-Bewertung zufolge hat die israelische Militärgewalt in den letzten Wochen mehrere UN-Friedenssicherungstruppen verletzen. Israel behauptet, keine Absicht zu haben, UN-Truppen zu schädigen, warf jedoch der militant unterstützten Hezbollah vor, UNIFIL-Personal als menschliche Schutzschilde zu verwenden.
Reaktionen europäischer Staatsoberhäupter
In dieser Woche gab es offene diplomatische Spannungen zwischen Israel und einigen europäischen Staatsführern. Der französische Präsident Emmanuel Macron wurde zitiert mit der Aussage, Netanyahu dürfe nicht vergessen, dass sein Land durch eine Entscheidung der UN geschaffen wurde. Dies bezog sich auf die UN-Resolution 181, die den Weg zur Gründung Israels 1948 ebnete. Macron forderte auch einen vollständigen Stopp der Waffenverkäufe an Israel, die in dem Gaza-Konflikt eingesetzt werden.
Italien und andere europäische Länder
Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni verurteilte die israelischen militärischen Maßnahmen in Libanon und erinnerte daran, dass Israel das Recht hat, in Frieden und Sicherheit zu leben, dies jedoch gemäß dem internationalen humanitären Recht geschehen müsse. Italien ist der drittgrößte Waffenlieferant für Israel und hat nach Beginn des Gaza-Kriegs alle neuen Exportgenehmigungen ausgesetzt und alle nach dem 7. Oktober unterzeichneten Verträge gekündigt.
Zusammenarbeit in der EU
Die Unterschiede in der EU zeigen sich bei den verschiedenen Kritiken an Israel. Deutschland beispielsweise ist oft die Ausnahme von der europäischen Politik, da es der zweitgrößte Waffenlieferant für Israel nach den USA ist. Der Bundestag hat kürzlich Berichte veröffentlicht, dass die Bundesregierung in den letzten acht Wochen Rüstungs- und Munitionslieferungen im Wert von 31 Millionen Euro nach Israel genehmigt hat.
Abschlussbetrachtungen und Ausblick
Trotz der Spannungen innerhalb der EU betont Sion-Tzidkiyahu, dass die Beziehungen zwischen der EU und Israel weiterhin sehr stark sind. Die Passage von möglichen Änderungen im Handelsabkommen könnte Israel erheblich treffen, da die EU der größte Handelspartner Israels ist. Das Ergebnis dieser diplomatischen Lage bleibt abzuwarten, während die internationale Gemeinschaft auf die Entwicklungen der Region blickt.
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