Eine Million Kinder in Pakistan verpassen Polio-Impfungen bei Anstieg der Fälle

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Über 1 Million Kinder in Pakistan haben im September polio Impfungen verpasst, während die Fälle wieder steigen. Experten warnen vor den Herausforderungen, die Erkrankung auszumerzen.

Eine Million Kinder in Pakistan verpassen Polio-Impfungen bei Anstieg der Fälle

Islamabad, Pakistan – Polio breitet sich erneut in Pakistan aus. Offizielle Berichte zeigen, dass im letzten Monat über 1 Million Kinder ihre Impfungen versäumt haben, was die Herausforderungen verdeutlicht, vor denen die Behörden stehen, um eine der hartnäckigsten Krankheiten der Welt auszurotten.

Neuer Anstieg der Poliofälle

Im Oktober meldeten pakistanische Behörden mehr als ein Dutzend neue Poliofälle, was die Gesamtzahl der Infektionen in diesem Jahr auf 39 ansteigen lässt. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr gab es nur sechs Fälle, als Pakistan kurz davor zu stehen schien, das Virus zu eliminieren.

Ursachen für die Impfstoffverweigerung

Ayesha Raza, die Ansprechpartnerin des pakistanischen Premierministers für die Polioausrottung, führt den Anstieg der Fälle auf eine niedrige Impfquote zurück. Im September hätten etwa 1 Million Kinder ihre Polioimmunisierung versäumt, was eine bereits bestehende Immunitätslücke verstärkt, die sich seit der Covid-19-Pandemie vergrößert hat.

Die Gefahren von Polio

Polio ist eine hochansteckende Viruskrankheit, die vor allem Kinder unter fünf Jahren betrifft. Sie greift das Nervensystem an und kann zu Lähmungen, Atemproblemen und sogar zum Tod führen. Die Ansteckung erfolgt hauptsächlich über kontaminiertes Wasser oder Lebensmittel, und es gibt kein Heilmittel. Mit einer Impfung kann Polio jedoch verhindert werden. Dank der Impfkampagnen konnten die Poliofälle weltweit seit den 1980er Jahren um über 99 % gesenkt werden.

Endemische Verbreitung in Pakistan

Pakistan und das benachbarte Afghanistan sind die einzigen beiden Länder, in denen Polio nach wie vor endemisch ist, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Zudem hat die UN-Gesundheitsbehörde kürzlich vor einer Rückkehr der tödlichen Krankheit im Gazastreifen gewarnt, nachdem die Region über ein Jahr lang bombardiert wurde.

Misstrauen gegenüber Impfprogrammen

Impfprogramme in Pakistan, einem Land mit über 240 Millionen Einwohnern, kämpfen unter anderem gegen das historische Misstrauen gegenüber ausländischen Gesundheitsdienstleistern. Beschuldigungen, dass US-Geheimdienstmitarbeiter ein gefälschtes Impfprogramm in der Stadt Abbottabad einsetzten, um Osama bin Laden zu fangen, haben dieses Misstrauen befeuert.

Hindernisse für die öffentliche Gesundheit

Religiöse Überzeugungen und ein Mangel an Bewusstsein über die Gefahren von Polio haben ebenfalls die Bemühungen zur öffentlichen Gesundheit behindert. Internationale NGOs und die pakistanischen Behörden haben in den letzten Jahren intensiv daran gearbeitet, Gerüchte zu zerstreuen und Kinder zu impfen, doch Fehlinformationen verbreiten sich weiterhin.

Regionale Herausforderungen und Maßnahmen

Die meisten der jüngsten Poliofälle in Pakistan sind in der südwestlichen Provinz Balochistan lokalisiert, die an Afghanistan grenzt. Hier berichten lokale Beamte, dass Eltern zögern, ihre Kinder impfen zu lassen, aufgrund weit verbreiteter Fehlinformationen und des Misstrauens gegenüber Gesundheitsdienstleistern. Die meisten kürzlich infizierten Kinder waren nur teilweise geimpft und hatten nicht alle vier erforderlichen Dosen erhalten, so Raza.

Steigende Überwachungsmaßnahmen

Die Anzahl der gemeldeten Fälle könnte zudem ansteigen, da Pakistan seine Überwachungsmaßnahmen verstärkt, erklärte Raza. „Es wird viel getan, um die Lücken zu schließen, die wir in der Vergangenheit verpasst haben“, fügte sie hinzu.

Angriffe auf Impfkampagnen

Der Anstieg der Poliofälle in Pakistan fällt auch mit einer Zunahme von Gewalt gegen Impfkliniken zusammen, bei denen Polizei- und Sicherheitskräfte ins Visier genommen werden. Militante Gruppen haben die Anti-Polio-Kampagnen in Pakistan seit Jahrzehnten attackiert und behaupten, die Impfstoffe seien eine westliche Verschwörung zur Sterilisierung von Kindern.

In diesem Jahr gab es laut einer Zählung von CNN insgesamt 27 Angriffe auf Polio-Teams in der nordwestlichen Provinz Khyber Pakhtunkhwa, was von einer Polizeiquelle bestätigt wurde. Im September wurden bei einem Angriff bewaffneter Militanten auf eine Impfstation in der nordwestlichen Stadt Bannu ein Polizeibeamter und ein Polioarbeiter getötet.

Optimismus bei den Behörden

Trotz der jüngsten Zunahme der Fälle sind die pakistanischen Behörden optimistisch, dass sie die Ausbreitung der Krankheit stoppen können. Am 28. Oktober startet eine neue landesweite Polio-Impfkampagne mit dem Ziel, 45 Millionen Kinder unter fünf Jahren zu impfen.

„Die Ausrottung von Polio hat höchste Priorität in Pakistan“, teilte das Polio-Ausrotungsprogramm in sozialen Medien mit. „Ein einheitlicher Plan mit den Provinzen zielt darauf ab, die Polioübertragung bis 2025 zu stoppen.“