Moskau — Vladislav Bakalchuk, der entzweite Ehemann der reichsten Frau Russlands, wurde am Donnerstag verhaftet und wegen Mordes angeklagt, wie seine Anwälte mitteilten, nach einem tödlichen Schusswechsel im Büro von Wildberries, dem größten Online-Händler Russlands.
Tödlicher Schusswechsel in Moskau
Bei dem Vorfall am Mittwoch, nur wenige Straßen vom Kreml entfernt im Büro von Wildberries, wurden zwei Personen getötet, als sich ein Streit über die Zukunft des Unternehmens gewaltsam entlud. Zudem wurden sieben weitere Personen, darunter Polizisten, verletzt.
Öffentliche Auseinandersetzung und Firmenmerger
Vladislav und seine Frau Tatyana Bakalchuk, die im Juli die Scheidung eingereicht hatte, befinden sich seit der Ankündigung von Wildberries, eine Fusion mit der Außenwerbefirma Russ Group im Juni einzugehen, in einem bitteren öffentlich ausgetragenen Streit.
Tatyana gründete 2004 Wildberries, Russlands Pendant zu Amazon, und wandelte es von einem Online-Modehändler in einen bedeutenden Marktplatz für eine Vielzahl von Produkten.
Konflikt und unterschiedliche Sichtweisen
Beide Parteien machten sich gegenseitig für den Schusswechsel verantwortlich. Vladislav behauptete, er sei zu einem vereinbarten Treffen gekommen und die Mitarbeiter im Büro hätten die ersten Schüsse abgegeben. Tatyana hingegen sagte, Vladislav und seine Kollegen hätten versucht, das Büro zu besetzen, und dass kein Treffen geplant war.
Rechtslage und Vorwürfe
Die Anwälte von Vladislav erklärten, dass er wegen Mordes sowie versuchten Mordes an einem Polizeibeamten verhaftet worden sei, und bezeichneten diese Entwicklungen als eine „offensichtliche und beispiellose Verletzung“ der Rechte ihres Mandanten.
Der Hintergrund der Unternehmenskrise
Der Streit dreht sich um die Fusion, die zur Gründung der neuen Unternehmung RVB führte, bei der Robert Mirzoyan als CEO fungiert. Durch diese Fusion sank Tatyana Anteile von 99% in Wildberries auf etwa 65% in RVB.
Vladislav betonte damals, dass seine Frau „manipuliert“ werde. Der tschetschenische Führer Ramzan Kadyrov, der Vladislav unterstützte, nannte die Fusion einen „Vermögensraub“.
Kreml und öffentliche Reaktionen
Tatyana wies beide Vorwürfe zurück. Der Kreml erklärte, dass die Fusion die Unterstützung von Präsident Wladimir Putin erhalten habe, dass er jedoch nicht in deren Fortgang eingreifen würde.
Emotionale Botschaft von Tatyana
In einer tränenreichen Videobotschaft, die am Donnerstagmorgen auf Telegram veröffentlicht wurde, fragte Tatyana: „Vladislav, was machst du? Wie wirst du in die Augen deiner Eltern und unserer Kinder blicken? Wie konntest du die Situation so ins Absurde treiben?“
Rückblick auf die 1990er Jahre
Die Auseinandersetzung erinnert an die 1990er Jahre, als brutale Unternehmenskonflikte in Russland verbreitet waren und große Teile des Eigentums nach dem Fall der Sowjetunion umverteilt wurden.