Die Suche nach der großen Liebe gestaltet sich für viele Menschen oftmals schwierig. So erging es auch dem 23-jährigen Xiaotu in Guangzhou, wo herkömmliche Wege wie das Kennenlernen auf dem Campus oder das Swipen in Dating-Apps nicht zu den gewünschten Ergebnissen führten. Stattdessen wagte er etwas Außergewöhnliches: Er zahlte 999 Yuan (ungefähr 140 US-Dollar), um eine persönliche Anzeige auf einer riesigen elektronischen Anzeige mit den Abmessungen 6,5 mal 1,7 Meter in seiner U-Bahn-Station zu schalten.
Die persönliche Anzeige in der U-Bahn
Die Anzeige, die im Mai aufgestellt wurde, zeigte ein lächelndes Bild von Xiaotu in seinem besten Anzug, begleitet von einer Botschaft und einem großen QR-Code. Interessierte Passagiere wurden dazu aufgefordert, den fotografiebegeisterten Absolventen der Generation Z, geboren unter dem Sternzeichen Waage, auf der sozialen Plattform WeChat als Kontakt hinzuzufügen. Während der fünf Tage, an denen die Anzeige lief, addierten etwa 200 neue Freunde Xiaotu über die App, der darum bat, unter seinem Spitznamen aufzutreten, um persönliche Details zu schützen.
Ein Trend in großen Städten Chinas
Xiaotu ist Teil einer wachsenden Bewegung, in der Menschen in großen Städten in China Anzeigen in U-Bahnen schalten. Die Betreiber der U-Bahn-Systeme, meist lokale Regierungen, suchen nach zusätzlichen Einnahmequellen, um mit hoher Verschuldung und sinkenden Einnahmen umgehen zu können. In Guangzhou, wo fast die Hälfte der 19 Millionen Einwohner täglich die U-Bahn nutzt, sind in den letzten Monaten zahlreiche personalisierte Anzeigen in U-Bahn-Stationen erschienen, die von Dating-Profilen bis zu Job-Angeboten, Jubiläumsplakaten und Geburtstagswünschen reichen.
Überraschung zum Geburtstag
Die 30-jährige Technikerin Li Linyu entschied sich ebenfalls für eine U-Bahn-Anzeige, um ihren Ehemann an seinem Geburtstag zu überraschen. Ihre selbstgestaltete Anzeige zeigte mehrere Fotos ihres Mannes, umgeben von Cartoon-Grafiken, darunter eine Geburtstagstorte und eine Krone, mit dem bunten Banner: „Alles Gute zum Geburtstag!“ In einem unvergesslichen Moment filmte Li die überraschte Reaktion ihres Mannes, als er sein Gesicht auf dem riesigen LED-Bildschirm in einer belebten U-Bahn-Station sah.
Viraler Trend auf sozialen Medien
Die Anzeigen haben sich in den sozialen Medien Chinas viral verbreitet. Kommentatoren bezeichneten den Service als „eine Freude zu beobachten“, der den stressigen Alltag erleichtert und die Möglichkeit bietet, in das Leben gewöhnlicher Menschen einzutauchen. Neben Guangzhou haben auch Städte wie Peking, Chengdu und Hefei eigene Programme für persönliche Anzeigen gestartet, wie die staatlich verbundene Nachrichtenagentur The Paper berichtet.
Finanzielle Herausforderungen und neue Einnahmequellen
Die Programme, die in diesem Jahr gestartet wurden, kommen zu einem Zeitpunkt, an dem lokale Regierungen ihre Budgets aufgrund hoher Schulden und drastischer Haushaltskürzungen im Zusammenhang mit einer landesweiten Krise im Immobiliensektor straffen müssen – was auch Auswirkungen auf die staatlich finanzierten U-Bahn-Betreiber hat.
In Guangzhou folgt das Anzeigenprogramm einem Rückgang von 958 Millionen Yuan (ungefähr 134 Millionen US-Dollar) an lokalen Regierungszuschüssen für die U-Bahn im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr. Laut einem Bericht des Betreibers stieg der Umsatz der U-Bahn nach der Einführung des personalisierten Anzeigenprogramms um 20 %. Die U-Bahn erhebt Gebühren zwischen 380 Yuan (etwa 50 US-Dollar) und 999 Yuan pro Anzeige für eine fünf-tägige Darstellung.
Die Zukunft der persönlichen Anzeigen
Obwohl unklar ist, wie viel Guangzhou und andere U-Bahnen langfristig durch den Verkauf persönlicher Anzeigen verdienen können, ist offensichtlich, dass einige Fahrgäste bereits von den Vorteilen profitieren. Xiaotu berichtete, dass er bereits einige Dates mit U-Bahn-Passagieren hatte, die auf sein Inserat reagiert haben, und dass er weiterhin auf der Suche nach seiner Seelenverwandten ist. Er erinnerte sich an das „magische Gefühl“, als sein Profil in der Station angezeigt wurde – besonders als ihn Menschen, die neben ihm fuhren, erkannten. „Ich fühlte mich wie ein Celebrity“, sagte er.
