Eine chinesische Investmentbank, bekannt für ihre großen Geschäfte im Technologiesektor während ihrer Hochphase, hat eine massive Rechnung in Höhe von 78 Millionen Yuan (11 Millionen US-Dollar) erhalten, die mit dem Verschwinden ihres Star-Bankers Bao Fan in Verbindung steht.
Das Verschwinden von Bao Fan
Die Zahlungsaufforderung von nicht näher bezeichneten chinesischen Behörden verstärkt das Rätsel um Baos Verbleib. Bao gründete 2005 die Boutique-Investmentbank China Renaissance in Peking und machte sie zu einem der führenden Deal-Maker für chinesische Technologieunternehmen. Er vermittelte die Fusion von Meituan und Dianping im Jahr 2015, deren „Super-App“-Plattform heute in China weit verbreitet ist.
Schockwellen durch Baos Fall
Die undurchsichtige Natur von Baos Verschwinden hat in den Finanzdienstleistungs- und Technologiewirtschaften Chinas für Furore gesorgt und das Vertrauen in das Geschäft während eines spürbaren wirtschaftlichen Abschwungs weiter erschüttert. Der Fall folgt anderen hochkarätigen Geschäftsführern in China, bei denen es nicht ungewöhnlich ist, dass Führungskräfte plötzlich vom Radar verschwinden, ohne dass eine Erklärung gegeben wird.
Verschwinden im Rahmen einer Anti-Korruptionskampagne
Im Februar 2023 meldete China Renaissance Bao als vermisst, im Rahmen einer umfassenden Anti-Korruptionskampagne. Bis heute wurden keine offiziellen Anklagen oder Vorwürfe gegen Bao erhoben. Letzten Sommer berichtete das staatliche Finanzblatt Economic Observer, dass Bao seit seinem Verschwinden im Gewahrsam der Zentralen Kommission für Disziplinarüberprüfung der Kommunistischen Partei Chinas sei und in eine Untersuchung zu verdächtiger Unternehmensbestechung verwickelt sei.
Eine rätselhafte Rechnung
Im Februar trat Bao offiziell aus gesundheitlichen Gründen und zur Wahrnehmung familiärer Angelegenheiten als Vorsitzender und CEO der Investmentbank zurück. China Renaissance offenbarte letzte Woche in einer separaten, verspäteten Mitteilung an die Hongkonger Börse die Existenz der 11 Millionen Dollar hohen Rechnung. In dieser Mitteilung sagte die Bank: „Die Gruppe ist nicht informiert und hat keine zuverlässigen Informationen über den Status einer Untersuchung, an der Herr Bao mitwirkt.“
Unklare Buchhaltung und mögliche Rückforderungen
Die Bank hat so wenig Informationen über den Fall und die damit verbundene Zahlungsaufforderung, die in den letzten drei Monaten des Jahres 2023 eingegangen und anschließend bezahlt wurde, dass ihre Prüfer Schwierigkeiten hatten, sie ordnungsgemäß zu verbuchen. Letztendlich wurde der Betrag in der Buchhaltung unter „sonstigen Forderungen“ verbucht, was allgemein für Geld steht, das einem Unternehmen nach der Lieferung von Waren oder Dienstleistungen zusteht.
Obwohl die Zahlung von den chinesischen Behörden als „Vermögen im Zusammenhang mit einer Untersuchung“ angesehen werden könnte, impliziert dies kein rechtliches Urteil oder Geldstrafe. Die Anwälte der Bank haben darauf hingewiesen, dass der Betrag möglicherweise „zurückgezahlt oder eingezogen“ werden könnte und dass es auch erforderlich sein könnte, zusätzlich zu zahlen.
Aufgrund der mysteriösen Zahlung musste der chinesische Prüfer der Bank, Zhonghui Anda CPA, eine „qualifizierte Meinung“ zu den Jahresergebnissen 2023 abgeben, was darauf hinweist, dass diese möglicherweise Lücken oder mögliche falsche Angaben enthalten. Der vorherige Prüfer, Deloitte Touche Tohmatsu, einer der sogenannten Big Four der globalen Wirtschaftsprüfung, hat im Dezember seinen Rücktritt eingereicht, weil er nicht mit Bao in Kontakt treten konnte.
