Syrien steht nach dem mutmaßlichen Sturz des Regimes von Baschar al-Assad am Abgrund. Während einige die Hoffnung auf einen Neuanfang hegen, warnt der Syrien-Experte Thomas Schmidinger vor einer allzu voreiligen Rückkehr für Flüchtlinge. Die Lage im Land sei äußerst unübersichtlich und sogar der Konflikt im Norden habe sich weiter intensiviert. Schmidinger betont, dass der Krieg durch die verschiedenen Interessen und Akteure, wie die islamistische Gruppierung Hayat Tahrir al-Sham (HTS), die in Videos bereits offensiv nach Jerusalem marschieren will, angeheizt wird. Der Konflikt könnte nur mit einem föderalen System und Kompromisslösungen überwunden werden, was jedoch in der aktuellen Zersplitterung des Landes eine enorme Herausforderung darstellt, berichtete krone.at.
Unruhe und Bedrohungen durch den IS
Vierte Alarmglocke läutet der ehemalige IS-Kämpfer und Nahost-Experte Peter Neumann. Er erkennt die „trügerische Ruhe“ innerhalb der Terrororganisation Islamischer Staat, die militärisch geschwächt erscheint, aber dennoch die Möglichkeit einer Rückkehr im Chaos des Landes hat. Berichten zufolge hat der IS kürzlich in der Wüste von Homs und Deir Ezor strategische Positionen erobert. Schmidinger fügt hinzu, dass kurdische Kräfte unter immensem Druck stehen, sowohl gegen den IS als auch gegen die von der Türkei unterstützten Milizen zu kämpfen. Ein kritisches Szenario könnte eintreten, wenn die von der Türkei unterstützte Syrische Nationale Armee (SNA) versuchen würde, kurdische Gebiete zu überrennen, was die Freilassung von IS-Kämpfern aus Gefängnissen zur Folge haben könnte, wie es bereits 2022 der Fall war, so 20min.ch.
Die geopolitischen Spannungen steigen weiter, während die EU vor der Herausforderung steht, eine aktive Syrien-Politik zu entwickeln, um zukünftige humanitäre Katastrophen und Flüchtlingswellen zu verhindern. Ohne sofortige Maßnahmen könnte die Region in das Chaos abrutschen und ein noch dunkleres Schicksal für Syrien und die umliegenden Länder hervorrufen. Schützen die kurdischen Kräfte die Gebiete effektiv, könnten sie kurz- bis mittelfristig die Offensive des IS eindämmen, aber das Risiko bleibt hoch.