
Der Leichtathletik-Weltverband hat eine umfassende neue Regelung eingeführt, die Gentests für weibliche Athleten vorsieht. Demnach müssen DSG-Athletinnen ihren Testosteronspiegel über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren künstlich senken. Diese Entscheidung wurde von einer Arbeitsgruppe getroffen, die zu dem Ergebnis kam, dass die bestehenden Regeln nicht streng genug seien. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem SRY-Gen, das für die Geschlechtsdifferenzierung zuständig ist und vorab getestet werden soll. Die neuen Testmethoden, wie der nicht-invasive Wangenabstrich oder die Trockenblutanalyse, sollen die Regelung unterstützen und deren Implementierung erleichtern. Coe, der Generalsekretär des IAAF, äußerte sich zuversichtlich, dass diese Regelungen rechtlichen Anfechtungen standhalten werden und betonte den Schutz der Frauenkategorie im Sport.
Die Diskussion über die neuen Regelungen wird stark von der prominenten Athletin Caster Semenya geprägt, die bekannt für ihre Erfolge im 800-Meter-Lauf ist. Semenya hat zwei olympische Goldmedaillen sowie drei Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften errungen. Ihre Teilnahme an Wettkämpfen wurde jedoch durch die umstrittene "Testosteronregel" des IAAF, die für Wettkämpfe über 400 Meter bis eine Meile gilt, stark eingeschränkt. Diese Regel besagt, dass Frauen, die einen Testosteronwert von mehr als fünf Nanomol pro Liter aufweisen, disqualifiziert werden können. Angesichts von Semenyas Testosteronwert, der auf einem ähnlichen Niveau wie der männlicher Sportler liegt, wurde sie von der Teilnahme ausgeschlossen. Vor diesem Hintergrund sieht sie die Regel als persönlich auf sie zugeschnitten an.
Skepsis gegenüber wissenschaftlichen Grundlagen
Die wissenschaftlichen Grundlagen der IAAF-Regelung sind nicht unumstritten. So hinterfragen Roger Pielke, Professor an der University of Colorado Boulder, und andere Wissenschaftler die Daten der zugrunde liegenden Studie. Sie kritisieren unter anderem, dass die Daten fehlerhaft seien, da bis zu 33% der Studieninformationen, wie doppelt gezählte Athletinnen und nicht zuordenbare Zeiten, als ungenau ausgewiesen wurden. Zudem beinhaltete die Studie Daten von Athletinnen, die zuvor wegen Dopings disqualifiziert wurden. Der Court of Arbitration for Sport (CAS) stellte fest, dass es einen "Mangel an Beweisen" für die Anwendung der Regel auf die Disziplinen 1500 Meter und eine Meile gebe, und empfahl, die Regel erst bei ausreichenden Beweisen in Kraft zu setzen. Diese Empfehlung wurde von der IAAF jedoch ignoriert.
Zudem weist Patrick Diel, Biochemiker und Dopingexperte, darauf hin, dass Testosteron nicht der einzige Einflussfaktor für Leistungsunterschiede im Sport sei. So sei ein umfassender Vergleich zwischen intersexuellen und nicht intersexuellen Athletinnen nicht erfolgt. Auch Semenya selbst hat nach Verletzungen und anderen Herausforderungen ihre Zeiten in der Vergangenheit hinterfragt, was die Debatte zusätzlich anheizt. Auf eine aktuelle Studie, die anzeigt, dass 7,1 von 1000 Spitzensportlerinnen erhöhte Testosteronwerte haben – vor allem in Disziplinen von 400 Meter bis eine Meile – wird ebenso verwiesen.
Intersexuelle Athletinnen und ethische Fragen
Die Regelungen des IAAF betreffen nicht nur Semenya, sondern auch viele andere Athletinnen mit abweichender sexueller Entwicklung. Eine Stellungnahme der IAAF zur Privatsphäre betont, dass Informationen über betroffene Athletinnen vertraulich behandelt werden, was in der Öffentlichkeit oft als zu restriktiv kritisiert wird. Historisch betrachtet wurde Semenya 2009 nach ihrem ersten Weltmeistertitel einem umstrittenen Geschlechtstest unterzogen, der bis heute für Gesprächsstoff sorgt. Die Ethik und die Menschenrechte im Sport rücken verstärkt in den Vordergrund. Anfragen nach der Schaffung einer dritten Geschlechtskategorie im Sport oder einer Kategorie für "Superfitte" werden immer lauter, während die Diskussion um Geschlechtsidentität, Leistung und Fairness im Wettkampf weitergeht.
Insgesamt bleibt die Situation um die Testosteronregel und die Herausforderungen, die sie für Athletinnen wie Caster Semenya mit sich bringt, äußerst komplex und umstritten. Angesichts dieser Entwicklungen wartet die Welt gespannt auf die nächsten Schritte und Anpassungen in den Regeln des internationalen Fußballs.
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